Der Baron und die widerspenstige Schöne
sie allerdings erst einmal miteinander bekannt sind und Sie sich in schicklicher Demut und Bescheidenheit üben, wird sie sich zweifellos im Laufe der Zeit für Sie erwärmen.“
Carlotta setzte ein gezwungenes Lächeln auf und war dankbar, dass James ihr eine Antwort ersparte. In herzlichem Ton meinte er: „Nun, da dies geklärt ist, können wir zum Haus zurückkehren. In der Tasche sind Ihre Kleider, Miss Riv… ich meine Miss Durini.“
Luke nahm ihm die Tasche ab. „Fahr mit Mr. Woollatt voraus, James. Miss Durini ist immer noch sehr bleich. Ich möchte es nicht riskieren, sie bereits jetzt der kühlen Nachtluft auszusetzen. Die Kutsche soll uns später abholen.“
Die Brüder wechselten einen Blick, wie Carlotta bemerkte, und eine leise Stimme in ihrem Kopf wollte Einwände erheben, wollte sagen, dass sie sich gut genug fühlte, um den kurzen Weg zum Haus auf sich zu nehmen. Aber die Stimme war sehr leise und rasch zum Schweigen gebracht. James war bereits an der Tür.
„Ja, natürlich. Kommen Sie, Woollatt. Wir fahren zurück ins Haus. In meinem Arbeitszimmer habe ich einen ausgezeichneten Cognac, der für Situationen wie diese genau das Richtige ist.“ Mr. Woollatt den Vortritt lassend, geleitete er ihn bestimmt aus dem Zimmer.
„James!“
„Ja, Luke?“
„Du brauchst dich mit der Kutsche nicht zu beeilen.“
James warf Carlotta einen fragenden Blick zu.
Sie nahm eine Haarsträhne und ließ sie durch die Hand gleiten. „Es wäre wohl sehr unklug, nach draußen zu gehen, solange mein Haar noch nass ist.“
Sein wissendes Schmunzeln trieb ihr die flammende Röte in die Wangen.
„Wie Sie wünschen.“
Carlotta blieb reglos stehen. Sie lauschte den Stimmen, die sich immer weiter entfernten, hörte, wie die Eingangstür zuschlug. Stille breitete sich aus. Schließlich ergriff Luke das Wort.
„Du bist sehr blass.“
„Ja.“
„Ich stelle dir eine Chaiselongue vor den Kamin.“
Sie nickte und schaute zu, wie er eine der Liegen auf den Teppich vor den Kamin zog.
„Das könnte helfen.“ Er ging zu einem der Tische und schenkte ein Glas Wein aus einer offenen Flasche in ein Glas. „Die Dienstboten kommen erst, wenn es hell wird. Wir können uns daher genauso gut an den Resten laben.“ Er setzte sich neben sie und reichte ihr das Glas. „Trink das“, sagte er und legte ihr einen Arm um die Schulter.
Es schien das Natürlichste der Welt, sich an ihn zu lehnen.
„Dein Haar würde schneller trocknen, wenn du dich wieder vors Feuer kniest.“
„Aber so ist es sehr viel bequemer.“ Sie nahm einen Schluck aus dem Glas. Der Wein war dunkelrot und schmeckte nach Beeren. „Glaubst du, er wird es tun?“
„Was?“
„Mich in der nächsten Saison seiner Mutter vorstellen.“
„Das steht zu befürchten, indes wirst du bis dahin längst Lady Darvell sein.“
Carlotta verschluckte sich und musste so stark husten, dass sie ihm das Glas reichte. Luke stellte es auf dem Boden neben dem Sofa ab.
„Ist … ist das ein Heiratsantrag?“, fragte sie, als sie ihre Stimme wiedergefunden hatte.
„Nein, mein Schatz, ich setze dich lediglich davon in Kenntnis, dass wir heiraten werden, selbst wenn ich dich dazu vor den Altar schleifen müsste.“
Ihre Lippen zuckten. „Aber stört dich meine … äh … peinliche Herkunft nicht ?“
„Deine Herkunft ist keineswegs peinlich. Dein Vater ist ein großer Künstler. Ich hoffe nur, er hält mich seiner Tochter für würdig. Ich besitze kaum Vermögen, wie du mir bei mehreren Gelegenheiten unmissverständlich unter die Nase gerieben hast.“
Sie errötete. „Es war schrecklich von mir, das zu sagen. Ich schäme mich meiner selbst.“
Sein Arm schloss sich fester um sie. „Ich habe dich verletzt. Mir war allerdings nicht bewusst, wie sehr.“
„Dieser Tag im letzten Sommer …“ Sie nestelte am Gürtel des Morgenmantels. „Wolltest du … hattest du damals vor, um mich anzuhalten?“
„Ja, bis ich hörte, dass Broxted dich in die Gesellschaft einführen wollte. Ich war der Ansicht, dass du ein Recht darauf hattest.“
Eine große Welle des Kummers überflutete sie. Sie neigte den Kopf. „Ich war so unglücklich! Ich wollte nicht weggehen und bei meinem Onkel leben. Aber als du am nächsten Tag nicht kamst, dachte ich, dass du mich nicht liebst.“
Heftig fasste er ihre Schultern und drehte sie zu sich um. „Dich nicht lieben? Weißt du, wie sehr ich mich überwinden musste, Malberry an diesem Tag zu verlassen? Mir war zumute, als
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