Der Bastard von Tolosa / Roman
Cortesa ebenfalls Seide für ein Hochzeitsgewand, Alexis eine silberne Gürtelschnalle. Unter den Waffenknechten verteilte ich byzantinische Goldmünzen, den Mägden schenkte ich silberne Haarnadeln, Seidenbänder und Kämme, den Knechten Silbermünzen, und selbst diesen Peire ließ ich nicht aus. Die Männer waren in Hochstimmung, erhoben sich allesamt, mancher schon leicht schwankend, und tranken auf Bertas und mein Wohl.
Zuletzt rief ich meine Söhne zu mir. Martin, begleitet von freundlichen Ermunterungen aus der Tafelrunde, erreichte mich als Erster und grinste über beide Ohren. Er zappelte ungeduldig, als könne er es nicht abwarten.
»Ich habe gesehen, wie du Hamid und seinen Bogen bewundert hast«, sagte ich zu ihm. »Du musst wissen, die Türken sind die besten Bogenschützen der Welt, und deshalb habe ich einen echten Türkenbogen für dich mitgebracht.«
Seine Augen weiteten sich. Er nahm ihn andächtig aus meiner Hand entgegen und zupfte an der Sehne. Alexis und ich hatten die Waffe für ihn gespannt. Dazu reichte ich ihm einen Köcher Pfeile mit geschliffenen Stahlspitzen.
»Für die Jagd«, beruhigte ich Berta, die über dieses Geschenk nicht sehr glücklich schien. Die kleine Lüge war heute gewiss erlaubt, denn es handelte sich um den Kampfbogen jenes toten Seldschuken, den ich nach der Schlacht im Libanon an mich genommen hatte. Ich erinnerte mich an seine edlen Züge. Ich hoffe, du bist nicht unzufrieden, mein Freund, dass ich deine Waffe meinem Sohn schenke. So werden wir ab und zu an dich denken. Und Martins vor Freude leuchtendes Gesicht machte mich froh.
Raol war widerwillig vorgetreten. Sein Antlitz war verschlossen, und er vermied es, mich anzusehen. Wenn Martin nach seiner Mutter kam, so erkannte ich in Raol meine eigenen Züge wieder. Ein gutaussehender, hochgewachsener Jüngling mit schmalem Gesicht, dunklen Locken und einem ersten, hauchdünnen Bartflaum auf der Oberlippe. An den kräftigen Muskeln an Nacken und Armen sah ich mit Befriedigung, dass er in der Waffenausbildung gewesen war, wie es sich für einen jungen Edelmann gehört. Er hatte auch nicht mehr Martins kindlichen Blick, sondern machte einen erwachsenen Eindruck.
»Raol, sieh mich an!« Widerstrebend hob er die Augen, die Lippen fest zusammengepresst, um nur ja kein Lächeln entgleiten zu lassen. »Als Erstgeborener wirst du eines Tages meine Waffen und mein Streitross erben. Doch da ich noch nicht vorhabe zu sterben, darfst du bis dahin mit diesem hier vorliebnehmen.«
Mit diesen Worten hielt ich ihm ein kostbares Schwert hin. Es steckte in einer silberverzierten Lederscheide und trug als Knauf das Abbild eines Wolfskopfs. Passend dazu ein reichgeschmückter Schwertgürtel. Eines der besseren Beutestücke aus meiner Sammlung, und ich hoffte, das Geschenk würde den gestrigen Verlust des anderen Schwerts mehr als ausgleichen.
Die Runde klatschte begeistert Beifall. Alle Welt wusste, was so ein Schwert wert war, und jeder Junge seines Alters wäre bei diesem Geschenk vor Freude hochgesprungen. Aber Raol bedankte sich kühl, nahm, ohne eine Miene zu verziehen, die Waffe aus meiner Hand und machte kehrt, um sich wieder auf seinen Platz zu begeben.
Ich fing Bertas besorgten Blick auf. Mit dem Jungen würde es schwierig werden, dachte ich. Raols Kälte hatte mich getroffen. Plötzlich kam ich mir lächerlich vor mit meinen Gaben. Verärgert über mich selbst, nahm ich wieder Platz.
Die Tafelrunde trank, redete und lachte noch eine Weile, bis dem alten Albin der Kopf auf die Brust sank und er in den schönsten Tönen zu schnarchen begann. Berta nahm dies zum Anlass, den Abend zu beenden.
»Nun geht, denn Jaufré und ich haben einiges zu besprechen.«
So ist es, dachte ich und goss mir in grimmer Erwartung etwas Wein nach. Es war Zeit, reinen Tisch zu machen.
Die Tafel wurde abgeräumt, und nachdem die Fackeln gelöscht waren, blieben nur zwei Kerzenleuchter, so dass der Rest des Raums in Dunkelheit lag. Rosa ließ uns einen Wasserkrug und eine Kanne Wein. Schüchtern wünschte sie eine gute Nacht und verließ den Raum.
Berta hatte ihren Platz am Kopf der Tafel beibehalten.
Ich nahm einen Schemel und rückte näher. Sie machte sich umständlich mit dem Wasserkrug zu schaffen, wobei sie durch Ungeschick etwas auf die Tafel schwappen ließ. Vermutlich war sie ebenso aufgeregt wie ich, auch wenn wir beide es nicht zeigen mochten. Sie vermied es, mich anzusehen.
»Du bist also zurück.«
Eine leise Feststellung, und
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