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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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an.«
    »Joana hat es mir erzählt …«
    »Was später kam, ist für Euch noch wichtiger …«
    Plötzlich wurde unser Gespräch von lautem Geschrei unterbrochen. Ich hörte, wie mein Name gerufen wurde, und als wir uns umdrehten, um die Ursache des Aufruhrs auszumachen, sahen wir sie winken und mit den Armen deuten. Andere liefen auf die Stelle zu, wo der Wald in Heide übergeht, und von dort kamen drei Reiter und einige Männer zu Fuß. Als er die Leute gewahrte, gab der erste der Reiter seinem Tier die Sporen und galoppierte auf das Lager zu.
    Dieu!
Es konnte nicht wahr sein! Sicher täuschte ich mich. Und doch. Ihr langes blondes Haar strömte im Wind und leuchtete hell in der Nachmittagssonne.
    Es war Berta!
    »Verzeiht mir,
Paire,
aber …« Mehr bekam ich nicht heraus, so sprachlos war ich.
    »Ich habe etwas von Versöhnung gehört.« Er lächelte wohlwollend. »Nur zu, mein Sohn. Wir reden später.«
    Ich rannte, so schnell ich konnte. Berta hatte die ersten Dörfler erreicht und brachte ihr Reittier zum Stehen. Die Leute umschwärmten sie, hielten die Zügel des Gauls, berührten ihre Stiefel und überfielen sie mit hundert Fragen gleichzeitig. Berta warf den Kopf in den Nacken und lachte ausgelassen. Mich hatte sie noch nicht bemerkt, und etwas abseits von der Menge blieb ich stehen, um mich an ihrem Anblick zu weiden.
    Da stürmte der zweite Reiter im Galopp heran, und ich erkannte Adela. Sie sah mich sofort und schrie aus vollem Hals »Vater, Vater! Wir sind wieder frei!« und ritt übermütig johlend einen vollen Kreis um mich herum. Dann preschte sie weiter in Richtung der Unterkünfte, wo sie sich vom Pferd fallen ließ und lautstark nach Joana rief. Berta war inzwischen abgesessen und drängte sich durch die Menge in meine Richtung. Ihr Gesicht leuchtete vor Fröhlichkeit, und aus ihren Augen sprühte der Schalk. Mit einer Hand an der Hüfte blieb sie stehen und grinste verwegen.
    »Der
Castelan
ist sprachlos, wie ich sehe«, lachte sie.
    »Völlig sprachlos«, stammelte ich. »Wie seid ihr freigekommen?«
    »Bist du nicht froh, mich zu sehen?«, schmollte sie gespielt.
    »Überglücklich!« Und zum Beweis schlang ich meine Arme um sie, bis sie lachend schrie, es sei genug, ich zerquetsche ihre Rippen. Auch meine Wunde schmerzte bei dieser heftigen Umarmung, aber das war mir gleich. Berta war zurück,
mercé de Dieu!
Nur das zählte.
    »Genug, Jaufré«, kicherte sie und wand sich aus meinen Armen.
    Mit Bedauern ließ ich sie los.
    Inzwischen hatte sich der dritte Reiter genähert und war vom Pferd gestiegen. Berta nahm mich bei der Hand und führte mich zu ihm. Ich ahnte, wem diese hagere Gestalt, die gebogene Nase und der buschige Schnauzbart gehörten. Der Kerl zog sein Schwert samt Scheide aus dem Gürtel und reichte mir zu meinem Erstaunen wortlos die Waffe.
    »Ich möchte dir den Edelmann Esteve de Vilapros vorstellen, Jaufré«, sagte Berta nicht ohne Feierlichkeit, konnte sich dennoch das Grinsen von einem Ohr zum anderen nicht verkneifen.
    »Edelmann? Man kennt ihn eher als Nemo!«
    »Das ist richtig,
Senher
Jaufré«, erwiderte er mit einem vorsichtigen Lächeln. »
Mon nom de guerra,
sozusagen. Alle reden über Nemo, aber niemand verbindet ihn mit Vilapros. Das ist mein Schutz.«
    »Den Ihr soeben in den Wind geschlagen habt«, knurrte ich misstrauisch.
    »Ich habe mich vertrauensvoll in die Hände der
domina
von Rocafort begeben.« Er machte eine kleine Verbeugung vor Berta. »Sie hat mir Zusicherungen gemacht, die Ihr als Mann von Ehre sicher achten werdet.«
    Ich runzelte die Stirn. »Berta, was soll dies bedeuten?«
    »Wir müssen ein stilles Plätzchen finden, um alles in Ruhe zu bereden«, lächelte sie augenzwinkernd. »Du wirst dich wundern.«
    Gegen ein stilles Plätzchen mit ihr hatte ich nichts einzuwenden, aber sie hatte anderes im Sinn. Zuerst begrüßte sie die übrigen Dorfbewohner, die sich hocherfreut um sie scharten. Dann herzte sie Martin, unseren Sohn, begrüßte
Paire
Jacobus und ließ sich von Drogo das Lager zeigen. Sie wollte auch mit Rosa sprechen, aber Joana verbot es. Die Amme hatte die junge Magd fürs Erste in ihrem eigenen Zelt untergebracht, damit sie schlafen und sich erholen konnte.
    Schließlich ließ Berta Nemo und seine beiden Begleiter abseits des Lagers mit Wein und Nahrung versorgen und trug Brun auf, Magdalena und Enric zu holen. Man sah Nemo die große Erleichterung an, beide wohlbehalten wiederzufinden, wohingegen es mir vorkam, als nehme

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