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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Bertran auch hier in Outremer ein
tornei
veranstalten wollte. Eine Gelegenheit für junge Heißsporne, sich zu messen und die eigene Geschicklichkeit vor den Hofdamen zur Schau zu stellen. Für alte Krieger wie mich waren solche Scheingefechte lächerlich. Nur wer bereit ist, zu töten, sollte eine Waffe in die Hand nehmen. An der Rauferei wollte ich mich also nicht beteiligen, aber das Fest selbst würde sicher unterhaltsam werden.
    »Ich danke Euch für die Einladung,
Comtessa.
«
    »König Balduin hat sich angemeldet und wird fünfzig seiner besten Ritter mitbringen«, erzählte sie freudig. »Auch der Patriarch von Jerusalem und der Nuntius des Papstes, der sich dort aufhält, werden uns beehren. Der Graf möchte die Eroberung von Tripolis gebührend feiern.«
    »Darauf kann er auch stolz sein.«
    »Vielleicht«, sagte sie und legte mir die Hand auf den Arm, »aber es ist nichts im Vergleich zu den Mühen von Männern wie Euch, die hier so viele Jahre gekämpft haben. Den tapferen Kriegern der
militia christi
soll dieses Fest gewidmet sein. Nur euch haben wir den Sieg zu verdanken.«
    Ich hatte den Eindruck, sie meinte es sogar ernst.
    Dann rief sie ein junges Mädel aus ihrem Haushalt mit Namen Cortesa zu sich. Diese sollte Adelas Dienstmagd sein, bis ich selbst jemanden gefunden hätte. Ich lehnte das Angebot höflich ab und verwies auf meinen Knecht Alexis, der gut für uns sorgte. Doch davon wollte Elena nichts wissen. Wer hätte denn schon gehört, dass eine
donzela
von Stand von einem Stallburschen bedient würde. Nein, nein, da gebe es keine Widerrede.
    »Hier sind ein paar Dinge für Eure Tochter, Jaufré«, sagte sie und reichte der Magd einen prall gefüllten Ledersack. Als ich nach dem Inhalt fragte, erwiderte sie leicht atemlos, es seien nur ein paar Kleinigkeiten für ein junges Mädchen und nichts, was Männer anzugehen habe. Dann lachte sie über mein Stirnrunzeln, jedoch nicht ohne einen Anflug von Errötung. Zum Abschied fiel ich auf ein Knie, bedankte mich für die Freundlichkeiten und küsste die Ringe an ihren Fingern.
    Den Ledersack hängte ich an den Sattelknauf, und so ritten wir zur Festung zurück, zusammen mit der Magd Cortesa, die zu Fuß mit ihrem Bündel auf dem Rücken neben uns herstapfte. Sie war aus der Borgonha wie Elena selbst, und es war nicht ganz leicht, ihre Sprache zu verstehen. Aber sie war ein hübsches Mädel und schien freundlich genug. Wer sich den Namen Cortesa für diese kräftige Bauerntochter ausgedacht hatte, muss einen Sinn für Humor gehabt haben, denn die feine höfische Art, die der Name andeuten will, war ihrer Natur sicher fremd. Doch sie sollte sich bald als beherzte und handfeste Magd erweisen, die sich nicht scheute, selbst mich herumzukommandieren, wenn es ihr passte. Adela mochte sie gleich, und so war ich zufrieden, sie in unseren kleinen Haushalt aufzunehmen. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellen sollte.
    ***
    Ich hatte beschlossen, an diesem Tag, dem Vorabend des Osterfestes, meinen Freund Hamid zum Abendmahl zu laden. Es war das Ende der Fastenzeit, und niemand konnte etwas gegen ein üppiges Mahl einzuwenden haben. Hamid kam in ein langes, weißes Gewand gekleidet, das zusammen mit dem ebenfalls weißen Turban einen Gegensatz zu seiner mattdunklen Haut bildete. Darüber hatte er einen nachtblauen, leichten Umhang geworfen, und im Gürtel steckte ein mit Gold und Edelsteinen verzierter arabischer Dolch. Adela betrachtete seine Erscheinung mit leuchtenden Augen.
    »
Jes Maria,
Hamid! Du siehst himmlisch aus!«
    Die weißen Zähne blitzten in seinem breiten Lächeln, als er sich zum Wangenkuss herabbeugte. »Ich danke dir,
petit Domna.
Und du bist dabei, noch schöner als deine Mutter zu werden.«
    In der großen Festungsküche wurden üblicherweise gewaltige Mengen einfacher Mahlzeiten für die Besatzung zubereitet. Für diesen Abend jedoch hatte ich dem Herrn der Köche einige Silbermünzen zugesteckt und dafür etwas Erlesenes erbeten. Cortesa und Alexis mussten wiederholt mit den verschiedenen Gängen die Stiegen von der Küche herauf erklimmen und kamen mächtig ins Schwitzen. Dafür erhielten sie ihren Anteil an unserem Festessen, den sie gemeinsam in Alexis’ Kammer verzehrten.
    Zuerst gab es in Palmblätter gerollten und mit Lauch gedünsteten Fisch, verziert mit Hummerkrabben und Muscheln. Dann am Spieß gebratene Täubchen und Wachteln. In Folge Lamm mit Knoblauch und Kräutern in einem irdenen Topf in Wein geschmort. Für viele

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