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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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gar zu triftig an. Wo war der Haken?
    »
Paire
Jacobus. Als ehemaliger
secretarius
des Erzbistums werdet Ihr etwas von der Gerichtsbarkeit verstehen. Kann uns aus einer solchen Sache kein Nachteil entstehen?«
    »Ich glaube kaum. Als Lehnsmann würde Vilapros unter Eurem Schutz stehen, und soviel ich weiß, liegt die Gerichtsbarkeit auf Rocafort bei Euch selbst. Da kann Euch nur Tolosa dreinreden, anders als in den benachbarten Besitzungen, die Narbona verpflichtet sind. Schlimmstenfalls könnt Ihr sagen, Euch war nichts von seiner unrühmlichen Vergangenheit bekannt. Und das ist sogar wahr. Nichts als Hörensagen, oder?« Er zwinkerte vergnügt mit den Augen.
    »Und der Prior von Cubaria?«
    »
Paire
Bernard?« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Macht ihm ein Geschenk. Dann wird er den Mund halten. Und wenn Vilapros ihm regelmäßig den Zehnten entrichtet, so hat er mehr als jetzt. Was soll er sich da beschweren?«
    Ich schüttelte den Kopf und musste schließlich lachen. »Also gut. Aber bevor ich mich entscheide, will ich den Mann selbst hören und warum er Borcelencs so hasst.«
    Vilapros, nachdem Alexis ihn herbestellt hatte, stand etwas verlegen am Rande unserer Runde, bis ich ihn bat, sich zu setzen. Er warf Berta einen fragenden Blick zu, den sie mit einem aufmunternden Lächeln beantwortete. Doch ganz so einfach wollte ich es ihm noch nicht machen.
    »Wenn ich es recht verstehe«, eröffnete ich das Gespräch mit einem Stirnrunzeln, »soll ich nun vergessen, dass ihr Kerle mir vor wenigen Wochen die Kehle durchschneiden wolltet.«
    »Nur überwältigen wollten wir euch«, erwiderte er mit Bestimmtheit. »Wir leben vom Raub, das ist wahr. Aber Mord ist nicht mein Geschäft. Die Sache ist leider danebengegangen, und ich habe gute Männer verloren.«
    »Aha. Nichts als Raub also«, knurrte ich. »Und heute wolltest du mir Frau und Kind rauben.«
    »Es lag ihm nur an Magdalena«, mischte Berta sich ein. »Er dachte, wir würden sie gegen ihren Willen festhalten. Und das hast du ja auch.«
    »Nur zu ihrem Besten.«
    »Jedenfalls haben Nemo und seine Leute uns gut behandelt.«
    »Der reinste Engel, dieser Nemo, ich weiß!«, brummte ich bissig. »Sagt mir, Vilapros, warum wollt Ihr Euer Leben im Kampf gegen diesen Borcelencs aufs Spiel setzen?«
    »Es ist lange her«, begann er, »da besaß meine Familie einen Gutshof, weiter nördlich in der Gegend von Limos.« Seine Augen verengten sich beim Erzählen. Er starrte über unsere Köpfe hinweg, als wandere sein Geist zurück in jene Zeit. »Mein Vater war für treue Kriegsdienste in den niederen Adelsstand erhoben worden, aber dann, wie auch meine Mutter, früh verstorben. Geschwister habe ich keine. Unser kleines Lehen gehörte zum Besitz einer Witwe, der ich eine Menge Pacht schuldete, denn über die Jahre waren wir von Missernten geplagt gewesen. Wir hatten eine Übereinkunft, wie ich die Schuld abtragen würde. Aber dann starb die Witwe, und ihr Erbe fiel an Robert Borcelencs. Sie war eine entfernte Tante gewesen, wie sich herausstellte, und andere Erben gab es nicht. Robert brauchte damals schnelles Geld und forderte sofortige Zahlung aller Schulden, dem ich nicht Folge leisten konnte. Da zwang er mich zu Kriegsdiensten bei einem anderen Herrn gegen Bezahlung, die er sich selbst in die Tasche steckte. Und in meiner Abwesenheit ließ er das Vieh zusammentreiben und verkaufen. Mein Weib und mein Verwalter mussten sich widersetzt haben, jedenfalls kam es zum Kampf, und dabei steckten sie mein Haus in Brand, und alle, Gesinde, Weib und unsere kleine Tochter, kamen in den Flammen um.«
    Vilapros’ Stimme klang bei dieser Erzählung seltsam flach und fast unbeteiligt. Dennoch verfehlten seine Worte nicht ihre Wirkung. Mir stieg die schwarze Galle hoch, denn mit ähnlich verbrecherischen Mitteln hatte sich Borcelencs auch Rocafort aneignen wollen.
    »Mein Land wurde an ein Kloster als Weideland für Schafherden verkauft. Als ich alles erfuhr, nahm ich mein Schwert und schwor Rache. Aber in meiner Wut handelte ich übereilt, und sie nahmen mich gefangen. Ich sollte in Ketten als Minensklave in einem Bleibergwerk enden, angeblich, um den Rest meiner Schuld abzuarbeiten. Nur mit nackter Haut bin ich entkommen.«
    »Und so seid Ihr Wegelagerer geworden?«, fragte Jacobus.
    Vilapros senkte den Kopf. »Ich weiß,
Paire,
dass ich einen sündhaften und unehrenhaften Weg gewählt habe. Aber ich wusste nicht, wie ich sonst hätte überleben können. Außerdem war ich

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