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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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entschlossen, es diesem Bastard heimzuzahlen. Doch bisher ist es mir nicht gelungen, denn er umgibt sich immer mit einer großen Leibwache. In den Jahren habe ich andere gefunden, mit denen er ähnlich umgesprungen ist. Immer so, dass man ihn nicht belangen kann. Einen Großteil seines Reichtums hat er auf solche Weise zusammengerafft. Er ist sehr findig und durchtrieben, inzwischen auch sehr mächtig geworden. Wenige wagen es, sich mit ihm anzulegen. Ich hoffe nur, dass er sich eines Tages selbst überschätzt und den findet, der ihn endlich zu Fall bringt.«
    »Und derjenige soll ich sein?«, fragte ich. »Mit Eurer Hilfe?«
    »Warum nicht? Ihr seid ein erfahrener Kriegsheld. Ich habe beobachtet, wie Ihr Eure Bauern zu Kriegern ausgebildet habt und wie sich Roberts Leute eine blutige Nase geholt haben. Mit meiner Hilfe könnte es gehen, sie zu schlagen, will ich meinen.« Er lächelte entwaffnend.
    »Sagt mir, Vilapros, wie viele Männer könnt Ihr stellen?«
    »Etwa zwanzig. Keine ausgebildeten Schildkämpfer, aber sie verstehen sich gut mit Speer und Bogen und anderen nützlichen Tricks, die man bei unserem Broterwerb lernt.«
    »Und wie ernst ist es Euch damit, Euer Leben zu ändern?«
    »Sehr ernst. Das ist Voraussetzung für unseren Handel«, erwiderte er sofort. »Wenn ich schon in Eurer Schlachtreihe kämpfe, dann nur, um endlich in meinen alten Stand zurückzukehren. Ansonsten seht zu, wie Ihr selbst mit Borcelencs fertig werdet.«
    Ich lachte. »Ein ehrliches Wort.«
    »Und nicht ohne Lehnseid vor den Männern«, fügte er hinzu.
    Klug von ihm. Durch ein
homagium
würde ich ihm ebenso verpflichtet sein wie er mir. Ich sah noch einmal in die Runde. Jacobus lächelte gütig, Drogo runzelte die Stirn, Brun zuckte mit den Schultern, und Berta sah mich gespannt an. Hamid betrachtete seine Fingernägel. Dann blickte er auf und grinste. »Ein paar Bogenschützen könnten uns schon nützen. Ich wäre dafür.«
    »Also gut«, sagte ich zu Vilapros. »Drei fähige und vollständig ausgerüstete Berittene, wann immer ich sie benötige, zehn Gänse zu Sankt Martin und hundert
solidi
Pacht pro Jahr.«
    Er hob die Brauen. »Das ist viel.«
    »Dafür gebe ich Euch auch zehn Hufe Land, das Ihr urbar machen sollt, und zwanzig Hufe Wald für die Jagd und Holz zum Eigengebrauch. Dazu Setzlinge für Olivenbäume und Weinstöcke sowie freies Saatgut für das erste Jahr.«
    Nun lächelte er zufrieden.
    »So ist es also abgemacht«, sagte ich und gab ihm die Hand. »Schickt jetzt Euren Boten und lasst Eure Leute kommen. Wir müssen zusammenrücken. Langsam wird es eng in diesem Lager. Morgen früh bei erstem Licht halten wir den Schwur ab.«
    Und so kam es, dass per Handschlag aus einem Wegelagerer ein Gutsherr und Pächter wurde.
    ***
    »Was ist das für eine Liste, von der Ihr spracht,
Paire?
«
    Nach dem Handel mit Vilapros hatten Jacobus und ich unser Gespräch wieder aufgenommen.
    »Eine Auflistung von Besitzungen und die dazugehörigen Urkunden«, belehrte er mich. »Das Testament ist nur in Gegenwart der Liste gültig und die Besitzurkunden nur zusammen mit dem Testament. Odo wollte jeden Missbrauch verhindern.«
    »So viel Geheimnis um ein paar Ländereien?«
    Jacobus seufzte. »Es sind mehr als nur ein paar Ländereien. Das Ganze ist eine lange Geschichte, Jaufré. Eine Geschichte wie die von Kain und Abel.«
    »Streit unter Brüdern, meint Ihr?«
    Er seufzte abermals, sah mir kurz in die Augen und nickte langsam. »Mehr als das«, hörte ich ihn sagen. »Mehr als das, mein Sohn.«
    Für einen Augenblick war ich zu erschrocken, um irgendetwas zu sagen. Was wollte er da andeuten? Jacobus faltete die Hände auf dem Rücken und nahm wieder den schmalen Pfad über die Heide auf, dem wir gefolgt waren, um allein und in Abgeschiedenheit zu reden. Die Sonne brannte unbarmherzig von einem tiefblauen Himmel herunter. Seit Tagen hatte es nicht mehr geregnet, nicht eine Wolke hatte sich sehen lassen, so dass das Gras spröde und ausgetrocknet war. Langsam überquerten wir die Lichtung und erreichten den Schatten des Waldrandes. Wir fanden einen verwitterten Baumstamm, der aus dem Unterholz ragte, und setzten uns.
    »Warum hassten sie sich?«, fragte ich.
    »Ich glaube nicht, dass sie sich wirklich hassten«, erwiderte Jacobus, nachdem er über diese Frage nachgedacht hatte. »Es war eher ein ständiger Wettstreit, den sie schon als Kinder ausfochten, wie es oft unter Brüdern ist. Obwohl Euer Vater, Guilhem, der ältere war, so

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