Der Barbar aus den Highlands
schon gereicht, um sie erneut zum Weinen zu bringen. Doch als er sie nun festhielt und mit der einen Hand ihren Nacken und ihre Schultern und mit der anderen sanft ihre Brust streichelte und gleichzeitig flüchtige Küsse über ihr ganzes Gesicht verteilte, kam ihr das so liebevoll vor, dass ihr auch dabei die Tränen in die Augen stiegen. Offenbar war sie in letzter Zeit sehr nah am Wasser gebaut, und der eigentliche Grund war ihr durchaus bewusst. Egal welche anderen Gründe sie sich nannte, ihre Tränen flossen hauptsächlich deshalb, weil sie einen Traum hatte aufgeben müssen: den törichten Traum, dieser große, stattliche Mann hätte sie auch ohne irgendeine Mitgift begehrt; den Traum, der ihr vorgegaukelt hatte, sie könne ihm, seinen Worten und seiner Leidenschaft vertrauen.
»Ich möchte dir jetzt die Geschichte über diesen Handel von Anfang an erzählen«, sagte er.
Als er an dem Punkt angelangt war, wie er aus Glascreag aufgebrochen war, runzelte Cecily nachdenklich die Stirn. Es klang alles sehr einleuchtend, und es war ihrem Onkel durchaus zuzutrauen, so etwas einzufädeln. Bei ihren Gesprächen mit Angus war ihr auch klar geworden, wie sehr er sich einen Erben wünschte, solange es nur nicht Malcolm war. Sie sah die Wahrheit in allem, was Artan gesagt hatte, und dennoch zögerte sie, ihm zu glauben. Sie konnte den Schmerz, betrogen zu werden, nicht ertragen – nicht ein weiteres Mal.
Artan legte die Hände um ihr Gesicht.
»Mädchen, es war falsch, dir diesen Handel zu verheimlichen. Das weiß ich jetzt, und eigentlich habe ich es von Anfang an gewusst.«
»Aber warum hast du mir dann nichts davon gesagt?«
»Weil ich befürchtet habe, dass du mich dann nicht heiraten würdest; denn wahrscheinlich hättest du mir nicht geglaubt, dass ich dich nur deiner selbst willen begehre. Das habe ich auch Angus gesagt, und ich schwöre, es ist die Wahrheit. Die meisten Menschen heiraten, weil sie sich einen Vorteil daraus versprechen, und sei es nur eine Ziege. Ich besitze nichts. Ich bin der zweite Sohn, ein zweitgeborener Zwilling. Aber in meiner Familie heiratet man nicht um eines Vorteils willen. Bei uns bedeutet eine Ehe weit mehr, wir halten uns an das Gelübde und sind dem anderen mit Leib und Seele verbunden. Aus diesem Grund habe ich versucht, Angus klarzumachen, dass ich dich erst kennenlernen muss, bevor ich dich heirate. Wenn ich dich nicht hätte heiraten wollen, dann hätte ich dich einfach nur nach Glascreag gebracht.«
Cecily lehnte sich seufzend an seine Schulter. All das leuchtete ihr ein, doch ihre Unsicherheit wollte nicht weichen, und sie vermutete, dass das noch eine ganze Weile so bleiben würde. Sie war von zu vielen Lügen und Geheimnissen umgeben gewesen, um jetzt jemandem blind zu vertrauen. Sie wusste zwar, dass das Artan gegenüber nicht fair war, aber ihrem verwundeten Herz ging es im Moment nicht um Fairness, sondern vor allem darum, sich vor weiteren Schmerzen zu schützen.
»Ich hätte mir keine Hoffnungen machen dürfen.«
»Ich habe es zugelassen, indem ich dir nicht die Wahrheit gesagt habe, und das tut mir aufrichtig leid. Aber ich versuche dir die ganze Zeit zu sagen, dass nicht die Lairdschaft über Glascreag mich dazu veranlasst hat, dich zu heiraten. Dir ist doch sicher genauso klar wie mir, dass mehr zwischen uns ist und uns nicht nur Ländereien und Angus’ Pläne verbinden.«
Sie nickte bedächtig.
»Aye, wie könnte es anders sein, nach allem, was wir gemeinsam durchgestanden haben.«
»Darf ich dann wieder in dein Bett?«
»Gehört das zu den Dingen, die uns verbinden, Artan?«
»Bist du denn anderer Meinung?« Er hob ihr Gesicht und küsste sie zärtlich.
»Du glaubst also, dass Leidenschaft genügt, um uns zusammenzuhalten?«
»Es ist ein sehr schöner Anfang, und ich schlafe wirklich nicht gerne allein in einem kalten Bett.«
»Du könntest ja ein bisschen Torf nachlegen.« Sie richtete sich auf und runzelte die Stirn, als er zu lachen anfing. »So lustig war das nun auch wieder nicht.«
»Angus hat dasselbe gesagt, als ich mich über mein kaltes Bett beklagte.«
Cecily schnitt eine Grimasse. »Ach du meine Güte. Ich weiß nicht recht, ob es mir gefällt, dass Angus und ich dieselben Dinge sagen.«
Noch immer lachend trug Artan sie zum Bett und stellte sie sanft auf ihre Füße. Obwohl sie feuerrot anlief, zog er sie hurtig aus. Sobald er ihr letztes Kleidungsstück zur Seite geworfen hatte, schlüpfte sie ins Bett und deckte sich zu.
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