Der Baron und die widerspenstige Schöne
völlig sicher: Sie wollte Mr. Woollatts nicht für sich gewinnen.
11. KAPITEL
Zu Lady Broxteds Enttäuschung und Carlottas Erleichterung hatte man Mr. Woollatt am anderen Ende der Dinnertafel platziert. Carlotta selbst sollte neben Adele sitzen, worüber sie sehr froh war. Allerdings brachte sie es doch etwas aus der Fassung, als Luke auf den Platz neben ihr schlüpfte. Ihre Tante hatte sie zwar ermahnt, ihr Lächeln für Mr. Woollatt aufzusparen, indes fiel es ihr ausgesprochen schwer, sich daran zu halten, als Luke sie mit diesem herzlichen Funkeln in den Augen anblickte. Nervös suchte sie nach unverfänglichen Worten.
„Haben Sie Ihren Ausritt heute genossen, Mylord?“
„Ja“, antwortete er. „In der Umgebung von Malberry gibt es einige schöne Aussichtspunkte, und der Park bietet ideale Voraussetzungen zum Galoppieren.“
Carlotta unterdrückte ein Seufzen. „Ich wünschte, ich hätte mitkommen können. Ich reite sehr gerne.“
„Hat Lord Broxted Ihnen ein eigenes Pferd in der Stadt besorgt?“
„Nun, ich hatte ein Mietpferd, eine sehr hübsche Stute, die nur leider keinerlei Esprit besaß. Zu mehr als einem gemächlichen Tempo konnte man sie nicht bewegen. Ich glaube gar, sie ist noch nie in ihrem Leben galoppiert.“
„Dann sollten wir Adele unbedingt bitten, während Ihres Aufenthaltes hier einen Ausritt zu arrangieren, den Sie auf einem lebhafteren Pferd genießen können.“
Sie dankte ihm und plauderte im Verlauf der Mahlzeit ganz selbstverständlich mit ihm. Er unterhielt sie gerade mit einigen Anekdoten aus seinem Leben, als sie den tadelnden Blick ihrer Tante auffing.
„Ah“, meinte Luke leise, dem der Blickwechsel zwischen Lady Broxted und Carlotta nicht entgangen war. „Ich benehme mich wohl zu plump vertraulich und aufdringlich.“
„Nein, ganz und gar nicht“, entfuhr es Carlotta. „Es ist nur …“
Unglücklich brach sie ab, aber Luke nickte bloß.
„Ich verstehe schon“, sagte er sanft. „Wenn man sieht, dass Sie solch herzlichen Umgang mit mir pflegen, könnte dies Ihre anderen Verehrer abschrecken.“
Ein Zornesfunke glimmte in Carlotta auf und verlieh ihren Wangen eine brennende Röte. „Gewiss kann es sich nicht nachteilig auswirken, wenn wir uns beim Dinner unterhalten. Ich kann Sie ja wohl kaum ignorieren, das wäre unhöflich.“
Er lachte. „Das wäre es in der Tat. Vielleicht sollten wir unsere Konversation aber besser auf langweilige, alltägliche Banalitäten beschränken. Lassen Sie mich gleich damit beginnen. Den Steinbutt kann ich Ihnen sehr empfehlen, Miss Rivington.“
Carlotta betupfte sich die Lippen mit der Serviette, um ihr Schmunzeln zu verbergen. Luke würde man niemals als banal oder langweilig bezeichnen können!
Nach dem Dinner wich ihre Tante ihr nicht mehr von der Seite, während sie gleichzeitig versuchte, Mr. Woollatt aufzuheitern. Offenkundig hatte sie Erfolg damit, denn als Carlotta sich zur Nachtruhe zurückzog, drückte er ihr einen Kuss auf die Hand und zeigte ihr durch ein strahlendes Lächeln, dass er ihr vergeben hatte.
Carlotta saß im Bett und nippte an ihrer heißen Schokolade, als ihre Tante am nächsten Morgen das Zimmer betrat.
„Ich habe mein Bestes gegeben, jetzt liegt es an dir, deinen Verehrer zurückzugewinnen. Ich vertraue darauf, dass du Mr. Woollatt im Sattel beeindruckst.“
„Oh!“, rief Carlotta erfreut. „Reiten wir aus?“
„Dein Onkel und ich nicht. Mrs. Ainslowe hat mir indes versprochen, ein Auge auf dich zu haben, solltest du an dem Ausritt teilnehmen wollen. Sie meint, sie hat das passende Pferd für dich. Außerdem werden auch Mrs. Price und Julia mit von der Partie sein.“
„Oh, famos!“, freute sich Carlotta und sprang aus dem Bett. „Davon wusste ich ja gar nichts. Wann habt ihr das denn vereinbart?“
„Gestern Abend, nachdem du dich auf dein Zimmer begeben hast. Als Mrs. Ainslowe den Vorschlag machte, habe ich nicht gezögert, zu sagen, dass du dich bestimmt gerne anschließen würdest. Ich weiß doch, wie sehr du Ausritte liebst.“
„Vielen Dank, Tante Broxted!“ Carlotta umarmte ihre Tante herzlich.
„Nun, nun, schon gut, Kindchen. Zeig deine Dankbarkeit lieber dadurch, dass du Mr. Woollatt bezauberst.“
Eine Stunde später verließ Carlotta auf einer hübschen, kleinen grauen Stute den Stallhof. Rasch schloss sie zu ihrer Gastgeberin auf, um ihr ihren Dank auszusprechen. „Das ist ein wunderschönes Pferd und so lebhaft. Ich kann es gar nicht erwarten zu
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