Der Barbar aus den Highlands
Angus würde Cecily niemals Sir Fergus überlassen, doch Sir Fergus war sich sicher, dass sie kommen würde. Das bedeutete, Angus hatte einen Plan.
Bei einem Blick auf Laird MacIvor fragte sich Artan, ob sich das Misstrauen und die Abneigung, die der Mann gegenüber Sir Fergus hegte, ausnutzen ließe. Vielleicht würden er und seine Leute abziehen, wenn Artan es schaffte, seine Abneigung so zu schüren, dass er es aus tiefster Seele bereute, sich je auf Sir Fergus eingelassen zu haben? Der Laird schien kurz davor zu stehen, aber offenbar fühlte er sich noch immer an sein Wort gebunden, und abgesehen davon hätte er zu gern Glascreag erobert. Trotzdem war es einen Versuch wert, denn MacIvors Treuebruch würde Angus dienlich sein bei allem, was er plante.
»Ach, natürlich«, murmelte Artan. »Ich hatte ganz vergessen, was Ihr mit dem Mädchen vorhattet. Ihr wolltet sie ein paar Monate leben lassen und dann beseitigen, um Euch den stattlichen Rest ihres Vermögens unter den Nagel zu reißen. Und wann wollt Ihr Anabel und Edmund töten, um im Namen Eurer armen verstorbenen Gemahlin einen Anspruch auf Dunburn zu erheben?«
»Ihr seid verrückt«, sagte Sir Fergus und schenkte einem stirnrunzelnden Laird MacIvor ein widerliches Lächeln. »Er würde alles sagen, nur damit er die Frau, die mir versprochen wurde, samt ihrer Mitgift behalten kann.«
»Ihr seid vermutlich ebenfalls scharf auf ihre Mitgift«, sagte MacIvor. »Nur aus diesem Grund legt sich jemand derart ins Zeug, um ein Mädchen zurückzuholen, das ihn nicht haben will.«
»Natürlich spielt ihre Mitgift eine Rolle, aber Ihr habt das Mädchen doch gesehen. Welcher Mann wäre nicht gern mit ihr verheiratet?«
MacIvor schenkte sich schulterzuckend einen Becher Wein ein. Eine Weile musterte er stumm Sir Fergus, der zunehmend unruhig wurde, dann holte er sich einen Stuhl und ließ sich darauf nieder. Artan war enttäuscht, dass er nicht gegangen war, aber er schöpfte nach wie vor ein wenig Hoffnung aus der unverhohlenen Abneigung, mit der MacIvor Sir Fergus anstarrte. Offensichtlich hatte Sir Fergus einen Verbündeten verloren, doch da der Mann nicht gehen wollte, fragte sich Artan, wie tief der Riss zwischen den beiden tatsächlich war.
Wieder versuchte er, es sich etwas bequemer zu machen. Er fühlte sich zu schwach, um irgendeinen Plan zu seiner Rettung zu entwickeln. Wenn er nur ein Weilchen schlafen könnte, dachte er, doch dann stemmte er sich gegen diese Versuchung. Er musste wach bleiben, damit er seinen Rettern helfen konnte, wenn sie kamen, und er war sich sicher, dass das bald der Fall sein würde. Er hoffte nur, dass Cecily bei dem Plan keine herausragende Rolle spielte.
»In etwa einer Stunde werden wir herausfinden, wie viel Eurer Braut an Euch gelegen ist«, sagte Sir Fergus und trat ein wenig näher.
»Und wie wollt Ihr das herausfinden?«
»Sie wird kommen, im Austausch für Euch. Sie wird sich mir ausliefern, damit Ihr freikommt. Natürlich nur, wenn ihr wirklich etwas an Euch liegt.«
»Ich bin zu erschöpft für dieses Spiel, Bursche«, sagte Artan, wohl wissend, dass die Verachtung in seiner Stimme Sir Fergus erzürnte. »Ob dem Mädchen etwas an mir liegt oder nicht, ist in diesem Fall nicht wichtig.«
»Ach so? Was denn dann?«
»Ob sie so töricht ist zu glauben, dass Ihr auch nur eines Eurer Versprechen einlöst.«
Artan erkannte deutlich, wie sehr es den Kerl danach gelüstete, ihn zu treten. Allerdings war ihm nicht klar, warum solche Bemerkungen Sir Fergus derart erzürnten. War seine Wut nur gespielt, um MacIvor zu täuschen? Vielleicht hoffte er immer noch, dass MacIvor das Ausmaß seiner Lügen nicht erkannte, und er brauchte ihn als Verbündeten, um ungeschoren aus Glascreag abzuziehen.
Artan musterte seinen Wunden und stellte erleichtert fest, dass sie endlich zu bluten aufgehört hatten. Das Blut war zwar nur langsam herausgesickert, doch auch ein langsamer Blutverlust konnte gefährlich werden. Er hoffte, dass seine Rettung nahte, denn es fiel ihm zunehmend schwer, bei klarem Verstand zu bleiben. Das war ein schlechtes Zeichen. Außerdem fror er und war todmüde – ein weiteres sehr schlechtes Zeichen.
»Dann hat der alte Angus Euch also zu seinem Erben ernannt?«, fragte MacIvor.
Es dauerte ein Weilchen, bis es Artan gelang, den Blick auf den Mann zu richten, der ihn angesprochen hatte. MacIvor sah ihn eindringlich an, als wüsste er genau, was in ihm vorging. Wollte er ihn bei seinen Bemühungen, wach zu
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