Der Bastard von Tolosa / Roman
abgekauft, um unser umfangreiches Gepäck zu tragen. Einem von ihnen legten wir einen Packsattel auf, denn ich wollte zu den Kontoren am Hafen, um meine Wechsel einzulösen. Und Brun sollte mich begleiten. Ich sagte ihm rundheraus, um was es ging, dass ich ihn als Wächter meiner Habe bräuchte und dass ich mich auf sein ehrliches Gesicht verließe. Dann erklärte ich ihm unsere Reisepläne.
»Ich glaube kaum, dass wir unterwegs etwas zu befürchten haben. Schließlich sind wir vier Bewaffnete.« Auch Alexis würde diesmal ein Schwert tragen. »Sollten wir dennoch überfallen werden, dann ist es deine Aufgabe, meine Tochter zu schützen.«
Brun sah zu Boden. »Traut Ihr mir nichts zu, Herr?«
Ich verstand. Kindermagd zu spielen war anscheinend unter seiner Würde. Ich legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ganz im Gegenteil. Nichts bedeutet mir mehr als meine Tochter.«
»Verstanden, Herr«, sagte er wenig überzeugt. »Ich werde sie mit dem eigenen Leib decken.«
»Dein Schild würde auch schon helfen«, erwiderte ich trocken.
Er grinste verlegen.
»Du musst es so sehen, Brun. Hamid und ich sind es gewohnt, zusammen zu kämpfen. Wir ergänzen uns. Aber nur, wenn wir uns auf deine Rückendeckung verlassen können und dass du Adela beschützt. Außerdem bist du unsere Verstärkung, sollte es schlecht laufen, ist das klar?«
»Jetzt weiß ich, was Ihr meint, Herr.«
»Und nun leg diesen hässlichen Rosthaufen ab.«
Ich deutete auf das geflickte Kettenhemd, das er trug. Verwundert gehorchte er. Ich öffnete einen unserer Lederpacken und zog ein gut gearbeitetes und geöltes Kettenhemd in einwandfreiem Zustand heraus. Das warf ich ihm in die Arme.
»Sieh, ob es passt. Stammt von einem ungewöhnlich großen Türken. Du darfst es tragen, solange du in meinen Diensten stehst. Und hier ist ein gutes Schwert. Mit dem alten kann man ja höchstens noch den Garten umgraben.«
Bruns Augen leuchteten. Es war weder die wertvolle Rüstung noch das Schwert. Nein, es war, weil ich ihm vertraute. Für einen Mann wie Brun hat dies große Bedeutung. Er sagte nichts, denn er war kein Kerl fürs Reden, aber nun war er mein Mann geworden, das spürte ich. Wir verließen mit dem Maultier die Herberge. Nun würde sich erweisen, ob Bruder
Albertus mich in meinen Geldgeschäften gut beraten hatte.
***
Das Viertel der
jusieus
nimmt einen wichtigen Teil der südlichen Ciutat ein, ganz in der Nähe des Grafenpalastes. Von alters her hat Narbona eine große hebräische Gemeinde. Es gibt sogar eine Schule für ihre Priester, die von weit her besucht wird. Ähnlich wie unsere Klosterschulen, nehme ich an. Und mitten in diesem geschäftigen Viertel besaß der Jude Ephraim ein geräumiges, von außen schlichtes Steinhaus.
Weil die Genueser Kaufleute nicht genug Geldmittel vorrätig hatten, um meinen Wechsel vollständig auszuzahlen, und ich zornig geworden war und nicht warten wollte, bis ihre nächste Flotte eintraf, hatten sie mir empfohlen, mich hier an den reichsten
cambiador
der Stadt zu wenden. Der würde jeden Tag solche Geschäfte tätigen.
»Meine Familie und ich, wir brauchen nicht viel und leben einfach«, sagte der Hausherr sanft, als ich die Bescheidenheit seines Hauses anmerkte. »Außerdem ist es nicht klug, den Neid seiner Nachbarn zu wecken.«
So unauffällig es von außen sein mochte, von innen machte das Haus mit seinen dicken Mauern den Eindruck einer Festung. Die schwere Eichentür war mit armdicken Balken und die Fensteröffnungen mit Eisengittern gesichert. Die Räume, die ich zu sehen bekam, waren schlicht, aber gediegen eingerichtet, die Fußböden mit gewachstem Holz ausgelegt. Sein Kontor, ein großer Raum abseits der Diele, roch nach Bienenwachs und Weihrauch. Auf einem Tisch lagen achtlos hingeworfene Schriftstücke.
Ephraim war ein alter Mann. Auf dem Kopf trug er eine Kappe, die sein Haar verbarg, aber sein Bart war schlohweiß und fiel ihm bis auf die Brust. Er war klein, und sein schmaler Körper war in ein langes, dunkles Gewand gehüllt. Er musterte mich mit aufmerksamen und klugen Augen, denen nichts zu entgehen schien.
»Ihr seid also der
cavalier
aus Outremer, der an sein Gold will.«
»Woher wisst Ihr?«
»Es ist mein Geschäft, Dinge zu wissen.« Sie mussten ihm einen Boten auf schnellerem Weg geschickt haben. »Ich bin selbst in Jerusalem gewesen«, erwähnte er im Plauderton, »wenige Jahre nach der Befreiung, wie ihr Christen es nennt. Eine Wallfahrt. Die Stadt ist ja auch uns Juden
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