Der Barbar aus den Highlands
bewogen hatte, Angus’ Angebot in Betracht zu ziehen. Sie dazu zu bringen, sich Malcolm als Laird vorzustellen, war die einzige List gewesen, die ihm eingefallen war. Es war ein schwaches Manöver, um sie für ihn und Angus einzunehmen, aber besser eine schwache List als gar keine.
Als sie durch die Tore von Glascreag ritten, überfiel Artan ein Anflug von Panik. Im Hof hatte sich bereits eine große Menge versammelt. Er würde Cecily so rasch wie möglich in ihre Schlafkammer verfrachten müssen. Wenn er dann immer noch nicht mit der Wahrheit herausrücken konnte, würde er Angus aufsuchen und ihn bitten, den Handel noch ein Weilchen unerwähnt zu lassen. Er hoffte nur, dass der Alte noch keinem anderen davon erzählt hatte.
Malcolm zum Beispiel, dachte er, als er sah, wie sich der junge Mann einen Weg durch die Menge bahnte. Er half Cecily gerade aus dem Sattel, als Malcolm zu ihnen trat. Eigentlich wollte er ihn geflissentlich übersehen, doch als er bemerkte, wie Malcolm Cecily musterte, beschloss er, dass sein Cousin eine Tracht Prügel verdient hatte, oder zumindest eine Ohrfeige, damit ihm das lüsterne Grinsen verging.
Doch als er sich auf Malcolm stürzen wollte, spürte er, dass sich Cecily fester an ihn klammerte. Seufzend hielt er inne. Malcolm zur Begrüßung einen Kinnhaken zu verpassen, hätte ihn zwar befriedigt, doch Cecily hätte sich aufgeregt. Wenn er die Begegnung mit ihrem Verwandten in eine Rauferei ausarten ließ, hätte er ihre Anspannung vergrößert.
»Malcolm, das ist Cecily Donaldson.« Artan beschloss, vorerst nichts von seiner Hochzeit zu sagen. Er wollte erst mit Angus sprechen, schon allein deshalb, weil es Angus nicht gefallen würde, wenn alle anderen vor ihm von einem solch wichtigen Ereignis in Kenntnis gesetzt würden. »Sie ist die Nichte von Angus und war vor rund zwölf Jahren mit ihrem Vater und ihrem kleinen Bruder zum letzten Mal hier in Glascreag.«
»Aye, wenn ich mich recht entsinne, stammt ihr Vater aus den Lowlands.«
Als er einen Blick auf seine Gemahlin warf, hätte Artan beinahe gelacht. Jetzt war sie es, die Malcolm am liebsten geohrfeigt hätte. Trotz all der Widrigkeiten und Tragödien, die sich in ihrem Heim abgespielt hatten, war sie stolz auf ihren Vater und auf den Ort, an dem sie aufgewachsen war. Und sie wusste, dass der Hinweis, jemand stamme aus den Lowlands, aus dem Mund eines Highlanders eine Beleidigung war.
»Das ist jetzt nebensächlich, Malcolm«, sagte Artan. »Ich glaube, Sile würde sich gern den Staub einer langen Reise abwaschen und vielleicht noch ein wenig ruhen, bevor wir uns in der großen Halle zum Essen versammeln.«
»Sile würde gern wissen, warum du sie als eine Donaldson vorgestellt hast«, sagte sie leise.
»Angus würde es nicht gefallen, wenn wir unsere Hochzeit hier auf dem Hof verkünden. Er ist der Laird, und er ist dein Onkel.«
»Aye, du hast recht, er sollte es als Erster erfahren.«
Artan hoffte, dass sie später ebenfalls so einsichtig sein würde. Auf dem Weg zur Burg befahl er einem Mann, sich um sein Pferd zu kümmern. Ein paar Schritte später beauftragte er zwei junge Burschen, seine Satteltaschen und Cecilys Beutel in sein Schlafgemach zu bringen. Insgeheim schalt er sich für seine Torheit, als ihm aufging, warum die beiden seinen Befehl breit grinsend entgegennahmen. Ihres Wissens nach war Cecily nur irgendein weibliches Wesen, das er mit nach Glascreag brachte. Nun wurde er als Lüstling betrachtet und nicht als stolzer Gemahl. Als er endlich die Tür zur Burg aufstemmte und Cecily hineinzog, hatte er das Gefühl, dass jeder MacReith im Umkreis mehrerer Meilen versucht hatte, mit ihm ins Gespräch zu kommen.
»Ich glaube, einige dieser Leute konnten es wirklich kaum erwarten, mit dir zu reden, Artan«, meinte Cecily und fragte sich, warum sie den Eindruck hatte, dass Artan sie möglichst rasch verstecken wollte. »Vielleicht geht es um etwas Wichtiges. Ich kann warten.«
»Nay, Mädchen, wenn es wichtig wäre, hätten sie sich anders verhalten.«
»Das stimmt. Wenn es um Leben oder Tod gegangen wäre, wären sie hartnäckiger gewesen.«
»Jetzt bringen wir dich erst einmal in mein Gemach, und ich sorge dafür, dass man dir ein heißes Bad bereitet.«
»Das wäre sehr schön. Manchmal kommt es mir so vor, als hätte sich der Staub der Reise in sämtlichen Poren festgesetzt. Und ich sollte wirklich sauber sein, wenn ich Onkel Angus an seinem Krankenlager besuche.«
»Er liegt nicht krank im Bett«,
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