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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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sie tief Luft holte und mit ihrer Fassung kämpfte. »
Jes Maria!
Und was jetzt? Der Herr hat seine Meinung geändert, und nun wird alles gut? Oder wie hast du dir das gedacht? Was erwartest du eigentlich von mir? Soll ich dir etwa in die Arme fallen?«
    Ich senkte den Kopf. »Töricht von mir, ich weiß. Dazu ist es zu spät. Das habe ich auch Hamid gesagt.«
    »Was hat er damit zu tun?«
    »Er meint, wir würden ein gutes Paar abgeben.«
    »So! Sagt er das? Was weiß denn er davon?«
    »Es tut mir leid, Berta.«
    »Das sagtest du schon.« Es hatte harsch klingen sollen, aber ihre Stimme bebte unsicher, und sie räusperte sich, um es zu verstecken.
    Ich trat einen Schritt zurück. »Ich erwarte gar nichts von dir. Es war nur«, murmelte ich beschämt, »weil wir uns in wenigen Stunden in Gefahr begeben. Keine Sorge, wir werden uns sicher gut schlagen. Aber im Krieg muss man immer mit dem Tod rechnen. Falls mir etwas geschieht … ich wollte nur, dass du weißt …«
    Langsam hatte sie sich umgedreht und sah mich an.
    »Weinst du etwa, Jaufré?«
    Ihre Stimme brach, und ihre Unterlippe zitterte, als sie in mein Gesicht blickte. Tränen traten ihr in die Augen, und plötzlich war sie in meinen Armen und küsste mich. Zuerst auf den Mund und gleich darauf über Wangen, Stirn und Schläfen. Und wieder wühlte sich ihr Mund in meine Lippen. Dabei stöhnte sie, als ob es ihr Pein bereitete. Sie betastete mein Gesicht und küsste mich wie eine Ertrinkende. Dann hielt sie inne, um heftig Luft zu holen, sah mich aus tränenverschleierten Augen an und schüttelte immer wieder den Kopf. Ob über mich oder sich selbst oder den Irrsinn des Lebens, ich wagte sie nicht zu fragen, denn der plötzliche Ansturm hatte mich vollkommen überwältigt. Und dann, als sei es nicht genug, befreite sie sich aus meiner Umarmung, zerrte mich aufs Bett und riss sich ungeduldig das Mieder herunter. Ihre Hände zogen mein Hemd aus dem Gürtel, rollten es hoch, und mit einem Aufstöhnen schmiegte sie ihre vollen Brüste an meinen Leib. Ihre Arme umfassten mich, und so lagen wir engumschlungen und regungslos, während sie von heftigem Schluchzen geschüttelt wurde und ihre Tränen meine Brust netzten. Ich war so fassungslos, dass ich kaum wagte zu atmen, geschweige denn, sie zu berühren. Aber langsam ließ ich vorsichtig meine Hände auf ihren Rücken sinken.
    Ich weiß nicht, wie lange wir so lagen.
    »Wie oft habe ich auf den Knien gelegen und zur Jungfrau gebetet«, stöhnte sie schließlich, »dass du mich ein Mal, nur ein einziges Mal so halten mögest wie jetzt. Aber wenn du nicht gerade wütend warst, dann warst du kalt wie ein Fisch, du verdammter Bastard. Ich hasse dich!« Sie wischte sich die Nase und heulte dennoch weiter. »Die Jungfrau Maria ist mein Zeuge. Ich wollte dir nur ein gutes Weib sein. So leben wie andere Paare. Dich berühren und lieben, deine Haut spüren. Danach habe ich mich gesehnt.«
    In ihrer Stimme war der aufgestaute Schmerz liebloser Jahre. Ich drückte sie fester an mich.
    »Und am Ende hast du uns ohne ein gutes Wort verlassen. Wäre nicht Joana gewesen, ich hätte es nicht ertragen. Besonders nach Cecilias Tod.«
    »Perdona me, mon cor!«
    Ich strich ihr sanft über den nackten Rücken und spürte, wie sie darunter erschauerte. Sie atmete inzwischen ruhiger, und ihre Finger berührten vorsichtig meine Wunde. Dann spürte ich ihre Lippen darauf. Bertas weiche Arme schlangen sich fester um meinen Leib, und sie flüsterte etwas Unverständliches an meiner Brust. Es störte mich fast, wie ihr warmer Duft und die Berührung ihres Fleisches mich erregten und mir die Sinne benebelten, denn sie nur halten zu dürfen, war schon mehr, als ich erhofft hatte.
    »Wenn wir dies hier überstehen«, flüsterte ich ihr ins Ohr, »will ich versuchen, alles wiedergutzumachen. Lass es mich versuchen, bitte!«
    Lange antwortete sie nicht.
    Wenn ich für kurze Zeit auf Versöhnung gehofft hatte, so wurde ich enttäuscht, denn ihre Stimme klang ruhiger, aber auch nüchterner.
    »Hör zu, Jaufré. Ich habe sehr gelitten.« Sie lehnte sich zurück auf ihren Ellbogen, und ihr Gesicht war gefasst, wenn auch voller Traurigkeit. Meine Haut vermisste die Wärme, wo sie gelegen hatte. »Nicht nur ich. Cecilia hat gelitten wie ein Hund, als du fortgegangen bist. Auch Joana, obwohl sie es nicht zeigen wollte. Von den Kindern will ich gar nicht sprechen.« Sie starrte auf einen Punkt an der gegenüberliegenden Wand. »Deshalb weiß ich nicht,

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