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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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verschwanden. Gutes Gras für die Tiere fand sich in den angrenzenden Weiden, und Drogo hatte eine einfache hölzerne Wasserleitung von einem nahen Bergbach bauen lassen, so dass es an nichts fehlte. Abfallgrube und Latrinen hatten sie in sicherer Entfernung vom Lager und vom Bett des umgeleiteten Bächleins gegraben, so wie ich es Drogo aufgetragen hatte. Aus eigenem Schaden hatten wir dies im Heiligen Land gelernt. Niemand weiß, warum, aber Latrinen, die zu nah an Wohnzelten oder Wasser liegen, scheinen Seuchen zu verbreiten, als seien die Ausscheidungen des Menschen vom Teufel vergiftet. Zelte und Laubhütten waren in ordentlichen Reihen errichtet, und in der Mitte des Lagers, auf einem freien Platz, gab es zwei große Feuerstellen, auf denen für alle gekocht wurde.
    Ich lobte ihn für seine Ortswahl und umsichtige Verwaltung.
    »Es kann sein, dass sie uns verfolgen«, sagte ich. »Wir müssen jeden Pfad aus dem Tal bewachen.«
    »Und was tun wir, wenn sie kommen?«
    »Hinterhalt. Wir beschießen sie mit Pfeilen, bringen ihnen so viele Verluste wie möglich bei und ziehen uns in den Wald zurück.«
    »Keine offenen Angriffe also?«
    »Nichts dergleichen. Ich will nur verhindern, dass sie uns bis hierher verfolgen. Wenn sie Angst haben, hinter jedem Baum könnte ein Mann stehen und hinter jeder Wegbiegung tödliche Pfeile lauern, dann werden sie uns hier oben in Ruhe lassen.«
    »Gut. Ich werde sofort Männer aussenden, um geeignete Stellen zu markieren«, sagte Drogo.
    Wie seltsam das Leben spielt. Er war mein Jugendfreund und der friedliche Schmied eines Dorfes. Und nun war er dabei, Krieger wider Willen zu werden. Aber er lernte schnell und hatte bisher alles bestens nach meinen Anweisungen erledigt. Nun wollte er wissen, wie es uns ergangen war. Wir berichteten kurz von den Kämpfen um die Burg und von unserer Flucht durch den Höhlenschacht. Von den Heimsuchungen, mit denen Ricard uns überzogen hatte, wusste er natürlich. Die Verwüstungen waren unübersehbar, und als wir von Schändungen und dem schrecklichen Tod Martas und seines Knechtes Joan
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berichteten, verdunkelte sich sein Gesicht vor Zorn.
    »Gott hilf, dass wir dieses Schwein zur Strecke bringen.«
    »Das werden wir!«, bestätigte ich grimmig.
    »Jetzt will ich endlich wissen, was, zum Teufel, mit der
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geschehen ist? Raus mit der Sprache. Was habt ihr zu verbergen?«
    »Der Schurke Nemo«, sagte ich niedergeschlagen, »hat Berta und Adela in seiner Gewalt.«
    »Wie, um Himmels willen, konnte das geschehen?«
    Hamid erzählte den Hergang in kurzen Worten. »Dieser Nemo glaubt, wir halten Magdalena und ihren Sohn gegen ihren Willen fest, und er will sie deshalb austauschen.«
    »Ich wette, es steckt mehr dahinter«, warf ich düster ein.
    »Wir haben schon gemerkt, dass sich Gesindel herumschleicht«, sagte Drogo. »Haben uns aber nichts dabei gedacht. In den Wäldern gibt es immer ein paar Herumtreiber. Was hast du jetzt vor?«
    »Abwarten. Sie wollen einen Unterhändler schicken. Ich hoffe nur, dieser Nemo kommt nicht auf den Gedanken, sich mit Robert und Ricard zu verbünden.«
    Seit Bertas Gefangennahme war ich in meiner düsteren Stimmung bereit, mir das Schlimmste auszumalen. Wer sagte uns, dass die Gesetzlosen Berta und Adela nicht an Ricard ausliefern würden? Robert würde jedes Lösegeld zahlen, um ein solches Pfand gegen mich in der Hand zu halten. Uns blieb für den Augenblick nichts übrig, als zu warten. Ich nutzte die Zeit, um mich zum ersten Mal seit Tagen wieder von Kopf bis Fuß zu waschen. Das kühle Wasser des Gebirgsbaches erfrischte Leib und Seele. Danach aßen wir, ausgehungert wie wir nach der langen Nacht waren. Trotz der Sorge um Adela und Berta verspürte ich nach dem Mahl tiefe Müdigkeit, denn seit Tagen hatte ich nicht richtig geschlafen.
    Hamid und ich suchten uns deshalb eine schattige Stelle. Krieger lernen, immer und überall zu schlafen, wenn sich eine Gelegenheit bietet. Aber diesmal wollte der Schlaf nicht kommen. Ich wälzte mich von einer Seite zur anderen, während die ruhigen Atemzüge meines Freundes mich mehr störten als das Rumoren im Lager, wo sie Unterkünfte für uns Neuankömmlinge errichteten. Ich verzog mich mit meiner Bettrolle tiefer zwischen die Büsche, doch auch dort kam der Schlaf immer nur für flüchtige Augenblicke, unterbrochen von Grübeln und unruhigen Gedanken, die um Raol und Ramon kreisten, um das Erbe der Tolosaner und immer wieder zu Berta zurückkehrten.
    Ich rieb die

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