Der Bastard von Tolosa / Roman
Wolle von Bergziegen verwebt mit Seide. Es soll im Winter gut warm halten.«
Bertas Finger ertasteten staunend die winzigen Stickereien, die die Borten zierten. »Welch herrliche Farben«, sagte sie lächelnd, doch immer noch mit einer gewissen Zurückhaltung.
Da fasste ich nach ihrer Hand und legte eine goldene Gewandnadel hinein. Alle, die dieses Kleinod sahen, atmeten hörbar ein und hielten den Atem an, denn es war eine hervorragende Goldschmiedearbeit, die in ihrer Grundform eine offene Auster darstellte. Und anstatt einer Perle war darin ein grüner Smaragd befestigt. Die Leute am hinteren Ende der Tafel sprangen auf und kamen näher, um besser sehen zu können. Berta war so erstaunt, dass sie die andere Hand vor den Mund geschlagen hielt, während sie mit großen Augen das Juwel betrachtete.
»
Mon Dieu!
Ich danke dir, Jaufré.« Mehr konnte sie nicht sagen und war sichtlich bewegt.
»Das ist noch nicht alles«, beeilte ich mich zu sagen und holte die kleine Kiste aus kostbarem Holz hervor und öffnete sie. Alle beugten sich vor. Die darin enthaltenen Teller waren in Seide gewickelt, und jeder einzelne lag in einem weichen Bett von Schafswolle. So hatten sie die Reise unbeschadet überstanden. Ich nahm einen von ihnen vorsichtig heraus.
»Hart, aber zerbrechlich. Man darf sie nicht fallen lassen.« Das glänzende Weiß des kleinen Tellers leuchtete strahlend hell im Kerzenschein. In blassem Blau waren rundherum Blütenmuster aufgemalt und in der Mitte so etwas wie ein Strauch mit verschlungenen Zweigen, auf denen winzige Vögel saßen. »Jeder Teller ist anders und einzigartig.«
Berta hob ihn mit beiden Händen vorsichtig hoch und betrachtete lange die Bemalung. Dann hielt sie das Stück gegen das Licht. »Fast durchsichtig«, sagte sie andächtig.
»Ähnelt dem Inneren einer Muschelschale, nicht wahr? Der Händler meinte, sie kämen aus einem Land, das noch weit hinter Indien liegt. Hat mich ein kleines Vermögen gekostet.«
»Und wozu dienen diese Teller?«
»Müssen sie zu etwas dienen?«, fragte ich. »Genügt es nicht, dass sie schön sind?«
»Ja. Sie genügen sich selbst«, erwiderte sie und lächelte. »Ich danke dir von Herzen, Jaufré.«
»Und nun zu dir, Joana!« Ich breitete zwei bunte, arabische Gewänder aus Baumwolle vor ihr aus. »Leicht und luftig, für die Hitze des Sommers, wenn du mal wieder im Wald spazieren gehst.« Alle stießen sich lachend an, und Joana drohte mir mit dem Zeigefinger. »Und dies, damit du auch besonders hübsch aussiehst.« Ich legte ihr ein paar goldene Armreifen dazu.
»Er wird denken, ich bin die Königin von Saba«, lachte sie, »und fällt vor Schreck in Ohnmacht.«
Nun stellte ich eine Reihe irdener, mit Wachs verschlossener Gefäße und Fläschchen vor ihr auf. Sie trugen arabische Schriftzeichen.
»Beim heiligen Antonius, was ist denn das?«
»Arzneien arabischer Ärzte. Kräuter, Salben, Tinkturen.«
»Aber was weiß ich von der Heilkunst der Mauren?« Joana bekreuzigte sich, als fürchte sie den Leibhaftigen.
»Ich kenne mich ein wenig damit aus«, beruhigte Hamid sie, »ich werde dich lehren, was ich behalten habe.«
»Aber kein Teufelswerk!«, rief sie misstrauisch.
»Ich schwöre es!« Seine Zähne leuchteten blendend weiß in einem Grinsen, das von Ohr zu Ohr ging. »Kein Teufelswerk.«
Ich griff wieder in meine Taschen und warf nun zur Überraschung der Runde einen Ballen herrlicher blauer Seide auf den Tisch.
»Rosa, komm her!«, rief ich der Magd zu und hob das kostbare Tuch hoch, so dass es von ihrer Schulter bis auf den Boden fiel. »Daraus wirst du dir ein Brautkleid nähen. Gib Joana jetzt den Ballen, sie wird dir geben, was du brauchst.«
Rosa schlug die Hand vor den Mund und war sprachlos. Andächtig befühlte sie die feine Seide, und dabei schossen ihr Tränen in die Augen, die sie rasch an ihrem Ärmel abwischte, damit nur ja nichts auf das Tuch fiel. Ihr Gesicht war feuerrot vor Freude, und sie hauchte ihren Dank. Dann nahm sie den Ballen und trug ihn vorsichtig zu Joana hinüber. Auf dem Weg wollten alle Frauen den zarten Stoff berühren und brachen eine nach der anderen in Ausrufe des Erstaunens und Entzückens aus. Seide kannte man vom Namen her, aber kaum jemand hatte sie jemals in der Hand gehalten. Auch Berta machte große Augen.
Und so ging es weiter mit den Geschenken. Gustau, der Bräutigam, erhielt ein langes Jagdmesser, Gisla ein Elfenbeinkästchen, gefüllt mit Goldmünzen für die Aussteuer ihrer Töchter,
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