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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Grund.«
    »Was soll das heißen?«
    »Nichts, nichts!« Er wich mir aus. »Ich höre, aus dir ist ein fähiger Soldat und Anführer geworden.«
    »Nicht für deine Verschwörungen!«
    »Du bist mein Neffe. Ich zähle auf dich.«
    »So wie damals? Als du mich gegen meinen Willen beschwatzt hast?« Er sah mich mit verletzter Miene an. Geschah ihm recht, dachte ich bitter. »Ich bin heimgekehrt, weil mein Weib gestorben ist, weil ich genug vom Krieg habe, weil ich mich um mein Kind und um mein Erbe kümmern will. Nicht, um mich an einem Aufstand zu beteiligen. Außerdem ist Bertran mein Lehnsherr, und ich habe nicht vor, ihm die Treue aufzukündigen. Ich habe mit alldem nichts zu schaffen, verstehst du?«
    »Du steckst schon tiefer drin, als du glaubst, mein Sohn!«
    Ich erhob mich. »Das genügt jetzt, Onkel.«
    Niemals hatte er wahrere Worte gesprochen, aber ich hörte nicht hin, ich wollte nichts davon wissen. Für mich war das alles nur altersschwaches Gefasel, und ich schob es von mir. Auch Odo hatte sich erhoben und wankte einen Augenblick, so dass ich ihn stützen musste.
    »Hast du Gold, Jaufré? Oder bist du mittellos heimgekehrt? Soll ich meinen Schatzmeister rufen lassen?«
    »Deine Spione haben dir sicher berichtet, dass ich nicht mittellos bin. Ich habe mehr, als ich jemals brauchen werde, Odo. Ich danke dir.« Ich zog die Abschriften des Juden aus meiner Gürteltasche und reichte sie ihm. »Ich bitte dich, dies zur Sicherheit zu verwahren.« Odo faltete die Dokumente auseinander und überflog den Inhalt mit zusammengekniffenen Augen. Dann pfiff er anerkennend durch die Zähne.
    »Ein hübsches Sümmchen!«, grinste er. »Der Jude ist übrigens verlässlich. Und wir werden ein andermal weiterreden. Du bist jetzt nicht in der Verfassung dazu.« Wir gingen langsam zu einer kleinen Pforte im Kreuzgang. »Reite nach Rocafort und sieh dort nach dem Rechten. Aber spätestens nach der Weizenernte erwarte ich dich zurück.«
    »Ich werde meine Meinung nicht ändern.«
    »Wir werden sehen.« Er lächelte geheimnisvoll. Der alte Luchs führte etwas im Schilde. »Und in der Zwischenzeit solltest du ein paar Kriegsknechte in deinen Dienst stellen.«
    »Ich brauche keine.«
    »So etwa fünfzig Mann zu Beginn. Ich komme dafür auf.«
    »Vergiss es!«
    Wir waren an der Pforte angekommen, und ich öffnete sie. Draußen standen Wachen. »Wann reitest du?«, fragte Odo.
    »Morgen früh.«
    »Ich möchte mich von meiner kleinen Adela verabschieden. Wer weiß, wann ich sie wiedersehe, ob überhaupt.«
    Waren es die wässrigen Augen eines alten Mannes, oder war da wirklich Rührung zu erkennen? »Ich verspreche es.« Dann umarmte ich seinen gebrechlichen Körper und wandte mich zum Gehen.
    »Ach, Jaufré, noch etwas.«
    Er fummelte umständlich in einem verborgenen Täschchen in seinem Gewand und holte einen goldenen Ring hervor, den er mir fast achtlos hinhielt. »Der gehörte deinem Vater. Sein Wert ist nicht das Gold. Der Ring ist ein altes Familiensiegel. Verlier ihn nicht!«
    Damit drehte er sich um und ging. Einer der Wachen begleitete ihn, der andere schloss die Pforte hinter seinem Rücken und sah mich mit einer Miene an, als wolle er fragen, was ich hier noch zu suchen habe.
    Gedankenverloren kehrte ich zur Herberge zurück.
    Was scherten mich die Streitereien der großen Adelshäuser? Dank Bertrans Freibrief musste ich für niemanden mehr in den Krieg ziehen. Da kam mir sein Auftrag wieder in den Sinn. Er war großzügig gewesen, und ich würde ihn nicht enttäuschen, auch wenn es mir gleich war, wer Tolosa erbte, ob Alfons Jordan, Bertran oder Felipa. Doch vor Odos Karren würde ich mich nicht spannen lassen. Untreue war nicht meine Art.
    Nein, mein Weg führte nach Rocafort. Meinem Sohn wollte ich ein guter Vater werden und ihn zum Edelmann erziehen. Und in einigen Jahren würde ich für Adela einen würdigen Mann finden. Über solche Angelegenheiten der Familie hatte ich mit Odo reden wollen, auch was mit seinem Besitz geschehen sollte, im Falle seines Ablebens. Dieser Tag konnte nicht mehr fern sein. Insgeheim hatte ich mir auch eine Annäherung gewünscht, ein ruhiges Gespräch, vielleicht seinen Rat. Doch dazu war es nicht gekommen. Er hatte nicht einmal gefragt, wie es mir in den letzten vierzehn Jahren ergangen war. Eigensinniger alter Bock. Und ausgerechnet
Paire
d’Aguiliers und mein Freund Pilet hatten mich bespitzelt!
    In den kommenden Monaten, als mich das Schicksal immer tiefer in den Strudel ebenjener

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