Der Barbar aus den Highlands
ziele auf den Kinnlosen«, erwiderte Angus trocken und massierte ihr unbeholfen den Rücken.
»Welche Sicherheit habe ich, dass Ihr Euer Wort halten werdet?«, fragte sie laut an Sir Fergus gewandt.
»Mein Wort als Ritter des Königs.«
Cecily wollte ihm gerade sagen, wie wenig sie davon hielt, als Laird MacIvor rief: »Ihr habt mein Wort. Habt Ihr mich gehört, Angus MacReith?«
»Aye, ich habe Euch gehört, und ich akzeptiere es«, rief Angus zurück.
Während Laird MacIvor und Sir Fergus wegritten, wandte sich Cecily an ihren Onkel: »Laird MacIvor wollte dir etwas sagen, oder?«
»Aye«, stimmte Angus ihr zu, während sie von den Zinnen stiegen. »Er wollte mir zu verstehen geben, dass er weiß, dass Sir Fergus’ Wort keinen Pfifferling wert ist. Und wenn der kinnlose Narr auch nur daran denkt, sein Wort zu brechen, wird der alte MacIvor dafür sorgen, dass er tot ist, bevor er den Gedanken zu Ende gedacht hat.«
»Also ist Laird MacIvor gar nicht so übel?«
»Nay, im Allgemeinen macht er uns keinen Ärger. Er hat nur schon lange ein Auge auf meinen Besitz geworfen, wie die meisten Lairds vor ihm. Die Gelegenheit, sich mit diesem kleinen Zwist einen Zugang nach Glascreag zu verschaffen, konnte er nicht verstreichen lassen.«
Sobald sie auf dem Hof angekommen waren, eilte die krumme Cat herbei und umarmte Cecily. Einen Moment lang ließ diese sich trösten, doch dann atmete sie tief durch und trat einen Schritt zurück, auch wenn sie Cats Hand noch ein Weilchen fest umklammert hielt. Sie hatte schreckliche Angst um Artan, und daran änderte auch Laird MacIvors Versprechen wenig.
»Offenbar weiß Sir Fergus nicht, dass frisch vermählte Frauen sich in einer Küchenecke verstecken sollen, bis der Kampf vorbei ist«, sagte Cecily und brachte zu ihrer Überraschung sogar ein kleines Lächeln zustande, als die krumme Cat lachte.
»So ist’s gut, Ihr seid ein tapferes Mädchen.« Die krumme Cat zog Cecily zur Burg. »Jetzt müssen wir Euch ausstaffieren.«
»Was soll das heißen?«
»Nun, ich denke, wir kleiden Euch als Witwe ein. Das wird dem Narren wie ein Schlag ins Gesicht vorkommen. Und wir müssen darauf achten, dass all Eure Waffen gut versteckt sind.«
»Ich habe noch nie eine Waffe benutzt«, gestand Cecily.
»Ach, macht Euch darüber keine Sorgen. Immerhin wird der kinnlose Narr dann auch nicht damit rechnen, dass Ihr welche bei Euch tragt. Ihr braucht dazu kein besonderes Geschick. Ihr müsst nur nahe genug an den Mistkerl herankommen, um ihm ein oder zwei Messer in den Leib zu rammen.«
Cecily blickte fragend auf ihren Onkel, der nur grinste. »Du hast doch einen Plan, oder?«
»Aye, das habe ich«, erwiderte er. »Keine Sorge, du musst nur dafür sorgen, dass Sir Fergus der Kinnlose glaubt, er habe das Spiel gewonnen. Halt ihn davon ab, darüber nachzudenken, dass du womöglich Teil einer List bist, die gegen ihn gerichtet ist. Ich wünschte nur, mir wäre etwas eingefallen, um MacIvor zu warnen.«
»Warum willst du MacIvor warnen? Er ist mit Sir Fergus verbündet.«
»Der ist nur mit sich selbst verbündet, und wie gesagt, er ist kein übler Bursche. Er weiß ganz genau, dass es ihm nichts als Ärger einbringt, wenn Artan etwas zustößt, und umgekehrt weiß ich, dass es mir nicht viel nützt, wenn ich ihm etwas antue, auch wenn er sich mir in den Weg gestellt hat.« Er zuckte die Schultern. »Meine Jungs wissen das genauso gut wie ich, und MacIvor ist nicht so dumm, wie er aussieht. Ich glaube, er wird bald erraten, was wir im Schilde führen, und verschwinden oder zumindest dafür sorgen, dass seine Männer es tun. Und jetzt lass dich von der krummen Cat auf deine Rolle vorbereiten.«
Artan krümmte sich und versuchte, es sich auf dem harten Boden bequemer zu machen. Er konnte stolz darauf sein, sich nach Kräften gegen eine Vielzahl von Gegnern gewehrt zu haben, aber es war ihm auch teuer zu stehen gekommen. Er hatte mehrere Verwundungen einstecken müssen, die ziemlich stark geblutet und ihn geschwächt hatten. Die Wunden mussten versorgt werden, und zwar bald, sonst konnten sie tödlich sein. Entzündungen und Fieber kosteten Kriegern weit häufiger das Leben als ein Schwert oder ein Pfeil.
Dazu kamen noch Sir Fergus’ brutale Misshandlungen. Sobald er an Händen und Füßen gefesselt und an dem Pflock festgebunden worden war, an den der Mistkerl auch Cecily gebunden hatte, war Sir Fergus so mutig gewesen, sich an ihn heranzumachen. Nur Laird MacIvors Eingreifen hatte den
Weitere Kostenlose Bücher