Der Barbar aus den Highlands
murmelte Angus, als er die MacIvors musterte, die sich mittlerweile alle aus Sir Fergus’ Lager zurückgezogen hatten.
Der blonde Ian nickte. »Aye. Die Burschen wissen genau, wer wir sind, und bleiben trotzdem untätig.«
»Aber wo steckt der alte MacIvor?«
»Vielleicht noch im Lager? Er hat sein Wort gegeben, dass Artan nicht getötet wird. Möglicherweise hält er sich in seiner Nähe auf, um dafür zu sorgen, dass sein Versprechen eingehalten wird.«
»Aye, vermutlich tut er das. Und offenbar denkt er sich auch, dass wir kommen und Artan holen wollen. Deshalb hat er seinen Männern befohlen, sich aus dem Lager zu verdrücken und uns nicht im Weg zu stehen.«
»Das ist gut, aber wir haben es nach wie vor mit den ganzen Lowlandern zu tun.«
»Immerhin gibt es jetzt Lücken in der Verteidigung. Das macht es uns leichter, ins Lager zu schleichen und Artan und Cecily rauszuholen.«
»Ich habe es dem Mädchen deutlich angemerkt, dass sie dem Mistkerl fernbleiben wollte, aber sie war fest entschlossen, dafür zu sorgen, dass Artan nichts zustößt. Sie ist wirklich mutig.«
»Aye, das ist sie.«
»Laird, was habt Ihr vor?«, fragte Ian entsetzt und packte Angus am Arm, als der direkt auf die fünf MacIvors zusteuerte, die sie beobachtet hatten.
»Verlass dich auf mich, Bursche. Sie werden nichts tun, um uns aufzuhalten. Ich kenne den alten MacIvor sehr gut. Wir sind seit vielen Jahren Gegner. Er will nichts mehr mit dieser Sache zu tun haben, aber er weiß, dass wir kommen, um unseren Jungen zurückzuholen. Wie will er sich aus dem Gerangel heraushalten, ohne wortbrüchig zu werden? Ich vermute, er hat seine Männer hierher beordert und ihnen gesagt, dass sie uns übersehen sollen. Wenn wie durch ein Wunder Sir Blödmann gewinnt, wird er Fragen stellen, nicht wahr? Und die MacIvors werden sagen, dass sie uns nicht gesehen haben.«
»Schlau, sehr schlau. Aber seid Ihr Euch sicher, dass es so ablaufen wird?«
»Sicher genug, um geradewegs durch dieses Lager zu marschieren und mir die heimliche Herumschleicherei zumindest teilweise zu ersparen.«
Angus musste sich ein Grinsen verkneifen, als sich Ian mit einem leisen Fluch zu ihm gesellte. Sobald sie auf offenes Gelände traten, senkten die fünf MacIvors, die um ein kleines Feuer saßen, die Köpfe und starrten auf den Boden. Angus war beeindruckt von dem schlauen Trick des alten MacIvor. Selbst wer kein guter Lügner war, konnte jedem in die Augen blicken und behaupten, er habe keine MacReiths gesehen. Er spazierte mit Ian mitten durchs Lager, und die Männer, an denen sie vorbeikamen, starrten alle mit gesenktem Haupt auf den Boden.
»Unglaublich«, brummte Ian, als sie auf der andere Seite des Lagers angekommen waren und alle MacIvors die Köpfe hoben, doch sorgfältig darauf achteten, weder nach links noch nach rechts zu blicken.
»Wirklich sehr schlau. Das hätte ich dem alten MacIvor nie zugetraut. Offenbar habe ich den armen Kerl unterschätzt.«
»Der arme Kerl hat sein Leben lang versucht, sich Glascreag anzueignen, und wahrscheinlich bringt er auch seinen Söhnen bei, dies anzustreben.«
»Aye, vermutlich hast du recht, aber so war es schon immer, seit die MacIvors und die MacReiths in diesen Bergen die ersten Grundsteine legten.«
Als sie sich dem Zelt näherten, sah Angus, dass Bennet davor stand, in ein munteres Gespräch mit zwei Ogilveys vertieft. Bennet würde sich mit dem Satan persönlich anfreunden, dachte Angus ein wenig verstimmt. In dem Moment, als er überlegte, was er tun sollte, um den Burschen an seine Aufgabe zu erinnern, trat Bennet hinter das Zelt. Angus wusste nicht, was der Junge gesagt hatte, doch es reichte, um die beiden Wachen dazu zu bringen, ihm zu folgen.
Allmählich werde ich zu alt für solche Spielchen, dachte Angus, während er ungeduldig auf Bennets Rückkehr wartete. Er freute sich schon richtig darauf, solche Pflichten bald auf Artan zu übertragen. Beinahe hätte er sich aufgemacht, um zu sehen, was mit Bennet los war, als der junge Mann und ein weiterer MacReith, gekleidet in die Wämser der Wächter, um die Ecke traten.
In dem Moment fiel Angus eine kleine Lücke in seinem Plan auf. Die Wächter hatten auf einen MacReith aufgepasst, und jetzt sah es so aus, als hätten sie ihren Gefangenen verloren. Doch als er sich umsah, merkte er, dass niemand auf sie achtete, und atmete erleichtert auf. Nun musste er rasch handeln, denn möglicherweise gab es weitere Lücken, die er nicht bedacht hatte, und er
Weitere Kostenlose Bücher