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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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funkelte etwas Gefährliches.
    Aber ich lachte ihn aus. »Ein rechter Verschwörer bist du. Ich hoffe, dein Held hat mehr als nur seinen Schwanz in der Hand, wenn er aus dem Dickicht kommt!«
    »An Truppen wird es nicht mangeln!«
    »Wo sollen denn die herkommen?«
    »Es gibt Familien, die für die gerechte Sache sind und nur auf ein Zeichen warten. Nicht alle Grafen und Barone stehen hinter Sant Gilles Sippe.«
    »Ach was! Die sind sich doch uneinig. Bei uns ist jeder
castelan
sein eigener Fürst, das weißt du. Die werden keinem Habenichts zulaufen, selbst wenn er der König der Franken wäre.«
    »Ich kann selbst ein kleines Heer aufstellen. Es gibt Verbindungen zu Aragon und Barcelona. Die können mehr Krieger stellen, als wir brauchen. Guilhem war immer den Spaniern verbunden, seit seine Mutter Almodis den Katalanen Berenguer geheiratet hat.«
    »Ich fasse es nicht. Noch so eine alte Geschichte.«
    »Spotte nur, aber die Katalanen haben Ansprüche aus dieser Zeit. Und wenn die auf unsere Seite kommen, dann ist Aimeric von Narbona mit dabei. Vielleicht sogar die Herren von Montpelher. Tolosas Hochmut stört sie seit langem.«
    »Hör auf, Odo! Das sind doch nur Träumereien eines Greises, der immer noch mit der Macht spielen will. Lass mich damit in Ruhe.«
    Ich schüttelte den Kopf. In was hatte der Alte sich da verstiegen? Das Ganze begann mich zu ärgern. Es hatte ein Familienwiedersehen sein sollen. Stattdessen dieses unsinnige Gerede über Erbansprüche der Grafen von Tolosa. Ein unbekannter Held, der das Land retten soll. Und Heerscharen aus dem Nichts. Nein, nein! Odo musste altersschwachsinnig geworden sein.
    »Genug jetzt, ich will nichts weiter hören.« Ich erhob mich. »Wenn es sonst nichts gibt …«
    Odo sah ängstlich zu mir auf und ergriff meine Hand.
    »Jaufré. Ich bin alt und gebrechlich, und ich habe vor langer Zeit einen heiligen Eid geschworen. Meine Tage sind nun gezählt, die Zeit ist reif. Borcelencs ist tot. Allein schaffe ich es nicht. Ich brauche deine Hilfe.«
    »Ich will nichts mit solchen Dingen zu tun haben.«
    »Du bist ein erfahrener Kriegsmann und hast Fähigkeiten, die gebraucht werden.«
    »Was weißt du von meinen Fähigkeiten?«
    »Ich erhalte seit langem Berichte über dich.«
    »Was?« Ich fuhr herum und starrte ihn an. »Von wem?«
    Was, zum Teufel, redete er da? Berichte aus Outremer?
    »Von
Paire
d’Aguiliers, dem Kaplan des Grafen.«
    »Nein, ich glaube es nicht!«
    »Raimon d’Aguiliers ist schon immer mein Mann gewesen.«
    »Sant Gilles Beichtvater ist in deinem Sold?«
    Odo grinste schwach. »Ein nützlicher Mann.«
    Mir schwindelte. Ich setzte mich wieder.
    »Denkst du, ich hätte dich ohne Schutz ziehen lassen?«
    »Schutz? Wie sollte ein Kaplan mich schützen? Noch ein alter Fettwanst dazu.« Ich musste lachen.
    »Nicht der, du Dummkopf! Ein Edelmann und seine Kriegsknechte.«
    »Du hast Kriegsknechte hinter mir hergeschickt?«, fragte ich ungläubig. »Wen, verdammt noch mal?«
    »Sie sollten in deiner Nähe bleiben. Heimlich, verstehst du? Denn hättest du es gewusst, hättest du sie fortgeschickt.«
    »Nun sag schon, wer es war?«
    »Du kennst ihn gut«, murmelte Odo. »Seine Familie schuldete mir einen Gefallen.«
    »Nun sag mir endlich seinen Namen,
per Dieu!
«
    »Raimon Pilet.«
    Ich war wie vom Donner gerührt. »Raimon?«
    »Ein guter Soldat, habe ich mir sagen lassen.«
    Ich schüttelte den Kopf und wollte es nicht glauben. »Und ich hatte ihn für meinen Freund gehalten!«
    »Das eine schließt das andere nicht aus, mein Sohn. Über
Paire
d’Aguiliers und den Kurier des Grafen hat er mir regelmäßig Nachrichten zukommen lassen. So wie er sich ausdrückte, scheint er dich sehr in sein Herz geschlossen zu haben.«
    Pilet auf dem Totenbett. Grüß mir Odo, hatte er als Letztes geröchelt.
    Nun wusste ich, warum. Kalter Zorn stieg in mir hoch.
    »Pilet ist tot!«
    »Das tut mir leid«, erwiderte Odo gleichmütig.
    »Nichts tut dir leid. Du benutzt alle um dich herum. Selbst aus der Ferne musst du die Fäden ziehen«, rief ich angewidert.
    »Sei kein Tropf, Jaufré! Wozu dient es, Erzbischof zu sein, wenn man nicht einmal seine eigene Familie beschützen darf?« Schleim war ihm aus der Nase getreten, und er schneuzte sich in sein Tuch. »Du warst so ein Dickschädel. Schon allein für deine arme Mutter musste ich es versuchen.«
    »Wie immer unter einer Decke, ihr beiden.«
    »Dein Leben war uns wichtig, verstehst du das nicht? Aus mehr als einem

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