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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Verschwörungen reißen sollte, da würde ich mich noch oft an dieses Gespräch erinnern. Er war nahe daran gewesen, mir alles zu erzählen. Hätte er es doch nur getan, dann wären die Dinge vielleicht anders gekommen. Aber ich hatte ihn nicht reden lassen und hatte all dies von mir gewiesen.
    Ich besah mir diesen seltsamen Ring. Ein Siegelring meines Vaters? Es war ein schwerer Goldring, recht kunstvoll gearbeitet, aber kein Wappenring, wie man sie kennt. Er sah alt aus und schien nicht christlichen Ursprungs zu sein. Römisch kam er mir auch nicht vor. Es ließ sich so etwas wie ein Raubvogel erkennen. Ein Falke. Oder ein Adler. Ja, eher ein Adler. Umgeben von einem Schlangengeflecht. Ein Adler umringt von Schlangen? Seltsam. Doch wenn es der Ring meines Vaters war, dann wollte ich ihn in Ehren tragen, beschloss ich und steckte ihn mir auf den Finger.

Ritt durch die Corbieras
    Sanctus Germanus, Patron von Paris und der Gefangenen, beschützt vor Feuersbrunst und Fieber
    Sabbatum, 28. Tag des Monats Mai
    T hor, Odin! Ruhe, verdammt!«
    Ich zog den Hunden einen Hieb mit dem Packriemen über, so dass sie sich setzten und mit dem aufgeregten Jaulen und Bellen aufhörten. Hunde wie Pferde waren erregt und spürten, dass es heute weiterging. Gutes Futter und drei Tage Untätigkeit im Stall schienen Ghalib von den Strapazen der Seereise wiederhergestellt zu haben. Er schnaubte und tänzelte, dass ich Mühe hatte, ihm den schweren Kampfsattel aufzulegen.
    »Ruhig, mein Junge.«
    Ich strich über sein glänzend dunkles Fell und sprach zu ihm wie zu einem Kind. Als Antwort blies er mir seinen heißen Atem ins Gesicht und gab mir einen spielerischen Stoß mit der Nase. Es war sehr früh, die Welt noch grau. Adela sah verschlafen aus, aber sie war reisefertig gekleidet und kümmerte sich um ihre Stute. Das gefiel mir an meiner Tochter. Sie jammerte nicht. Im Gegenteil. Jeder Tag war ein Abenteuer für sie.
    Alexis und Brun hatten begonnen, die übrigen Tiere zu beladen, und Cortesa packte unsere persönlichen Habseligkeiten. Unsere schweren Schlachtpanzer waren gut verstaut, ebenso wie die Stoßlanzen, deren scharfe Eisenspitzen mit Lederscheiden geschützt waren. Wir selbst trugen leichte türkische Kettenhemden über gefütterten Lederwesten, ähnlich wie jenes, das ich Brun gegeben hatte. Am Sattelhorn hingen Kampfhelme, Schwerter und die langen Schilde. Eine Magd brachte Wegzehrung, die wir auf die ledernen Proviantbeutel verteilten. Brun füllte Wasserschläuche, und für den Notfall luden wir etwas Hafer für die Pferde auf. Dann nahmen wir hastig unser Morgenmahl ein und teilten uns eine Kanne warmer Kuhmilch frisch aus dem Euter.
    »Gestern hat hier ein Kerl nach Euch gefragt«, sagte der Wirt, nachdem ich ihn bezahlt hatte.
    »Jemand, der mich sprechen wollte?«
    »Nein, nein. Er hat nur Fragen gestellt. Woher Ihr kämet und wann Ihr abreisen würdet. Und ob ich wüsste, wohin Eure Reise gehen soll.«
    »Und was hast du geantwortet.«
    »Gar nichts hab ich gesagt,
Senher
Cavalier.
Das müsst Ihr glauben. Obwohl er mir Silber aufdrängen wollte.«
    Das Silber hast du bestimmt genommen und getratscht dazu, dachte ich. Und nun erwartest du auch von mir ein paar Münzen für deine angebliche Verschwiegenheit.
    »Wie sah er aus?«
    »Einfach gekleidet, keine Waffen. Dunkler Umhang. Braune Haare, ziemlich dürr. Ja, dem fehlte wirklich ein wenig Speck auf den Rippen. Seine Nase war schief. Gebrochen vielleicht. Und ein Schnauzbart. Aber sonst …« Mehr fiel ihm nicht ein. »Und dann sah er sich im Stall um und beäugte Eure Reittiere.«
    Ich legte ihm eine Silbermünze in die Hand und bedankte mich.
    »Seid auf der Hut, Herr!« Damit zog sich der Wirt mit einem Katzbuckel zurück. Brun sah mich fragend an. Ich zuckte gleichmütig mit den Schultern.
    »Wir werden vorsichtig sein.«
    Schließlich war alles zum Aufbruch bereit. Hamid steckte seinen Bogen ins Futteral am Sattel und hängte sich den Köcher mit Pfeilen um. Ich band die Hunde los, dann saßen wir auf und verließen den Herbergshof.
    Odo musste schon gewartet haben, denn kaum meldeten wir uns bei den Wachen am Bischofspalast, als ein Mönch erschien und uns in den Kreuzgang bat. Adela und ich traten durch die Pforte und fanden den Alten auf der Steinbank am Brunnen. Er erhob sich mühsam und umarmte Adela.
    »Ven, mon anjol!«
Er nahm sie bei der Hand. Sie schritten langsam durch den Kreuzgang, und er zeigte ihr Heiligenstatuen, Inschriften und die

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