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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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blutdurchtränkten Laken zu einem einzigen Bild des Horrors und der Schande, das sich für immer in mein Hirn brannte. Fast schien es, als wäre sie aus Gram über meine Verderbtheit gestorben und ich ihr Mörder.
    Den Hass auf mich selbst übertrug ich auf Berta. Das Weib ist Verlockung und ihr Leib Sünde, das Begehren eine Versuchung des Teufels. An solchen Unsinn glaubte ich und war fortan entschlossen, mich von Berta fernzuhalten. In den zwei Jahren danach tat ich so, als gäbe es sie nicht. Und sie ging mir ebenfalls aus dem Weg, um nicht meine Verachtung und kalten Zorn zu spüren. Nur manchmal sah ich ihre traurigen Augen auf mir ruhen.
    Einige wenige Male hatte ich sturzbetrunken und wie ein Dieb in der Nacht ihr Lager aufgesucht. Sie ließ es wortlos über sich ergehen, und am nächsten Morgen schmerzte nicht nur mein Hirn vom heftigen Trinken, sondern das Gewissen plagte mich aufs Neue, und ich hasste mich für diese Schwäche. Lang genug redete ich mir ein, Berta zu verabscheuen, bis ich zuletzt wirklich daran glaubte und es mir zuwider geworden war, die gleiche Luft mit ihr zu atmen. Meine Abreise in den Krieg war wie eine Befreiung gewesen.
    Hamid hatte mein Gesicht beobachtet, aber Fragen stellte er nicht.
    »Schade«, meinte er nur, »denn ihr wäret ein gutes Paar.«
    »Dieser Krug ist zerbrochen«, sagte ich mit einem bitteren Lachen. »Außerdem sind wir zu verschieden, wie du gemerkt hast. Jedes Wort führt zum Streit. Nein, es ist zu spät.«
    Obwohl ich noch nicht bereit war, es zuzugeben, so hatte ich insgeheim begonnen, Berta mit anderen Augen zu sehen, und es dämmerte mir langsam, dass ich ihr großes Unrecht angetan hatte.
    Ein junges Mädchen an ihrem Hochzeitstag, voller Hoffnung, und dann so etwas. Kein Wunder, dass sie mich hasste.
    »Schade«, wiederholte Hamid und schüttelte den Kopf.
    »Hör auf, mir ständig von Berta vorzuflöten. Es ist, wie es ist. Und weiter ist nichts zu sagen. Außerdem haben wir im Augenblick ganz andere Sorgen.«
    »Manchmal bist du ein Narr und Dickschädel, mein Freund.«
    »Und was ist mit Magdalena?«, erwiderte ich lachend.
    »Bist du verrückt geworden, oder verwirrt dich der Mond? Da ist nichts dergleichen!« Seine Stimme hatte sehr bestimmt geklungen. Zu bestimmt.
    Nun, jeder hat Anrecht auf seine geheimen Gedanken, oder nicht? Mich zum Beispiel verfolgte immer noch das Bild der blonden Schönheit aus dem Traum. Und das Ärgerliche war, dass sie Berta verdammt ähnlich gesehen hatte. Ich seufzte. Mein Leben schien immer verworrener zu werden.
    ***
    Das Warten auf Robert begann zur Qual zu werden.
    Innerlich waren wir angespannt und auf Kampf eingestellt, und als dann, Tag um Tag, nichts geschah, das zerrieb den Geduldigsten. Es waren nun über zwei Wochen seit Borcelencs’ Besuch. Zeit genug, sein Heer zu sammeln, sollte man meinen. Ich begann, mich zu fragen, ob ich mir nicht alles nur eingebildet hatte. Mein Bote, den ich vor zehn Tagen zu Odo gesandt hatte, ließ sich ebenfalls nicht blicken. Er war ein aufgeweckter Knecht aus Drogos Schmiede, der bei ihm das Handwerk gelernt hatte und oft für seinen Herrn Geschäfte in Quilhan oder den umliegenden Dörfern erledigte. Die Welt draußen war ihm deshalb nicht fremd. Schon seit Tagen hätte er uns Odos Antwort bringen müssen. Ich machte mir Sorgen über seinen Verbleib.
    Am Sonntag ging niemand zur Kirche in Cubaria. Diejenigen, die zurückgeblieben waren, versteckten sich in ihren Häusern, im Fall, dass sie schnell mit ihrer Habe auf die Burg umsiedeln mussten. Es war schwül und heiß. Auch die Tiere suchten den Schatten, und am Abend erwarteten wir ein erlösendes Gewitter. Aber es kam nicht.
    Schließlich, am Montag, wurde es mir auf der Burg zu eng. Kurzentschlossen sattelte ich den Braunen, nahm die Hunde mit und machte eine weite Runde über Wiesen und Felder, ungepanzert und nur mit dem Schwert bewaffnet, da es immer noch unerträglich heiß war. Das war leichtsinnig, etwas, das ich bei jedem anderen scharf gerügt hätte, denn jederzeit konnten Roberts Reiter auftauchen. Doch ich vertraute auf die warnenden Hornrufe meiner Späher.
    Joana und Rosa waren immer noch nicht zurück. Ich schlug den Weg zum Köhler ein, den man mir erklärt hatte, um sie zu überzeugen, sich in Sicherheit zu bringen.
    Eine Weile folgte ich dem Fluss. In der Hitze schimmerte das durchsichtig grüne Wasser mehr als einladend. Da dachte ich an die Kinder des Müllers, wie sie kreischend im Fluss gespielt hatten,

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