Der Barbar aus den Highlands
Kann ich dir helfen, Onkel? Soll ich dir einen Wein holen, Onkel? Meinst du wirklich, dir ist warm genug?, dann werde ich nicht auf dich warten, sondern es selbst tun. Was hast du mit dem Mädchen angestellt?«
»Ich? Nichts.« Artan stand wieder auf und begann, auf und ab zu laufen, ohne auf Angus’ Murren zu hören, dass er damit den Teppich strapazierte. »Ich dachte, sie wäre so reizend, unterwürfig und besorgt, weil ich mich noch von den paar Kratzern erholen musste, die ich mir eingehandelt habe, als ich sie aus den Klauen dieses Narren befreite; aber als sie selbst nach meiner vollständigen Genesung weiter so süß war, dass man Zahnweh davon bekommt, fing ich an, zu grübeln, was los war. Ich habe sogar absichtlich ein paar Dinge getan und gesagt, um sie zu reizen.«
»Nur ein paar?«, murmelte Angus und tat erstaunt.
Artan ignorierte ihn. »Sie hat nicht darauf reagiert, sie lief nicht zornesrot an, sondern schien völlig ungerührt. Sie hat mir nicht einmal eine der Schmähungen an den Kopf geworfen, die sie gerne einübt. Stattdessen hat sie so getan, als habe ich völlig recht, und mir versichert, sich in Zukunft noch mehr anzustrengen, damit ich keine Klagen mehr hätte. Das törichte Mädchen wirkt völlig matt. All ihr Temperament und all ihr Schwung sind dahin. Sogar im Schlafzimmer«, fügte er verdrossen hinzu.
»Wirklich? Aber darüber muss ich jetzt nichts hören!«
»Hast du etwa geglaubt, dass die Kinder, die du dir erhoffst, unter dem Heidekraut gefunden werden? Am besten hilfst du mir, herauszufinden, was meine Frau quält, sonst werden all die hübschen kleinen Spielsachen, die du da schnitzt, keine Verwendung finden. Meine feurige kleine Gemahlin zeigt im Schlafzimmer mittlerweile so viel Leben wie ein toter Fisch. Ich welke förmlich dahin. Wenn ich erfahrener wäre, könnte ich dieses Feuer vielleicht aufs Neue entfachen, aber …« Artan merkte, dass Angus ihn mit offenem Mund anstarrte, und errötete, obwohl er nicht wusste, warum er so verlegen war. »Ich war nicht mehr unberührt, falls du das denkst.«
»Nay! Aber warum mangelt es einem derart hübschen, stattlichen Burschen wie dir an Erfahrung?«
»Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Überleg doch mal, Angus: Ich habe mit keinem der Mädchen herumgemacht, die in den Burgen ihren Dienst tun, in denen ich oder meine Verwandten lebten, und auch nicht mit Mädchen, die verlobt oder noch jungfräulich waren. Mit der Frau eines anderen habe ich nur ein einziges Mal geschlafen, und das aus gutem Grund. Lucas hat auch mit ihr geschlafen, und wir haben gemeinsam gebüßt. Mir blieben also hauptsächlich Witwen und Huren. Man bekommt zwar ein paar Ahnungen, wenn man mit einer Witwe das Lager teilt, aber eine Hure ist nur ein Mädchen, das man bezahlt, um ein dringendes Bedürfnis zu stillen. Um ehrlich zu sein, ist es bei vielen Witwen nicht anders.« Er zuckte die Schultern. »Das war eine Regel, die mir meine Mutter beigebracht hat, und daran habe ich mich gehalten.«
Obwohl Angus die Stirn runzelte, nickte er zögerlich. »Gut, es waren weise Ratschläge. Ich habe zwar nie viel darüber nachgedacht, aber solche Regeln könnten einem Jungen viel Ärger ersparen. Ich wünschte, auch mich hätte jemand so beraten. Doch ich musste die bittere Wahrheit allein herausfinden.«
»Über deine früheren Liebschaften können wir uns ein andermal unterhalten«, meinte Artan gedehnt. »Ich will meine Frau zurück.«
»Dann hättest du dem Mädchen klarmachen sollen, dass du sie magst, wie sie ist.«
Sie drehten die Köpfe so rasch in die Richtung, aus der die Stimme erklungen war, dass ihre Nackenwirbel knacksten. Auf der Schwelle zu Angus’ Schlafgemach stand die alte Meg und grinste breit. Offenbar hatte es ihr Spaß gemacht, die zwei Männer zu erschrecken, die sie nun finster anstarrten. Ohne darauf zu achten, trat Meg an den Tisch, stemmte die Hände auf ihre wohlgerundeten Hüften und schüttelte langsam den Kopf. Ihr Missfallen war so spürbar, dass Artan sich beinahe gekrümmt hätte.
»Kapiert ihr das denn nicht, ihr Toren? Das arme kleine Mädchen versucht nur, eine gute Gemahlin zu sein«, meinte sie.
»Das war sie doch, sie war voller Temperament und scharfzüngig«, erklärte Artan und seufzte ein wenig bei der angenehmen Erinnerung.
»Hast du ihr denn gesagt, dass sie dir so gefallen hat? Nay, das glaube ich nicht.«
»Ich habe sie geheiratet und mit ihr geschlafen, und zwar so häufig wie möglich. Das sollte
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