Der Bastard von Tolosa / Roman
ich.
»Mehr haben wir nicht. Also gewöhn dich dran«, erwiderte Joana kurz angebunden. Sie behandelte mich immer noch wie den ungezogenen Lausbub, der ich mal gewesen war. Und dann lächelte sie Adela zu. »Heute Abend, mein Herz, gibt es ein Festessen. Gustau hat uns ein paar Hasen gebracht.«
Gustau war ein schüchterner junger Mann und einer der beiden Bogenschützen, der mit Hamid auf dem Dach der Schmiede gestanden hatte. Es hieß, er verbringe mehr Zeit im Wald als irgendwo anders.
»Schluss mit diesem Fraß«, grollte ich und legte einen Beutel mit Silbermünzen auf den Tisch. »Nimm zwei, drei Ochsenkarren, Joana, und hol in der Nachbarschaft, was es zu kaufen gibt. Nimm Alexis mit und ein paar kräftige Burschen und holt Mehl in der Mühle und bei den Brüdern in Cubaria Bohnen, Erbsen und Pökelfleisch. Und Hirse natürlich. Na, du weißt schon. Ich will keinen Haferbrei mehr sehen und auch keinen halb verrotteten Kohl in Essig. Und bringt Hühner mit und Gänse, ein paar Schweine und Zicklein. Die Männer brauchen was Herzhaftes.«
»Willst du etwa das ganze Dorf versorgen?«
»Verdammt richtig!«, erwiderte ich. »Kauft, was ihr tragen könnt. Würste, Käse und Schinken. Und vergesst den Wein nicht. Sag den Leuten, es ist mein Geschenk, um meine Heimkehr zu feiern. Aber sie sollen sich nicht daran gewöhnen!«
»Wird gemacht,
Castelan!
« Joana grinste über ihr breites Gesicht. Und dann erhob sich ein solch aufgeregtes Getuschel und Geschnatter zwischen Joana, Cortesa und Adela, dass man kein Wort mehr verstand. Ich wollte schon auf den Tisch hauen, als ich plötzlich Martin gewahrte, wie er vor uns stand und verlegen lächelte.
»Mutter schickt mich«, sagte er, als ihn alle ansahen und es deshalb still geworden war. Joana strich ihm liebevoll über die goldblonden, gelockten Haare. Wie Berta aus dem Gesicht geschnitten, dachte ich. Es tanzten sogar die gleichen Sommersprossen auf seiner Nase. Nur die Augen waren einen Ton dunkler und liefen ins Grünbraune.
»Und was hat sie dir aufgetragen?«, fragte ich.
Er wurde rot und stieg unsicher von einem Fuß auf den anderen.
»Starr den Jungen nicht so an!«, nörgelte Joana. »Du machst ihm Angst.«
»Oh, das war nicht meine Absicht«, erwiderte ich und versuchte, freundlich zu lächeln. Ich ergriff seine Hand und tätschelte sie beruhigend. Sie war feucht und schwielig, voller Kratzer und abgerissener Fingernägel. Eine richtige Jungenhand. Gott sei Dank! Wenigstens kein Weichling, wenn er schon mein Sohn sein soll.
»Du bist also Martin.«
»Ja,
Senher!
«
»Er ist dein Vater, Martin«, ermahnte Joana ihn.
Er wand sich etwas, denn diese Anrede war ihm sichtlich ungewohnt. »Ja, Vater«, ließ er dann hören.
Ich stellte ihm alle in der Runde vor. Adela betrachtete er verstohlen, aber Hamid lächelte er bewundernd an. Er mochte noch klein sein für sein Alter, zart war er jedoch nicht, eher muskulös. In ein oder zwei Jahren würde er ohne Zweifel zulegen und ein kräftiger Jüngling werden.
»Und wie alt?«, fragte ich trotz Joanas warnendem Blick.
»Dreizehn,
Senher
… äh, Vater.« Er grinste über seinen Fehler. »Im Herbst werde ich vierzehn.«
»So. Vierzehn.« Ich nickte. »Bist du ein guter Reiter?«
»Besser als Raol!« Er reckte das Kinn höher. Ein wenig Wettstreit unter Brüdern kann nicht schaden, dachte ich belustigt.
»Dann wird es Zeit, dass du lernst, mit Lanze und Schwert umzugehen.«
»Mutter hat es verboten.« Diese Aussage war von einem so treuherzigen Augenaufschlag begleitet, dass Joana laut auflachte.
»Du kleiner Schlingel!«, rief sie. »Meinst du, ich weiß nicht, was ihr heimlich im Wald treibt? Der ist genauso schlimm, wie du es warst, Jaufré.«
»Hättest du ihn besiegt, Vater?«, platzte Martin heraus.
»Wen, Roberts Grobian?« Ich musste lachen. »Ich glaube schon.« Dann fuhr ich ernsthafter fort: »Aber man kann sich nie sicher sein. Einen Gegner darf man nicht unterschätzen, hörst du?«
Er nickte ernst.
»Außerdem, zieh niemals ein Schwert unbedacht, mein Junge. Eine Waffe zu tragen ist eine große Verantwortung.«
»Den Rat hättest du dir gestern selber geben sollen«, klagte Joana, »statt dich mit diesem Totschläger zu messen.« Dabei fuhr sie mir mit der Hand durch die Haare und seufzte. »Aber wild warst du ja schon immer.«
»Dieser Borcelencs ließ mir keine Wahl.«
»Nur gut, dass Berta eingegriffen hat.«
Als ob Berta etwas hätte verhindern können, dachte ich und tauschte
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