Der Barbar aus den Highlands
Angus und seine Leute unbemerkt herbeischleichen konnten, um dich zu retten.« Sie hob seine Hand hoch und deutete auf das Handgelenk, auf dem noch die Spuren der Fesseln zu sehen waren. »Er hat dich verprügelt, obwohl du verletzt und gefesselt warst.«
»Was ist mit ihm passiert?«
»Sir MacIvor hat ihn geköpft, als er dich in einem Wutanfall töten wollte.«
»Der Kopf ist zu dir gerollt und hat deine Schuhspitzen berührt.« Er verzog das Gesicht. »An alles Weitere kann ich mich nicht mehr erinnern.«
»Das wird vielleicht noch eine ganze Weile so sein.«
Sie warf sich auf ihn und begann zu weinen. In eben diesem Moment kam Angus herein. Artan konnte der Miene des alten Mannes entnehmen, wie viel diesem an ihm lag, und war gerührt. Er versuchte, die Hand zu heben, um Angus zuzuwinken oder Cecily zu streicheln, doch er war zu schwach. Offenbar stimmte es, was Cecily ihm gerade erzählt hatte. Angus trat ans Bett und umklammerte seine Hand.
»Wir haben wirklich befürchtet, dass wir dich verloren hätten und nur noch dafür sorgen können, dass du warm und sauber in deinem Bett liegst.«
»Um dann jahrelang darin zu verrotten?«
Cecily war sich sicher, dass dieser plötzliche Zorn nicht gegen Angus gerichtet war, und fand, dass es an der Zeit war, dafür zu sorgen, dass Artans Bedürfnisse befriedigt wurden. Sie fing an, den Leuten alle möglichen Befehle zu erteilen, und wunderte sich, als alle, sogar Angus, sie befolgten. Als sie wieder ins Schlafgemach schlüpfte, war Artan gebadet und rasiert, und sein Bett war frisch bezogen. Seine Haare waren noch ein bisschen feucht, offenbar waren selbst sie gewaschen worden.
»Ins Bett«, sagte er und hob die Decke eine Handbreit, was ihm allerdings all seine Kraft zu kosten schien.
Sie folgte dieser Einladung unverzüglich und schmiegte sich an ihn, auch wenn er die Arme nicht um sie legen konnte. Bald würde er wieder bei Kräften sein, und sie würden eng umschlungen schlafen. Für diese Wohltat war sie mehr als bereit, das Versprechen, das sie Gott gegeben hatte, zu erfüllen. Sie würde die perfekte Gemahlin werden, sobald sie all die Regeln herausgefunden hatte.
»Sile?«
Sie hob den Kopf und sah ihn an. »Was ist denn, Artan?«
»Danke.«
»Wofür?«
»Dass du mit mir geredet hast.«
»Du hast mich gehört?« Cecily versuchte, sich zu überlegen, was sie gesagt hatte, und wusste, dass es mehr oder weniger alles gewesen war, was in ihrem Kopf und ihrem Herzen vorging.
»Ich habe nur gelegentlich ein Wort verstanden, aber ich habe oft deine Stimme gehört.«
»Ich hatte gehofft, dass du das tun würdest. Damit wollte ich dich zurückholen. Ich war mir sicher, dass du dich irgendwo in deinem Körper versteckt hattest, und ich dachte, wenn ich mit dir rede, würdest du dich nicht immer weiter zurückziehen, sondern anfangen, heimzukommen.«
»Aye, das habe ich auch getan, weil ich dir etwas sagen wollte.«
»Was denn?«
»Dass du den Mund halten sollst.«
Einen Moment lang war sie zutiefst gekränkt, dann schwankte sie zwischen Verletztheit und dem Wunsch, ihn wegen seiner Undankbarkeit zu beschimpfen. Doch dann sah sie es: das Funkeln in seinen Augen, das ihr sagte, dass er sie nur aufzog und abwartete, was sie tun würde. Aber seine wahren Gefühle lagen in der stillen, von Herzen kommenden Dankbarkeit, mit der er dieses Gespräch angefangen hatte.
Sie beugte sich über ihn und drückte ihm einen sanften Kuss auf den Mund. »Willkommen zu Hause, Artan!«
20
H eiraten?«
Cecily hätte beinahe das Tablett mit Essen fallen gelassen, das sie zum Nachttisch tragen wollte. Sie stellte es rasch ab, bevor Artan weiterredete. Obgleich bereits zwei Wochen vergangen waren, seit er aus seiner Bewusstlosigkeit aufgewacht war, konnte sie es noch immer kaum glauben. Jedes Mal, wenn er nachts einschlief, hielt sie ihn fest und lauschte fast die ganze Nacht auf seinen Herzschlag, und morgens wartete sie nahezu verzweifelt auf das erste Zeichen, dass er wach wurde.
»Wir sind doch schon verheiratet, Artan«, sagte sie.
»Aber nicht durch einen Priester«, erwiderte er und trat zu dem Tablett, das sie auf den Tisch neben dem Kamin gestellt hatte.
Es fühlte sich gut an zu laufen, wenngleich er noch nicht so kräftig war, wie er es sich gewünscht hätte. Nachdem er Cecily auf einen Stuhl gedrückt hatte, setzte er sich ihr gegenüber, richtete ihr einen Teller mit Brot und Käse und bediente sich dann selbst. Er beobachtete sie genau und war froh, als
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