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Der Barbar

Der Barbar

Titel: Der Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gab, in dem auch Kara ihre Heimat besessen hatte. Da hatte es eine Hochkultur gegeben, aber wo das Licht ist, da findet sich auch schnell der Schatten ein.
    Den erlebte ich hier.
    Ein ödes Land.
    Karstig. Vulkanisch. Ohne Vegetation. Eine Hochebene oder ein Plateau der Vergessenen. Weder ein Mensch noch ein Monster ließ sich hier blicken, aber es war – und davon ging ich aus – der ideale Landstrich für eine Gestalt wie den Barbaren.
    Hier konnte er sich austoben, hier konnte er mit seinen Feinden machen, was er wollte, und das hatte er sicherlich auch getan. Da brauchte ich nur auf die Toten auf den Pfählen zu schauen.
    All diese Zeichen wiesen aber auch auf das Gebiet des Schwarzen Tods hin, obwohl das mehr von Schluchten und tiefen Canyons zerrissen war, die oft genug Verstecke für Wesen bildeten, die das Licht des Tages scheuten.
    Purdy Prentiss blieb noch immer dicht bei mir. Ich spürte den harten Griff ihrer Finger an meiner rechten Seite. »Stimmt es, was ich gesehen habe?«
    Es gab für mich keinen Grund, die Wahrheit zu verschweigen. »Leider, Purdy.«
    Sie brauchte eine Pause. Dann stöhnte sie leise auf. »Ich kann es nicht ertragen, John. Nicht mehr in meinem neuen Leben. Es kann sein, dass es früher anders gewesen ist, aber heute nicht. Ich will es auch nicht wahrhaben. Ich bin jetzt anders, verstehst du?«
    »Alles klar. Nur bleibt uns nichts anderes übrig.«
    Sie wich etwas von mir weg. »Das weiß ich leider. Trotzdem hasse ich es.«
    »Komm, wir müssen uns auf den Weg machen.
    Ich hörte ihr Lachen. »Und wohin? Wohin sollen wir in dieser verdammten Welt gehen?«
    »Der Barbar ist wichtig. Vergiss das nicht. Um ihn allein dreht sich alles.«
    »Ich hasse ihn!«
    »Das tue ich auch. Aber wir kommen nicht los von ihm. Er wird nicht aufgeben. Ich möchte nicht, dass es dir so ergeht wie Eric La Salle. Diesmal müssen wir stärker sein.«
    »Ja, stärker«, flüsterte sie und musste selbst darüber lachen. »Ob wir das sind?«
    Ich konnte ihr keine konkrete Antwort geben, denn ich hatte selbst meine Zweifel. Wir waren hier und mussten uns durchschlagen.
    Purdy Prentiss riss sich zusammen. Sie blickte sich in der Umgebung um. Dabei nahm sie auch die Gestalten an den Pfählen wahr, aber sie schaute rasch an ihnen vorbei. Ihr Interesse galt mehr dieser trostlosen Landschaft. Es folgte eine fast automatische Frage.
    »Wo sind wir hier?«
    »Ich habe keine Ahnung. In Atlantis. In einer Zone, die anderen gehört als den Menschen. Ich war schon einige Male auf dem Kontinent, aber ich kann mich an einen Ort wie diesen hier auch nicht erinnern. Er ist eben schrecklich. Er ist ein Platz für die Toten, und sie mahnen die Lebenden. Mehr kann ich dazu auch nicht sagen.«
    Purdy hatte sich wieder gefangen. Sie versuchte, normal zu denken und auch normal zu sprechen. »Kann es sein, dass der Barbar hier seine Grenzen abgesteckt hat?«
    »Das ist durchaus möglich.«
    »Gut.« Sie nickte vor sich hin. »Da wir hier eingedrungen sind, wird er sicherlich hier erscheinen, um nachzuschauen. Er muss ja etwas zu Ende bringen. Deshalb frage ich dich, ob wir hier auf ihn warten sollen. Ein letzter Kampf im Schatten der Gepfählten. Und wenn wir verloren haben, weiß ich, wie wir enden werden...« Sie schauderte zusammen und traute sich nicht, auf die Pfähle zu blicken, obwohl jeder von uns wusste, was sie damit gemeint hatte.
    »Es gibt nicht nur diesen Platz, Purdy.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich habe keine Lust, hier stehen zu bleiben und zu warten. Ich möchte weitergehen. Ich will mich hier umschauen, und ich möchte, wenn eben möglich, den Barbar finden. Ich gehe sogar davon aus, dass uns das gelingen wird.«
    Die Staatsanwältin blieb auf der Stelle stehen. Aber sie drehte sich. Sie wollte alles sehen. Den dunklen Himmel mit den roten Feuerflecken dazwischen. Die graue, trostlose und auch tote Landschaft. Eigentlich alles, was in ihrem Blickbereich lag, und sie entdeckte auch das, was mir ebenfalls aufgefallen war, über das ich mit ihr allerdings noch nicht gesprochen hatte.
    Purdy streckte den Arm vor. An den Gepfählten wies sie vorbei. »Sind das Wolken?«, fragte sie leise.
    »Das glaube ich nicht.«
    »Was dann?«
    »Felsen. Vielleicht auch Verstecke.«
    Purdy schluckte. »Für wen, John, sollen es Verstecke sein? Sei ehrlich. Nimm auf mich keine Rücksicht. Dieses Land ist nicht so leer, wie es scheint. Dass ich hier überhaupt existieren konnte, empfinde ich selbst als kleines Wunder. Damals bin

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