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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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sie trugen gestutzte Bärte. Verdreckt und blutbespritzt wie wir, standen sie ungebeugt und starrten uns trotzig an. Die Türken waren stets tapfere und würdige Gegner. Ich gab Alexis ein Zeichen, den Verwundeten zu verbinden.
    Bertran wollte sie gleich befragen, und Hamid erbot sich zu übersetzen. Ich führte Ghalib zu den Packtieren mit den Wasserschläuchen, wo sich die meisten Männer gesammelt hatten, um ihren Durst zu stillen und auch die Pferde mit dem Rest des Wassers zu tränken. Wir sahen aus wie Wesen aus einem gespenstischen Alptraum. Mit dem letzten Wasser und einigen Fetzen Leinen reinigten wir zumindest Hände und Gesichter vom Blut der Erschlagenen. Ich machte die Runde und sprach hier und dort ein aufmunterndes Wort, denn sie alle hatten gut gekämpft.
    Auch wenn wir heute wenige verloren hatten, so war es doch ein ständiger Aderlass in diesem Land. Eine Streife unserer Kundschafter kam mit Verlusten zurück, eine andere verschwand spurlos. Es gab Überfälle auf Geleitzüge zur Versorgung. Boten kehrten nicht zurück. Oft fand man Soldaten mit durchschnittener Kehle in einer Gasse liegen.
    Trotzdem konnte man nicht sagen, dass das Volk uns grundsätzlich hasste, denn nur ein Teil folgte dem Islam. Türken und Araber bildeten zwar die Oberschicht, und unter ihnen gab es viele Hitzköpfe, aber hier lebten auch Juden, Griechen und Armenier, Christen aller Schattierungen. Besonders die Armenier sahen uns als Befreier. Den meisten schien es jedoch gleichgültig zu sein, wer über sie herrschte, solange man sie in Ruhe ließ. Für uns Fremde war es jedoch nicht leicht, die Menschen danach einzuschätzen, woran sie glaubten und welchen Herren sie dienten. In diesem Land war auf wenig Verlass, und Bündnisse änderten sich häufig. Wir Ritter aus dem Westen hatten noch viel zu lernen.
    An einem stillen Ort in Waldnähe begruben wir unsere gefallenen Kameraden. Die Toten des Feindes ließen wir liegen, denn es war Zeit, aus der Gegend zu verschwinden. Die Männer beluden Maultiere und Gäule mit Beute. Ich stellte kleinere Trupps zur Sicherung zusammen, die uns voraus- und als Nachhut reiten sollten. Die Packtiere nahmen wir in die Mitte, dann machten wir uns auf den Weg.
    Kurz vor Sonnenuntergang stießen wir auf Roger und seinen Spähtrupp. Er berichtete, dass weit und breit kein Türke zu sehen sei. Sie hatten in der Nähe eine waldfreie Anhöhe gefunden, von der man weit ins Land blicken konnte. Kein Feind würde sich unbemerkt nähern können. Dort stellten wir Wachen auf, und weiter unterhalb errichteten wir unsere Zelte. Ich schickte Knechte aus, um die Wasserschläuche an einem nahe gelegenen Bach zu füllen.
    Wir nahmen den Pferden die Sättel ab und ließen sie grasen. Alexis zerhackte Fleisch für meine Hunde. Aber ich fütterte sie wie immer selbst. Das hatte ich von dem Normannen gelernt, der sie mir überlassen hatte. Seine Pechsträhne beim Würfeln hatte mir die verdammten Hunde beschert. Sie hörten auf die unchristlichen Namen Thor und Odin. Ihr ehemaliger Besitzer hatte wohl noch an die alten Götter geglaubt. Doch da sie an diese Namen gewöhnt waren, beließ ich es dabei. Die Normannen setzten oft abgerichtete Kampfhunde ein, große Doggen wie meine. In der Schlacht stifteten sie beim Gegner Verwirrung, verletzten Mensch wie Pferd oder störten die Schildreihe des Gegners. Meine Doggen waren Rüden aus demselben Wurf und kaum zu unterscheiden, außer dass Thor eine lange Narbe über einem Auge hatte. Das Andenken an eine Speerspitze.
    Die Knechte suchten trockenes Holz und entfachten ein Feuer, über dem der Rest unserer erbeuteten Hammel gebraten wurde. Dazu buken sie Fladenbrot und kochten, was wir an Gemüse noch übrig hatten, Bohnen, Kichererbsen, Zwiebeln, etwas Lauch. Während im Westen die Sonne unterging, stiegen verlockende Gerüche auf. Die meisten Reiter hatten sich ihrer Rüstungen entledigt und lagen in kleinen Gruppen bei den Zelten. Ein fast friedliches Bild, wären da nicht die blutverdreckten Kettenpanzer und vereinzelten Verbände gewesen.
    Auch ich hatte mich meiner Panzerung entledigt, das dicke, gesteppte Lederwams gegen die Nachtkühle aber anbehalten, selbst wenn ich mir dies am liebsten auch vom Leib gerissen hätte, schon allein um meinem eigenen beißenden Schweißgestank zu entfliehen. Es blieb nicht aus, dass sich Lederwams und Helmfütterung mit der Zeit so voll Körperdünstungen sogen, dass man schlimmer als ein Ziegenbock stank. Ein Bad in einem klaren

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