Der Baron und die widerspenstige Schöne
galoppieren. Das ist doch erlaubt, sobald wir im Park sind?“
„Aber selbstverständlich“, antwortete Adele. „Die Stute heißt ‚Flame‘, und sie trägt ihren Namen zu Recht, denn sie ist ebenso feurig wie eine Flamme. Es freut mich, dass sie Ihnen gefällt. Vor meiner Heirat war sie mein Lieblingspferd, dann hat James mir Zephir geschenkt. Ihm zu Gefallen muss ich sie nun reiten.“ Lachend tätschelte sie den glänzenden schwarzen Hals ihres Pferdes.
„Ich fühle mich geehrt, dass Sie mir Flame gegeben haben.“
„Luke erzählte mir von Ihrer Vorliebe für temperamentvolle Pferde. Miss Price dagegen zieht ein ruhigeres Pferd vor. Sie ist eine sehr unsichere Reiterin.“
Carlotta schaute zu Julia hinüber. Sie saß auf einem stämmigen Braunen, dessen stumpfer Blick unmissverständlich verkündete, dass er nicht die Absicht hegte, schneller als im Schritttempo zu gehen. Carlotta hätte es gar nicht gefallen, auf solch einem lahmen Klepper zu sitzen, aber Julia schien glücklich damit, wenngleich ihr Glück auch dadurch ausgelöst sein mochte, dass Lord Fairbridge neben ihr ritt.
„Ihre Stute scheint sehr temperamentvoll, Miss Rivington“, bemerkte Mr. Woollatt und lenkte sein Pferd neben sie.
„Das ist sie, Sir. Sie sehnt sich nach einem Galopp.“
Er schenkte ihr ein nachsichtiges Lächeln. „Haben Sie keine Angst, ich werde Ihnen nicht von der Seite weichen und sofort in die Zügel greifen, wenn die Stute Ihnen durchzugehen droht.“
Carlotta sah, wie Adele belustigt die Augen verdrehte, und musste sich bemühen, nicht in Lachen auszubrechen. Schließlich hatte sie versprochen, Mr. Woollatt nicht zu verstimmen. Bevor sie ihm allerdings antworten konnte, lenkte Mr. Price ihre Gedanken in andere Bahnen.
„Mein Bursche sagte mir, im Dorf soll es Straßenräuber geben, Ainslowe. Wie ich hörte, haben die Halunken Ihren Maler angegriffen.“
James nickte. „Diese Schurken. Wäre sein Diener nicht in der Nähe gewesen, hätten sie ihn wohl umgebracht.“
„Um Himmels willen!“, entfuhr es Mrs. Price.
„Keine Sorge, Madam.“ James lächelte ihr beruhigend zu. „Als ich davon erfuhr, habe ich meine Männer unverzüglich die Gegend absuchen lassen. Es gibt keinen Hinweis auf Straßenräuber. Vermutlich sind diese verflixten Gauner längst über alle Berge.“
„Und wie geht es dem Künstler jetzt?“, fragte Mr. Price.
„Er hat eine Verletzung am Kopf davongetragen, aber zum Glück ist es nichts Ernstes. Ich habe ihm gesagt, er solle sich ausruhen, bis er wieder vollkommen genesen ist. Wie ich ihn kenne, wird er allerdings in spätestens ein oder zwei Wochen seine Arbeit wieder aufnehmen.“
„Was kann es denn in Malberry Court für ihn noch zu tun geben?“, sagte Sir Gilbert lachend.
„Oh, im Haus hat er bereits alles fertiggestellt“, antwortete James. „Im Park allerdings sind noch einige Pavillons zu verschönern.“
„Mein Gatte ist entschlossen, jede freie Wand auf dem Anwesen ausmalen zu lassen“, sagte Adele.
James zog seinen Hut. „Nur dir zu Gefallen, meine Liebe. Das tue ich alles nur deinetwegen.“
Adele lachte. „James will alles nur vom Feinsten“, sagte sie zu Carlotta. „Aber was soll ich mich beschweren. Er hat mir eine wunderhübsche kleine Kutsche gekauft, mit der ich auf dem Anwesen selbst fahren kann.“
„Liebe Güte, hoffentlich handelt es sich nicht um einen Phaeton!“, rief Mr. Woollatt aus. „Das Fahren in solchen Wagen ist äußerst gefährlich. In der Stadt gab es bereits zahlreiche Unfälle mit Phaetons, manche endeten sogar tödlich.“
„Keine Bange, Sir. Ich habe keinen Phaeton, sondern ein Gig. Sie müssen mich unbedingt einmal bei einer Ausfahrt begleiten, Miss Rivington.“
„Sehr gern, Madam.“
„Und Sie haben auch keine Sorge, dass wir uns aufgrund meiner Fahrweise überschlagen?“, fragte Adele mit schelmischem Seitenblick.
„Ich werde das Risiko eingehen“, antwortete Carlotta lachend.
Mr. Woollatt schüttelte missbilligend den Kopf. „Sie sind viel zu leichtsinnig, Miss Rivington. Auf solch gefährliche Unternehmungen sollten Sie sich nicht einlassen.“
Ihren Ärger unterdrückend schenkte Carlotta ihm ein aufgesetztes Lächeln. „Ich fühle mich geehrt, Sir, dass Sie derart um meine Sicherheit besorgt sind“, meinte sie mit honigsüßer Stimme.
Mr. Woollatt blinzelte verwirrt, dann reckte er stolz die Brust und schaute recht selbstzufrieden drein.
Als sie das offene Gelände erreichten, wurde Carlottas
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