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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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getäuscht worden«, rief Berta hitzig. »Erst heirate ich einen Kerl, der nichts von mir wissen will und mich mit meinen Kindern sitzenlässt. Und als er endlich heimkommt, finde ich mich in dieser haarsträubenden Geschichte wieder, mit der ich nichts zu tun habe. Mein Sohn wird mir genommen, ich laufe Gefahr, nicht nur mein Heim, sondern auch noch mein Leben zu verlieren. Wir alle sitzen hier in der Falle. Mitgefangen, mitgehangen!« Ihre Augen blitzten vor Zorn. Wir anderen schwiegen.
    »Und jetzt, Montalban? Oh,
perdona me!
Coms
Jaufré natürlich!«, lästerte sie. »Hast du wenigstens einen Plan, wie du uns aus dieser
miseria
wieder herausbringst, die du uns eingebrockt hast?«
    »Berta«, rief Joana. »Es nützt wenig, sich so aufzuregen!«
    »Berta hat recht«, sagte ich zerknirscht. »Und es tut mir leid für jeden, der in diese Geschichte hineingezogen wurde. Ich wünschte, es wäre anders.«
    »Lasst uns in Ruhe überlegen, was zu tun ist«, sagte Hamid.
    »Joana und Berta, ich möchte euch bitten, morgen die Burg von oben bis unten zu durchkämmen. Findet das verdammte Testament!«, sagte ich. »Unter Cecilias Habseligkeiten, im Turm, in der Schatzkammer, jede Lade, jede Truhe. Und versprecht mir, dass dies alles unter uns bleibt.
No parla mot!
«
    Berta presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf, als wolle sie sich verweigern, aber dann nickte sie zögernd, woraufhin Joana ihr ein aufmunterndes Lächeln schenkte. »Wir werden es durchstehen, mein Täubchen!«, sagte sie und legte ihren Arm um sie.
    Doch da drangen Hamids nächste Worte eiskalt in unsere Seelen. »Macht euch lieber bereit, denn morgen beginnt der Sturm auf die Mauern.« Als die Frauen ihn angstvoll anstarrten, grinste er wie ein Wolf. »Doch sie werden sich wundern, was sie erwartet.«
    »Wir können sie halten, bis Odos Verstärkung eintrifft«, sagte ich.
    »Beten wir, dass sie zur rechten Zeit kommt«, flüsterte Berta und bekreuzigte sich.

Die Feuer der Johannisnacht
    Sanctus Albanus, Patron der Bauern, beschützt vor Unwetter, Pest und Epilepsie
    Tertia Feria, 21. Tag des Monats Juni
    W ann baust du mir meine Kapelle, Vater?«
    Adela gab sich launisch an diesem Morgen. Vermutlich hatte sie schlecht geschlafen. Wie wir alle. Wir standen auf dem Turm und sahen auf Roberts Lager hinab. Die ersten Sonnenstrahlen warfen lange Schatten über den Wiesengrund, den der feindliche Heerhaufen beanspruchte. Ein heißer Tag stand uns bevor, in mehr als einer Hinsicht. Die Mannschaften dort unten hatten ihr Morgenmahl beendet. Sie begannen, sich zu rüsten.
    »Wir werden belagert, Adela«, brummte ich leicht gereizt. »Wie kann ich mich um deine Kapelle kümmern?«
    »Ich weiß.« Sie zog einen Schmollmund. »Aber seit wir hier sind, hast du nicht mehr darüber gesprochen.«
    Wohl wahr. Zu viel war in den letzten Wochen geschehen.
    »Siehst du die bewaldete Kuppe dort?« Ich deutete auf den zweiten Höcker des Dorfhügels, niedriger als der Burgfelsen und einen Pfeilschuss weit auf der Ostseite gelegen. Cecilia hatte nie erlaubt, dort die Bäume zu schlagen, obwohl sie Buschwerk und Unterholz sorgfältig hatte entfernen lassen.
    »Unter den Bäumen steht eine Bank«, sagte ich, »auf der deine Großmutter …«, ich stockte, »… auf der deine Großmutter oft gesessen hat, wenn sie allein sein wollte. Von dort hat man einen guten Blick ins Tal. Das wäre ein beschaulicher Ort für eine Kapelle. Was meinst du? Man würde sie von allen Seiten sehen können.«
    Sie beugte sich über die Brüstung und blickte lange hinunter.
    »Die Bank soll dort aber stehen bleiben.«
    »Einverstanden.«
    Adela schmiegte sich an mich.
    »Du stinkst, Vater.« Sie hielt sich die Nase zu.
    Ich lachte, zuckte aber unwillkürlich vor Schmerz zusammen, als meine verwundete Brust sich meldete. Ich war in voller Rüstung, hatte den Arm jedoch in einer Schlinge und fragte mich, wie ich den Schild tragen sollte.
    »Alle Ritter stinken. So ein Lederwams saugt sich voll Schweiß und riecht dann nicht mehr so jungfräulich.« Diesmal vermied ich es zu lachen. »Zeig mal das Kreuz deiner
avia.
« Das ihrer wirklichen Großmutter.
    Sie fasste in den Halsausschnitt und hielt es mir entgegen. Ein schlichtes Goldkreuz mit einem Rubin in der Mitte. Mich durchfuhr ein seltsamer Schauer zu denken, dass Anhes de Provence dies getragen hatte. Und ich dachte an Bertran, Lehnsherr und nun – Bruder! Am Lagerfeuer auf den Höhen des Libanon hatten wir gesessen, als er sie die

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