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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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und beehrt uns mit ihren Schönen.«
    »Bei meinen Bauern wird sie nichts verdienen.« Dann wurde ich wieder ernst. »Was mach ich nur mit diesem widerspenstigen Weibsbild?«
    »Berta?«, fragte er. »Du wirst ihr bald Serenaden singen! So wie du sie mit den Augen verschlingst.«
    »Bist du völlig verrückt geworden? Dieser Megäre? Niemals!«
    »Ich geh jetzt schlafen, Bruder.«
    Damit ließ er mich allein, und ich hörte ihn noch lachen, während er vom Wehrgang stieg.

Der Prior von Cubaria
    Sanctus Deocarus, Patron der Blinden
    Tertia Feria, 7. Tag des Monats Juni
    U nd?«, rief sie. »Was gedenkst du zu unternehmen?«
    Berta war mir bis zur Werkstatt gefolgt, wo ich mit Peire Alfons reden wollte, um Ghalibs Zaumzeug ausbessern zu lassen.
    »Was soll ich unternehmen?«
    »Der Junge ist immer noch nicht heimgekehrt«, sagte sie vorwurfsvoll, als hätte ich etwas damit zu tun. Berta sah bleich und übernächtigt aus. Sie musste die ganze Nacht in Sorge wach gelegen haben. Fast tat sie mir leid.
    »Beruhige dich. Er ist mit seinem Waffenmeister unterwegs. Joana sagt, sie übernachten öfter im Freien. Sie werden also auf der Jagd sein.«
    »Bei dem Wetter gestern?«
    »Da oben gibt es genug Höhlen, um Unterschlupf zu finden. Und heute Morgen …« Ich deutete auf den strahlend blauen Himmel.
    »Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache.«
    »Dein Sohn hat sicher besser geschlafen als du, und im Morgengrauen haben sie einen Rehbock erlegt oder verfolgen gerade eine frische Fährte.«
    Da trat Peire Alfons vor die Werkstatt. Er musste uns gelauscht haben. »Mit Verlaub, Herr«, sagte er. »Sie haben kein Jagdgerät dabei.«
    »Was redest du? Hast du sie reiten sehen?«, fragte ich erstaunt.
    »Ich verwahre alle Jagdwaffen, sogar Schlingen und Fallen. Nur ich und die
domina
haben den Schlüssel.« Er sah zu Berta. »Aus Vorsicht wegen der Jungs.«
    »Und was heißt das?«
    »Es ist alles an seinem Platz, Herr. Ich habe gerade nachgesehen.«
    »Das ist seltsam.«
    »Wir müssen sie suchen gehen!«, rief Berta sofort. Man spürte die Anspannung in ihrer Stimme, obwohl sie sich um Fassung bemühte.
    »Suchen? Wo sollen wir suchen?«
    »Du wirst doch wohl wissen, wie man einen Suchtrupp aufstellt«, sagte sie schroff. »Bist du nicht Kriegsmann?«
    Ich schenkte ihr keine Beachtung. »Sonst gibt es keine Jagdwaffen? Was ist mit Gustau?«, fragte ich Peire Alfons.
    »Der hat seine eigenen, aber die würde er nicht einmal dem Herrgott anvertrauen.« Er lachte.
    »Hörst du mir nicht zu?« Berta war gereizt.
    Ich begegnete ihrem Blick. »Lambesc hat eine Verabredung mit mir heute Nachmittag. Die wird er einhalten«, sagte ich. »Sonst ist er hier längstens Waffenmeister gewesen.«
    Wirklich besorgt war ich immer noch nicht. In Raols Alter war ich oft tagelang zu Pferde unterwegs gewesen. Das war spannender, als mich von Joana oder meiner Mutter bevormunden zu lassen. Bei Raol würde es nicht anders sein.
    Berta starrte mir zornig ins Gesicht. »Wenn du nicht willst, dann reite ich selbst!« Und zu Peire Alfons: »Ruf die Wachleute zusammen und lass die Pferde satteln. Sie sollen sich bewaffnen. Ich bin gleich zurück.«
    Ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, überquerte sie schnellen Schrittes den Burghof und stieg die Außentreppe zur
aula
hinauf. Sie schien zu allem entschlossen. Dabei fiel mir Hamids Scherz über die streitbaren Fränkinnen ein, und ich musste lächeln.
    »Ist schon gut!«, rief ich hinterher. »Ich werde reiten.«
    ***
    Es wurde eine lange Suche.
    Bis spät in den Nachmittag durchkämmten wir jeden Winkel meines Besitzes. Ich hatte die sechs Wachleute in Zweiergruppen aufgeteilt, jedem Paar ein Gebiet zugeordnet und jeweils einen Führer aus dem Dorf mitgegeben. Drogo und sein Sohn beteiligten sich ebenfalls und wollten die Hänge des Bugarach ersteigen. Hamid ritt mit mir. Wir nahmen uns den östlichen Teil meines Landes vor.
    Zuerst erklommen wir die Hänge nördlich von Rocafort. Das ist ödes, wildes Gelände, von dichtem, immergrünen, fast undurchdringlichen Gestrüpp bedeckt, felsiger Grund und steile Pfade, auf denen sich die Pferde abmühten. Wir brüllten uns die Kehlen heiser, hörten und sahen aber keinen Menschen.
    »Wer sich hier verstecken will, den findet niemand«, bemerkte Hamid, als wir auf einer grasbedeckten Erhebung rasteten und hinab ins Tal nach Rocafort und Cubaria blickten.
    »Ich weiß«, antwortete ich übelgelaunt. »Gutes Gelände für lichtscheues Gesindel.«
    Es

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