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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Gustau? Denkst du, er lebt noch?«
    »Er ist ein Waldläufer und ein kluger Bursche.«
    »Vater«, sagte er verlegen. »Bitte sei mir nicht böse!«
    »Warum sollte ich?«
    »Ich will Gustau meinen Bogen schenken.«
    »Willst du ihn nicht mehr?«
    »Doch. Aber Gustau schießt besser als ich. Und dann kann er sich rächen und viele von den Schweinen töten.«
    Ich war betroffen, dies aus seinem Mund zu hören. Gott schenkt uns Kinder, damit wir sie schützen, nähren und lieben. Aber wir beschützen sie nicht vor dieser elenden Welt. Schreckliche Dinge muten wir ihnen zu. Nicht einmal vor unseren eigenen Irrungen und Verblendungen können wir sie behüten. Zu beschäftigt sind wir, unser selbstsüchtiges Leben zu leben, dass wir gar nicht merken, was wir ihnen antun.
    Schweigsam marschierten wir weiter. Nach zwei oder drei Meilen hielten wir inne, da die Hunde angespannt und mit nach vorn gerichteten Ohren in die Dunkelheit starrten und dabei ein leises, kehliges Knurren vernehmen ließen. Kurz darauf sahen wir jemanden, der keuchend aus der Dunkelheit auf uns zugelaufen kam. Wir nahmen die Schilde hoch und packten unsere Speere fester. Die Männer bildeten rasch eine Doppelreihe, wie sie es gelernt hatten.
    Aber es war nur Alban, der Knecht.
»Castelan!«,
rief er mit gedämpfter Stimme und völlig außer Atem. »Wo ist der
Castelan?
«
    Ich trat vor. Mein Herz sank, denn ein Blick auf sein verzerrtes, schweißüberströmtes Gesicht sagte mir, dass unsere Glückssträhne nun ein Ende hatte.
    »Die
Domna,
Herr!«, stieß er mühsam hervor.
    »Was ist mit ihr?«
    »Sie haben sie gefangen!«
    »Was sagst du, Mann?«, schrie ich und packte ihn am Arm. Aber der arme Kerl musste erst einmal richtig Luft holen, bevor er ein weiteres Wort hervorbrachte. »Sie haben auf uns gewartet«, keuchte er. »Plötzlich waren wir umzingelt!«
    »Wer, zum Teufel?«, brüllte ich.
    »Räuber,
Castelan.
Gesetzlose.«
    »Erzähl schon!«
    »An einem Hohlweg haben sie uns aufgelauert. Es waren viele. Mit Bögen bewaffnet und Speeren.« Sein Atem ging jetzt ein wenig ruhiger. »Wir hatten zu wenige Bewaffnete.«
    »Ist jemand verletzt?«
    »Nein, niemand. Unsere waren zu erschrocken, um an Gegenwehr zu denken. Und dann haben sie die Herrin in ihre Gewalt genommen. Und die
Donzela
Adela. Gleich darauf sind sie im Wald verschwunden, und ich bin gelaufen wie verrückt, um Euch zu warnen, Herr.«
    Es überlief mich siedend heiß. Berta gefangen! Mein Gott! Und Adela! Kaum gab es einen Hoffnungsschimmer, da hob der Teufel seine hässliche Fratze und stellte uns von neuem ein Bein.
    »Haben die Halunken nichts gesagt?«
    »Doch. Ihr Anführer will Magdalena und ihren Sohn. Im Tausch gegen unsere Herrin und die
Donzela.
«
    Nemo!
    Putan, merda!
Ihn hatte ich völlig vergessen. Wahrscheinlich schlichen er und seine Bande schon seit Tagen durch die Gegend. Sie mussten alles beobachtet haben und waren heimlich Zeugen unserer Flucht geworden. Das Kommen und Gehen der Träger hatte ihnen Zeit gegeben, im rechten Augenblick zuzuschlagen. Ich schüttelte den Knecht, bis ihm die Zähne im Kopf rasselten.
    »Bist du sicher?«, rief ich außer mir. »Nur Magdalena und Enric? Mehr will er nicht? Kein Lösegeld? Pferde, Waffen? Nichts weiter?«
    »Nein,
Castelan.
Nichts weiter!«
    Magdalena war in der letzten Gruppe gewesen. Hätte Nemo nur etwas länger gewartet … Aber Wenn und Aber halfen nicht weiter.
    »Und wie soll das Tauschgeschäft ablaufen? Haben sie das gesagt?«
    »Es hieß, sie wüssten von unserem Lager in den Bergen. Dort sollen wir warten. Jemand wird kommen, um zu reden.«
    Que malaventura!
So ein verdammtes Pech! Kaum waren wir Ricard entkommen, fielen wir in die Hände von Wegelagerern. Ich biss mir auf die Lippen, bis es schmerzte. Der eine hatte meinen Sohn, der andere Weib und Tochter. Und die Banditen wollten mehr, da war ich sicher. Mit Berta und Adela in ihrer Gewalt konnten sie alles von mir verlangen. Wie sollte ich mich wehren? Wie auf zwei Fronten kämpfen?
    »Wo sind die anderen aus eurer Gruppe?«
    »Nicht weit. Die Leute hatten Angst und wollten zurück.«
    Eine Panik. Das fehlte noch.
    »Los, Männer!«, rief ich. »Jetzt im Eilmarsch!«
    Trotz unserer schweren Last hasteten wir die Straße entlang. Nach etwa einer halben Stunde, die Sterne hatten schon den Glanz verloren und die Nacht an Schwärze, da stießen wir auf einen Haufen verwirrter Dörfler, die verängstigt nach uns riefen, als wir uns näherten. Bertas Gruppe war

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