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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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riskiert euer Leben.« Ich machte eine Pause und ließ diesen Gedanken einsinken. »Wer kann, soll sehen, dass er auf den Höfen in der Gegend Unterschlupf findet. Die anderen sollten sich in die Berge zu Drogos Lager zurückziehen. Besonders die Frauen. Aber das heißt, im Freien schlafen und den Gürtel enger schnallen, bis sich die Lage geklärt hat. Nehmt mit, was ihr noch an Nahrung besitzt.«
    »Soll ich etwa mit meinen Säuglingen im Wald hausen?«, rief eine junge Frau besorgt.
    »Nein«, beruhigte ich sie. »Mütter mit kleinen Kindern und die Alten können auf der Burg Zuflucht nehmen, wenn ihr euch dort sicherer fühlt. Aber der Platz ist begrenzt.«
    Es war allen klar, dass wir das Dorf nicht würden verteidigen können. Viele Frauen weinten um ihr Hab und Gut, noch mehr um ihr Leben und das ihrer Kinder und Männer. Ein Krieg bringt Leid und Opfer, das wussten alle.
    »Was ist eigentlich der Grund für diese Fehde?«, fragte einer der freien Bauern aufmüpfig. »Warum sollen wir für dich bluten, Herr?«
    Eine ähnliche Frage hatte ich schon lange erwartet. Die freien Pächter konnte ich ohnehin zu nichts verpflichten. Was änderte sich groß für sie, wenn ein anderer Herr die Burg übernahm? Anders natürlich die Hörigen im Dorf. Denen konnte ich befehlen. Doch was nützte es, wenn sie mir nur widerwillig folgten. In den kommenden Tagen brauchte ich aller Einsatz und Kraftanstrengung, besonders, da es mir an Söldnern fehlte.
    »Es hat mit den Schulden zu tun, die
Domna
Berta aufgenommen hat, um euch alle durch den Winter zu bringen«, erinnerte ich sie. Das sollte als Antwort genügen, auch wenn es nur die halbe Wahrheit war. »Wenn Robert meine Zahlung annimmt, dann wendet sich alles zum Guten.«
    Die Antwort schien den Mann nicht zu befriedigen. Auch andere murrten und tuschelten im Hintergrund. Da meldete sich ein alter Hirte zu Wort.
    »Mancher in meinem Alter erinnert sich noch an die gesetzlosen Zeiten, als hier nur Soldaten hausten«, rief er in die Runde. Er sprach von den Jahren vor meiner Geburt, als eine Truppe der Tolosaner die Burg besetzt gehalten hatte. Sie hatten den Bauern das Leben zur Hölle gemacht, ihnen alles genommen und dazu das Weibervolk zum Freiwild ihrer Gelüste gemacht. Der Besitz war dabei, vor die Hunde zu gehen, als Graf Guilhem meinem Vater das Lehen übertragen hatte.
    »Mit dem
Cavalier
Ramon und
Domna
Cecilia hat sich alles zum Guten gewandelt. Auch
Domna
Berta hat sich immer um uns gekümmert.« Er wandte sich an den aufmüpfigen Bauern. »Warum du für die Herrin bluten sollst, fragst du, Felipe? Gerade du?« Aller Augen waren auf den Bauern gerichtet, der sich sichtlich wand. »Hat sie dir nicht eine Kuh gegeben, als deine verhungert ist? Und dein Saatgut? Hat sie es dir nicht geschenkt, weil du dein eigenes aufgefressen hast? Wo wärest du jetzt ohne Berta, sag mir das?«
    Berta, immer wieder Berta! Es war nicht zu überhören, für wen ihre Herzen schlugen.
    Der Bauer blickte beschämt zu Boden.
    »Schon gut, schon gut«, murrte er. »Man darf doch noch fragen.«
    Aber der alte Schäfer war noch nicht fertig. »Wem wollt ihr die Zukunft eurer Familien anvertrauen? Eurem rechtmäßigen Herrn, der euch zur Seite steht, oder einem ruchlosen Kerl, der uns allen hier dem Hungertod preisgeben wollte und der uns jetzt seine Kriegshunde auf den Hals hetzt?«
    Starke Worte, die alle beeindruckten. Die zornigen Blicke, die sie dem Bauern zuwarfen, sagten laut und deutlich, wie die Stimmung unter den Leuten war. Er selbst hob unschuldig die Arme und grinste entschuldigend. Dann trollte er sich mit seinem jungen Sohn. Ich ging zu dem Schäfer, dankte ihm für seine Worte und bat ihn, den anderen Hirten einzuschärfen, ihre Augen offen zu halten, denn sie waren meine Wachposten.
    »Ihr könnt Euch auf uns verlassen, Herr«, sagte er und pfiff nach seinem Hund, bevor er sich auf den Weg machte.
    Drogo und ich blieben allein zurück.
    »Halte die Männer mit täglichen Waffenübungen in guter Verfassung«, sagte ich. »Du musst sie beschäftigen, damit sie nicht zu grübeln beginnen. Denk daran, immer Kundschafter unterwegs zu haben, um euch nicht überraschen zu lassen. Sucht euch ein zweites Versteck, zu dem ihr euch zurückziehen könnt, falls ihr angegriffen werdet.«
    »Mach dir keine Sorgen, Jaufré«, grinste er. »Wir haben es oft genug durchgesprochen.«
    »Und keine Heldentaten, Drogo. Ich brauche euch unversehrt und einsatzbereit, wenn die Gelegenheit sich

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