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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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umfangreichen Hohlraums lag unter Wasser und formte einen kleinen, glasklaren Teich, dessen Oberfläche das Licht der Fackeln widerspiegelte. Es war sehr still hier unten. Die Hammerschläge klangen jetzt weit entfernt. Die Felswände waren feucht, und hier und da schimmerten Kristalle im Schein unserer Feuerbrände. Von der Decke hingen spitze Steinnadeln, von denen ab und zu ein Tropfen fiel und im durchsichtigen Wasser darunter einen musikalischen Laut und einen Ring erzeugte, der sich in vollkommener Kreisförmigkeit ausbreitete, um dann von den Rändern des Teiches sanft zurückgeworfen zu werden, bis die Oberfläche sich langsam wieder glättete und der nächste Tropfen fiel.
    »Ein magischer Ort«, raunte ich andächtig.
    Hier hatten wir als Kinder Stunden verbracht und versucht, uns die Ewigkeit vorzustellen. Oder zumindest, wie lange es dauern würde, bis eine der Nadeln von der Decke bis auf den Boden wachsen würde.
    Plötzlich erschraken wir, denn ein wildes Flattern erfüllte die Luft. Kleine, schwarze, schemenhafte Wesen streiften uns fast im Flug, während sie um eine Felskante flohen und dünn zirpend verschwanden.
    »Fledermäuse«, lachte ich und zeigte auf die Höhlendecke. In einer Ecke hingen Hunderte von diesen Biestern, die kleinen Klauen in den Fels gekrallt. »Folgen wir ihnen!«
    Ich führte Hamid um die Felskante und in eine schmale Spalte, die zu einem Tunnel erweitert worden war. Dahinter lag ein weiterer enger Hohlraum, dessen Ende aus einem gemauerten Torbogen bestand, versperrt durch ein geschmiedetes Eisenrost mit Stäben so dick wie mein Handgelenk. Dahinter führte der Gang weiter bis zu einer Stelle, wo sich fahles Tageslicht erkennen ließ. Der Ausgang zum Fluss.
    Wir hoben einen mächtigen eisernen Riegel aus der Halterung. Das Gitterschloss jedoch war eingerostet und ließ sich nicht öffnen. Zum Glück hatten wir Schweinetalg mitgebracht, das wir erhitzten und in das Schloss träufelten, bis der Schlüssel sich endlich drehen ließ. Auch die alten Scharniere ölten wir, damit sie sich geräuschlos bewegen ließen.
    Schließlich standen wir vor der schmalen Spalte des Ausgangs. Frische Luft und spärliches Licht drangen durch die dichten Büsche, die ihn von außen abschirmten. Ich zwängte mich vorsichtig hindurch und bog die letzten Zweige auseinander, bis ich auf den Agli und die Straße hinabblicken konnte. Niemand zu sehen. Ich zog mich wieder in die Höhle zurück.
    »Ziemlich zugewachsen. Wir werden ein paar Büsche entfernen müssen, aber sonst ist alles so, wie ich es in Erinnerung habe.«
    »Ich hoffe, Ricard lässt nicht die Straße bewachen.«
    »Warum sollten sie? Falls sie einen Angriff erwarten, dann durch das Burgtor oben und nicht von hier aus.«
    Auf dem Rückweg durch die Höhle erzählte ich Hamid von den beiden fremden Rittern, die ich gesehen hatte. »Sie waren wie zur Schlacht gerüstet. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, als sei Rocafort ihr Ziel gewesen. Sie redeten lange mit Ricards Wachen und schienen sie auszufragen, studierten sorgfältig die Burg, den Weg und die ganze Umgebung, so wie jemand, der sich mit der Lage vertraut machen will.«
    »Vielleicht nur Neugierde.«
    Plötzlich fiel mir ein, was mir an ihnen bekannt vorgekommen war. »Ihre Lanzen waren länger als hier üblich.« Hamid schien nicht zu verstehen. »Und einer hatte einen Umhang, wie ihn nur Araber tragen.«
    »Du glaubst, sie sind aus Outremer?«
    »Ich bin mir sicher.«
    Während des Aufstiegs dachten wir darüber nach. »Fahrendes Volk«, brummte Hamid. »Es kommen sicher öfter Heimkehrer durch diese Gegend.«
    »In voller Rüstung und zum Kampf gewappnet?«
    Darauf gab es keine Antwort.
    Als wir oben ankamen, hatten Alban und Peire Alfons die Mauer größtenteils durchbrochen.
    »Geht als Erstes in den Schacht und bessert die morschen Holzstiegen aus«, trug ich ihm auf. »Ersetzt auch die Haltetaue. Und sichert euch mit Seilen während der Arbeit.«
    Im Burghof fand ich Berta. »Das wird ein Spaziergang«, scherzte ich.
    »Jaufré, wir sollten mehr Mundvorräte mitnehmen.«
    »Wie sollen wir alles tragen?«
    »Ich habe es mir überlegt. Die Nacht ist lang. Wir können mehrfach gehen. Und die Vorräte vergraben wir irgendwo im Wald.«
    Ich dachte nach. Dann rief ich Matiu, der gerade ein Bündel Pfeile zusammenschnürte. »Wo würdest du Vorräte verstecken? An einem Ort nicht weit von hier, wo wir sie später leicht holen können?«
    Er überlegte und beschrieb mir dann

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