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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Magdalena seine Umarmungen etwas weniger überschwenglich hin. Aber vielleicht war sie nur scheu, ihre Gefühle vor aller Augen kundzutun.
    Endlich konnten wir uns vor meinem Zelt zur allgemeinen Beratung niederlassen. Ohne Umschweife kam Berta mit ihrer guten Nachricht heraus.
    »Ich habe Esteve überzeugt, sich uns anzuschließen.«
    »Was hast du?«, fragte ich ungläubig. »Ein Räuber?«
    »Er ist ebenso Opfer von Borcelencs’ Willkür wie wir!«
    »Du machst Scherze!«
    »Ein Kerl, der Euch verschleppt hat, Herrin?«, fragte Brun. »Auch uns hat er überfallen, habt Ihr das vergessen?«
    »Mit Räubern verhandelt man nicht«, stimmte Drogo grimmig zu.
    Berta lächelte nur.
    »Was hat er mit Borcelencs zu schaffen?«, fragte ich.
    »Das soll er dir selbst sagen«, antwortete sie. »Er mag ein Räuber sein, aber dafür gibt es Gründe. Er ist kein schlechter Mensch. Und das Wichtigste …« Berta lachte triumphierend. »Er bringt uns die Männer seiner Bande. Ist das etwa nichts?«
    »Und das hast du ihm eingeredet?«, fragte ich ungläubig. »Willst du sagen, er tut es dir zuliebe?«
    »Er hasst Borcelencs, und da kam mir der Einfall, er könne uns helfen und sich an ihm rächen. Und im Gegenzug nehmen wir ihn und seine Leute unter unseren Schutz.«
    »Wie bitte?«
    »Er ist bereit, dein Vasall zu werden.«
    »Mein Vasall?« Ich glaube, ich bekam lange Zeit meinen Mund nicht zu. »Bist du von Sinnen?«, fragte ich schließlich benommen.
    »Was genau soll das beinhalten?«, fragte Hamid, immer der kühle Kopf.
    »Ganz einfach. Wir geben ihm ein Stück Land. Dort, auf halbem Wege zum Col de Lima haben wir genug unberührtes Busch- und Weideland, teilweise bewaldet. Ich wollte es schon immer roden lassen, und jetzt ist einiges davon abgebrannt. Dort können er und seine Männer sich niederlassen, einen Gutshof errichten und Felder anlegen. Er schwört uns Treue, stellt Krieger, wenn wir sie brauchen, und macht die üblichen Abgaben. Wir können nur gewinnen, Jaufré.«
    »Aber ist er nicht vogelfrei?«, fragte Drogo. »Ein Gesetzloser. Wem es beliebt, kann ihn straffrei töten. Wir haben nicht das Recht, solche Leute unter unseren Schutz zu stellen.«
    »Denkt nach!«, erwiderte Berta. »Gesetzlos ist ein gewisser Nemo. Den aber kaum jemand wirklich gesehen hat. Ein Vilapros hat sich nichts zuschulden kommen lassen.«
    »Haarspalterei!«, knurrte Drogo.
    »Wir wissen doch, wer er ist«, pflichtete ich bei.
    »Hast du gesehen, wie er ein Verbrechen begangen hat? Kannst du es bezeugen?«, fragte Berta.
    »Nun«, erwiderte ich verlegen. »Es war im Morgengrauen, und man konnte nicht viel sehen.«
    »Ihr hattet keine Verletzten, und gestohlen wurde auch nichts.«
    »Weil wir es vereitelt haben.«
    »Natürlich!«, meinte Berta. »Andererseits, soviel ich weiß, habt ihr mehrere seiner Leute verwundet und einige getötet. Fast könnte man sagen, ihr habt ihn überfallen und nicht umgekehrt!«
    »He, was soll das, Berta?«
    Sie zuckte mit den Schultern und grinste. »Wort gegen Wort.«
    »Aber seine Männer können gegen ihn aussagen.«
    »Warum sollten sie? Sie würden sich nur selbst schaden. Natürlich nehmen wir sie alle ebenfalls auf.«
    »Das kann nicht dein Ernst sein!«, rief ich aus. Es wurde immer bunter.
    »Jaufré, denk nach!«, bat Berta eindringlich. »Nemos Männer machen unser braches Land urbar, was uns zusätzliches Einkommen bringt. Sie helfen, unsere Feinde zu besiegen und die Burg zurückzugewinnen. Alles, was wir tun müssen, ist, ihnen einen neuen Anfang zu ermöglichen.«
    Paire
Jacobus lachte leise. »
Wer lange Räuber war, soll nun Ritter werden.
Ich erinnere mich an so etwas in Papst Urbans Rede. Habt ihr deshalb nicht allerlei Gesindel ins Heilige Land mitgenommen?«
    »Nicht dasselbe«, murrte ich. »Der Papst wollte solchen Kerlen Gelegenheit geben, sich durch ein heiliges Werk die Vergebung ihrer Sünden zu verdienen.«
    »Eben«, erwiderte er. »Der Handel scheint mir auch hier ähnlich zu liegen. Kriegsdienst gegen Vergebung, oder?«
    »Wenn man es so betrachtet.«
    »Und wir sollten nicht außer Acht lassen«, fuhr er lächelnd fort, »dass es vielleicht Gottes Wille ist, Nemo zu vergeben. Da wollt Ihr doch dem Herrgott nicht im Weg stehen,
Castelan,
oder?«
    An Hamids Grinsen konnte ich ablesen, dass auch er an der Sache Gefallen gefunden hatte. Das Ganze war wirklich zu verrückt.
Folatura!
Und doch, der Gedanke hatte etwas, das war nicht zu leugnen. Andererseits hörte sich alles

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