Der Baron und die widerspenstige Schöne
für den kleinen James ungeeignet.“
Luke blickte sie gespielt finster an, aber als die Kutsche am Treppenaufgang vor Malberry Court hielt und James die Stufen hinuntereilte, sprang er hinaus und half ihr galant beim Aussteigen, jeder Zoll der respektable Gatte.
„Ihr seid früher hier, als erwartet“, grüßte James und schüttelte seinem Bruder die Hand. Dann wandte er sich an Carlotta, gab ihr einen Kuss auf die Wange und schaute sie bewundernd an. „Du siehst großartig aus, meine Liebe. Kann ich daraus schließen, dass mein verruchter Bruder gut für dich sorgt?“
„Nun, Sir, er treibt ganz schamlos Schindluder mit mir.“
„Pah!“ Luke grinste. „Sag mir ehrlich, James, sieht sie etwa aus wie eine vernachlässigte Ehefrau?“
„Ganz im Gegenteil. Ihr beide seht vielmehr sehr selbstzufrieden und glücklich aus. Wart ihr schon in der Stadt?“
„Nein. Gleich nach der Hochzeit sind wir nach Rom gereist, wie du weißt. Mein Schwiegervater wollte mit mir vor all seinen Verwandten prahlen!“
„Und warum auch nicht?“, verkündete Carlotta. „Er ist sehr stolz auf seinen Schwiegersohn, der nichts Geringeres ist als ein Baron!“
Luke gab ihr einen Kuss auf die Hand. „Anschließend sind wir direkt nach Darvell Manor zurückgekehrt. Ich nehme meine Verantwortung als Gutsherr jetzt sehr ernst.“
„Ja, das wurde auch Zeit! Kommt herein. Adele ist mit dem Baby in ihrer Suite, aber sie hat mich angewiesen, euch gleich zu ihr zu bringen.“
„Wie geht es ihr?“, fragte Carlotta, während James sie durch die Halle geleitete.
„Sie ist wohlauf. Wie ihr euch erinnert, spürte ich einen Hauch der Sorge, als sie beschloss, keine Amme für den Kleinen zu nehmen, doch ihr werdet ja gleich selbst sehen, dass es beiden prächtig geht.“ Ihnen voran ging er die Treppe hinauf und in Adeles Schlafzimmer. „Hier, meine Liebe, ich habe sie dir gleich gebracht, wie befohlen. Sie hatten nicht einmal Gelegenheit, ihre Mäntel abzulegen.“
Adele lag, in einen blauen Seidenmorgenrock gehüllt, auf dem Tagesbett und schaukelte sanft die Wiege an ihrer Seite. Lächelnd streckte sie nun die Hände aus.
„Carlotta, meine Liebe. Und Luke! Kommt und schaut euch euren Patensohn an. Ist er nicht wundervoll?“
Luke warf einen kurzen Blick auf das kleine Bündel in der Wiege und murmelte etwas Unverständliches.
Carlotta fing Adeles Blick auf, und beide mussten lachen. „Er ist hinreißend“, sagte Carlotta und schob Luke zur Seite. „Ist er denn ein braves Baby?“
„Er schläft sehr viel, aber er ist sehr einnehmend, wenn er wach ist. Also ganz der Vater“, erwiderte Adele mit einem humorvollen Zwinkern in den Augen. „Und alle sagen, er ist ihm wie aus dem Gesicht geschnitten.“
„Verflixt, alle können es sehen, nur ich nicht“, murmelte James. „Wir hatten inzwischen bereits so viele Besucher, dass ich allmählich wünschte, wir hätten Adele im Empfangszimmer untergebracht. Lord und Lady Broxted haben uns gestern besucht, Mr. und Mrs. Price machten uns vorgestern ihre Aufwartung. Sie sind auf dem Weg in die Stadt, um Julias Brautkleid und Aussteuer zu besorgen.“
„Ah ja, wie ich hörte, feiert sie diesen Sommer mit Viscount Fairbridge Hochzeit“, meinte Carlotta. „Das freut mich sehr, denn ich glaube, die beiden passen gut zueinander.“ Sie zögerte kurz, bevor sie fortfuhr: „Und gibt es Neuigkeiten von Mr. Woollatt?“
Adeles Augen funkelten belustigt. „Meine Spione erzählen mir, dass seine Frau Mama eine sehr passende Braut für ihn gefunden hat, die kultiviert ist, über ein stattliches Vermögen verfügt und aus sehr angesehener Familie stammt.“
„Sie klingt ausgesprochen langweilig und fade“, sagte Luke. „Allerdings ist Woollatt ebenfalls ein ausgesprochen fader Langweiler.“ Er zog Carlotta in seine Arme. „Mit mir bist du viel besser dran, weißt du das?“
Carlotta errötete, dann brachte James sie zum Lachen, indem er ob dieser offenkundigen Geste der Zuneigung eine lustige Grimasse zog. Ein Schniefen aus der Wiege lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Baby. Adele begann die Wiege zu schaukeln, und James ging zu ihr, um einen Blick auf seinen Sohn zu werfen.
„Ich hatte schon befürchtet, diesen Tag nicht zu erleben“, meinte er und streichelte dem schlafenden Baby über die Wange. „Nach dem Unfall mit dem Gig hatte ich Angst, euch beide zu verlieren.“
Adele griff nach seiner Hand und lächelte ihn liebevoll an. „Du weißt doch spätestens seit
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