Der Barbar aus den Highlands
bleiben, unterstützen? In dem Fall sollte er ihm gefälligst zu einer bequemeren Lage verhelfen und ihm etwas zu trinken geben, dachte Artan missmutig, bemühte sich jedoch, seinen Verdruss nicht zu zeigen.
»Aye«, erwiderte er. »Wie Ihr sicher wisst, musste er Malcolm eine Weile als seinen Erben betrachten, weil der in einem näheren Verwandtschaftsgrad zu ihm steht.«
»Ha! Es war dem alten Angus bestimmt mächtig zuwider, dieses habgierige Wiesel als Erben einzusetzen. Aber Blutsbande sind wichtig. Eure sind natürlich jetzt, da Ihr das Mädchen geheiratet habt, viel stärker.«
»Aye, schließlich ist sie seine Nichte.«
»Das hat er schlau eingefädelt, um alles zu sichern und sich eines feigen Strolches wie Malcolm zu entledigen. Vermutlich habt Ihr Euch nicht allzu sehr beklagt, oder?«
»Nay, ganz und gar nicht.« Artan versuchte, seine Überraschung zu verbergen, als der Mann ihm einen Becher Wein reichte.
»Was macht Ihr da?«, wollte Sir Fergus wissen, als MacIvor Artan beim Trinken half.
»Ich sorge nur dafür, dass der Bursche nicht zu rasch stirbt. Ein Verwundeter braucht Flüssigkeit.«
Artan, dem es höchst peinlich war, dass er beim Trinken gestützt werden musste, brachte zum Zeichen seiner Dankbarkeit nur ein Grunzen zustande. Auf einmal trat ein junger Mann aus MacIvors Gefolge ins Zelt. Er warf einen kurzen Blick auf Artan, dann einen sehr finsteren auf Sir Fergus, und schließlich nahm er MacIvor zur Seite und redete leise auf ihn ein.
Artan hatte keine Ahnung, worüber die zwei sprachen, doch kurz darauf verschwand der Junge, ohne auch nur ein Wort an Sir Fergus gerichtet oder sich vor ihm zum Zeichen der Höflichkeit verbeugt zu haben. Die Verachtung gegenüber dem Mann, mit dem sie sich verbündet hatten, schien sich durch den gesamten Clan zu ziehen.
MacIvor kehrte zu seinem Stuhl zurück. »Also hat Euch der Alte von seiner Nichte erzählt und Euch aufgefordert, sie zu heiraten?«, fragte er Artan. »Sie zu finden, sie zu heiraten und sein Erbe zu werden?«
»Aye, so in etwa«, erwiderte Artan. »Angus hat mir erklärt, er läge im Sterben.«
»Ihr seid doch erst vor Kurzem in die Lowlands aufgebrochen, und heute hat Angus so gesund und munter gewirkt wie eh und je.«
»Er hat sich erholt.« Artan grinste, als MacIvor vor Lachen wieherte.
»Ist etwas an diesem Gespräch von Belang?«, fragte Sir Fergus scharf.
»Für mich schon. Ich ziehe mich nicht eilig in die Lowlands zurück, wenn dieser Zwist vorbei ist. Nay, ich bleibe hier auf meinem Land, das an das Land der MacReiths angrenzt«, erwiderte MacIvor. »Es ist ratsam, seine Nachbarn zu verstehen, vor allem, wenn viele von ihnen bestens bewaffnet sind.«
»Dann schwätzt eben weiter. Sobald Cecily wieder bei mir ist, verschwinde ich, und eure kleinen, schmutzigen Intrigen gehen mich nichts mehr an.«
Artan glaubte nicht, dass MacIvor nur schwätzte. Er hatte vielmehr den Eindruck, dass der Laird versuchte, zu einer Entscheidung zu gelangen, und dazu möglichst viel wissen wollte. Allerdings war sein Verstand nicht mehr klar genug, um sich zu überlegen, um welche Entscheidung es sich handeln mochte und wie sie ihm selbst helfen könnte; seine geistigen Fähigkeiten reichten gerade noch, um darauf zu achten, dass er dem Mann nicht mehr erzählte als das, was Sir Fergus als Schwätzen bezeichnet hatte. Doch im Verlauf dieses Gesprächs erfuhr MacIvor viel über Cecilys Beziehung zu Angus und auch darüber, wie erpicht Angus auf die Ehe zwischen Cecily und Artan gewesen war. Warum es dem Mann so wichtig war, solche Dinge in Erfahrung zu bringen, wusste Artan nicht, und er hatte weder die Kraft noch die Ruhe, es herauszufinden.
Einer von Sir Fergus’ Leuten trat vorsichtig ins Zelt, wobei er immer wieder einen Blick nach hinten warf. »Sir Fergus, Lady Cecily nähert sich«, verkündete er.
»Gut. Du kannst gehen.« Sir Fergus wandte sich an MacIvor, doch der Bote hüstelte und lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf sich. »Verschwinde, habe ich gesagt,«, fuhr ihn sein Herr barsch an.
»Aber Sir, ich glaube, ich muss noch mit Euch reden. Unter vier Augen.«
»Später.«
»Äh, später wird nicht viel nützen, Sir. Ich denke wirklich …«
»Ich habe dich nicht aufgefordert zu denken. Verschwinde, und zwar sofort!«
Als der Mann noch immer zögerte, warf Sir Fergus einen Becher nach ihm. Endlich zog er sich zurück. Sir Fergus gab sich die größte Mühe, ruhig zu wirken, und glättete eifrig sein Wams. Artan
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