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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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gleichgültig sind, der es nicht für nötig hält, ein Lebenszeichen zu senden. Ein Kerl, der mit einer Hure lebt und Bastarde zeugt, anstatt zu seiner
familia
zurückzukehren. Das ist, was den Jungen schmerzt.«
    Nun hatte sie endlich den bitteren Brocken ausgespuckt, der ihr wohl seit Tagen in der Kehle würgte.
    »Sie war keine Hure«, sagte ich kalt.
    »Es ist mir gleich, was sie war«, zischte Berta, und ihre Brust hob und senkte sich im Aufruhr der Gefühle. Sie war rot angelaufen, ihre Augen sprühten Feuer, ihre Stimme überschlug sich. »Warum jetzt, nach so langer Zeit? Was willst du überhaupt hier?«
    »Dies ist mein Land. Hast du das vergessen?«
    Die nächsten Worte spie sie mir förmlich ins Gesicht. »Besser, du wärest tot geblieben, Jaufré! In deinem verfluchten Outremer. Tot und begraben!«
    Mir rauschte das Blut in den Schläfen. Wie konnte sie es wagen? Ich schnappte nach Luft wie ein gestrandeter Fisch, so ungeheuerlich waren diese Worte. Zuletzt sprang ich auf und stürmte auf und ab, um mein Gemüt zu beruhigen.
    »Warum hast du mich dann gestern nicht töten lassen?«, schrie ich sie an. »Dein Borcelencs hätte es gern für dich getan!«
    »Eine gute Frage!«, schoss sie zurück. »Weil ich dich und deinen mörderischen
sarasin
für gefährlicher halte als Robert und seine Bande. Ihr hättet sie alle umgebracht und das halbe Dorf dazu.«
    »Ach, der arme Robert, ja? Du musstest ihn vor mir beschützen, was?«
    Diesmal würdigte sie mich keiner Antwort.
    Ich setzte mich wieder, immer noch aufgewühlt. Lange sagten wir nichts. Jeder vermied es, den anderen anzusehen. Berta starrte mit finsterer Miene aus dem Fenster. Ich hielt die Arme über der Brust verschränkt und stierte in die Kerzenflamme. Da hat sie sich aber eine schöne Wahrheit zurechtgezimmert, dachte ich wütend. Berta, die edle Kriegerwitwe, erzieht ihre Söhne in Gottesfurcht und Heldenverehrung. Und nun komme ich daher und zerstöre das ergreifende Bild. Ich lachte grimmig und leerte meinen Becher.
    »Ohne Heldentod keine edle Witwe, eh? Es macht dich rasend, dass du diesen Borcelencs nicht ehelichen kannst! Ich stehe eurem Glück im Weg.«
    Sie knallte den Becher auf die Tafel, dass es spritzte. »Mach dich nicht lächerlich, Montalban. Ich habe ihn, ohne zu zögern, zum Teufel geschickt! Schon vergessen?«
    »Ohne zu zögern?«, schrie ich zurück. »Drei Tage hast du dich eingemauert, auf den Nägeln gekaut und gegrübelt, was zu tun sei.«
    »Ja, nachgedacht habe ich sehr wohl. Aber nicht über Borcelencs!« Sie holte tief Luft. »Über deine Selbstsucht und die verlorenen Jahre meines Lebens habe ich nachgedacht.«
    »Um mich umzubringen, habt ihr es aber dumm angestellt.«
    »Verdammt, Jaufré! Ich habe mich gestern vor dich gestellt!«
    »Hat aber gedauert. Du hast dem Kerl viel Zeit gegeben. Sind dir am Ende Zweifel gekommen, mein Täubchen?«
    »Ich bin nicht dein Täubchen!«, schrie sie zurück. »Außerdem, dir hätte es doch Spaß gemacht, den Kerl umzubringen, gib es zu! Man konnte die Mordlust in deinen Augen sehen. Und das mitten auf dem Dorfplatz unter Frauen und Kindern. Bei Gott, nichts als ein Mörder und Raufbold ist aus dir geworden!«
    Putan!
Das musste ich mir nicht sagen lassen.
    Doch bevor ich scharf dagegenhalten konnte, verzog sich plötzlich ihr Gesicht, und sie begann zu weinen, schluchzte heftig, während ihre Schultern zuckten. Wenn es eines ist, das ich auf den Tod nicht ausstehen kann, dann sind es Weibertränen! Ich stapfte im Saal umher, die Hände auf dem Rücken. Was flennt sie jetzt, etwa um Robert oder um den Goliath, den ich fast getötet hätte? Verstehe einer die Weiber!
    Nach einer Weile, während Berta sich die Tränen aus dem Gesicht wischte, verrauchte meine Wut, und ich versuchte, die Dinge mit etwas mehr Abstand zu sehen. Schließlich war ich nicht hergekommen, um mit ihr zu streiten. Und es stimmte, sie hatte Borcelencs zum Teufel geschickt. Wenn unsere Verbindung auch keine rechte Ehe war, so war Berta vor der Welt immer noch meine Gemahlin und die Mutter meiner Söhne. Als solche schuldete ich ihr Respekt.
    »Es war nie meine Absicht gewesen, dich zu verletzen.«
    »Hat es dich je gekümmert, was ich empfinde?«, erwiderte sie bitter. »Aber um mich geht es nicht, sondern um deine Söhne. Sie haben Besseres verdient.«
    »Martin scheint sich über meine Heimkehr zu freuen.«
    Wenn wir schon dabei waren, schmutzige Wäsche zu waschen, dann sollte man vielleicht klären, ob

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