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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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persönlichen Schutz genießen. Andererseits konnte er alle Entscheidungsgewalt und jede rechtliche Vertretung beanspruchen. Es ist zwar nicht ungewöhnlich, bei erneuter Vermählung einer Witwe dem Stiefvater die Munt der Kinder zu übertragen, doch dies hier zu hören, wurmte mich mächtig, denn es würde die Aberkennung meiner Rechte als Vater bedeuten. Und das würde ich niemals zulassen.
    Berta stand reglos da, während Robert redete, und nickte nur leicht ab und zu mit dem Kopf. Es ist also alles verabredet, dachte ich immer zorniger. Aber ich würde den beiden die Suppe versalzen,
per Dieu!
    Unauffällig sah ich mich um. Zur Rechten, halb versteckt zwischen den Bauern und nicht weit von mir, standen Brun und Jaume in voller Wappnung. Auf der anderen Seite gewahrte ich Hamid ebenso gerüstet, mit seinem Bogen in der Hand lässig an die Schmiede gelehnt. Auch in der Gasse dahinter bewegte sich etwas. Wahrscheinlich Drogo mit ein paar kräftigen Männern.
    Robert winkte ungeduldig einen Pfaffen herbei, den ich bislang nicht bemerkt hatte. »Bruder
Galhard, den Ihr hier seht, liebe Berta, hat die Urkunde unserer Abmachungen bei sich. Der gute Bruder ist aus Cubaria, und er wird bezeugen, dass alles seine Richtigkeit hat. Wir können also jetzt unterschreiben und noch heute Abend unsere Verlobung feiern.«
    Der Mönch trat mit feierlicher Miene vor und hielt eine lederne Urkundenmappe hoch. Ich verstand. Das ganze Dorf sollte Zeuge dieser Unterschrift werden. Der kleine Martin runzelte die Stirn und sah plötzlich neugierig zu mir herüber. Wusste er, wer ich war? Die alte Bauersfrau neben mir bekreuzigte sich, während ihr Mann zornig die Augenbrauen zusammenzog und gespannt auf Berta starrte.
    Robert bedeutete einem Bediensteten, Wein einzuschenken, und mit breitem Lächeln bot er Berta einen Kelch dar.
    Sie tat jedoch, als sehe sie den Weinkelch nicht, und räusperte sich, während sie die linke Hand auf die Brust legte. Dann reckte sie stolz das Kinn und sprach nur einen einzigen Satz, aber den mit fester Stimme. »Es tut mir leid, Robert, aber ich werde Euch nicht heiraten!«
    Ein Seufzen ging durch die Menge. Es war, als ob alle zur gleichen Zeit ausatmeten. Die Leute flüsterten und sahen sich verstohlen an. Hier und da tauchte ein verstecktes Lächeln auf. Borcelencs und seine Söldnerbande schienen hier nicht sonderlich beliebt zu sein.
    Robert dagegen war zurückgewichen, als habe er eine Ohrfeige erhalten. »Warum, zum Teufel, nicht?«, stammelte er ungläubig und stellte den Kelch ab. In seiner Fassungslosigkeit schien er die höfischen Sitten vergessen zu haben.
    Der kleine Martin warf mir noch einen versteckten Blick zu, dann beobachtete er neugierig seine Mutter, während sein Bruder Raol ein ungläubiges Gesicht machte und sichtlich erblasst war. Ein entrüstetes »Mutter!« entrang sich ihm. Ihm war wohl am meisten an dieser Heirat gelegen. Ich konnte ihn sogar verstehen. Ein Robert Borcelencs als Munt würde ihm Tür und Tor an den Höfen der Prinzen öffnen können.
    »Keine Verlobung und keine Hochzeit,
Senher
Robert!«, wiederholte Berta mit einem Seitenblick auf Raol. »Ich danke Euch herzlich für Euren Antrag, der mich ehrt, aber nun müsst Ihr Euch nicht weiter bemühen.«
    »Ihr seid kaum in der Lage, mein Angebot auszuschlagen«, zischte Robert sie an. Er war sichtlich wütend.
    »Was wisst Ihr von meiner Lage,
Mossenher?
« Hatte sie zuvor kühl und beherrscht gewirkt, so sprühten ihre Augen bei dieser Frage vor Zorn. »Ich kann mich nicht erinnern, meine Lage, wie Ihr es nennt, mit Euch besprochen zu haben.«
    »Nun«, brachte er hervor, um Fassung bemüht, »es ist ja allgemein bekannt …«
    »Was ist bekannt?«
    »Schlechte Ernten, Verluste im Viehbestand. Ihr steht Gefahr, alles zu verlieren, liebe Berta.«
    »Und da meint Ihr, der Henne sei gedient, sich unter den Schutz des Fuchses zu stellen?«, bemerkte sie bissig. »Habe ich Euch so recht verstanden?« Sie starrte ihn angriffslustig an.
    Ich dachte an Drogos Worte. Wem nützt es, hatte er gefragt. Durch Roberts Äußerungen schien es klar, wer hinter den seltsamen Vorfällen stand. Offensichtlich war auch Berta zu dieser Erkenntnis gelangt.
    »Ich weiß nicht, was Ihr damit andeuten wollt, meine Liebe.« Robert war ein Stück näher getreten und hob beschwichtigend die Arme. Nun war er wieder ganz Höfling. »Ich will nur Euer Bestes, und jedermann weiß, eine Frau braucht die Stütze eines starken Arms, den ich Euch hiermit

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