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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Herzen,
Cavalier
«, antwortete sie. »Jeder starke Arm ist uns mehr als willkommen. Und was die Gastfreundschaft betrifft, so haben wir nicht viel zu bieten, aber wir wollen tun, was wir können.«
    Sie rief nach Mägden und Knechten, um den Gästen eine Unterkunft zu errichten. Joana und
Paire
Jacobus waren zu uns getreten, und ich machte sie mit meinen Freunden bekannt. Adela warf sich Guilhem in die Arme, und auch meine Hunde schwänzelten aufgeregt um ihn herum.
    »Soso. Aus Outremer kommt Ihr«, sagte Joana abwesend und entschuldigte sich gleich wieder. Sie müsse sich um eine Schwangere kümmern, deren Zeit nahte. Jacobus war dagegen gesprächiger und ließ sich lang und breit von der Schiffsreise meiner Freunde erzählen.
    Später, als sich eine Gelegenheit bot, raunte Guilhem mir zu, er habe ja selbst sehr an Noura gehangen, aber es käme der Tag, da müsse man von den Toten Abschied nehmen. Dabei zwinkerte er mir unmissverständlich zu, woraus ich schloss, dass Berta Eindruck gemacht hatte.
    »Sag mal … diese Joana. Ist sie wirklich deine Amme?«, fragte er mit betont unschuldiger Miene.
    »Jetzt gewiss nicht mehr«, lachte ich. »Aber früher schon.«
    »Ist sie nicht ein bisschen jung dafür?«
    »Vorsicht, Alter«, grinste ich. »Falls du dich anschleichen willst, sie kann ziemlich bissig werden.«
    »Wo denkst du hin?«, schmollte er. »Ich frag doch nur.«
    »Sie macht sich Sorgen um ihren Freund«, sagte ich ernst, »den Ricard mit den anderen Geiseln gefangen hält.«
    »Ah«, erwiderte er betroffen. »Das tut mir leid.«
    Am Ende des Vormittags stießen noch weitere junge Bauern zu uns. Sie kamen von den freien Höfen im Tal und hatten gehört, dass wir die Burg verlassen hatten, einige hatten gar schon von unserem Erfolg am Morgen gehört. Sie waren mit Sicheln und Dreschflegeln bewaffnet und wollten an unserer Seite kämpfen. Mein kleines Heer schien zu wachsen. Leider besaßen wir keine besseren Waffen mehr, aber zur Bewachung des Lagers und als Späher und Boten konnten wir sie gut gebrauchen.
    Die Neuankömmlinge berichteten, dass Ricards Reiter das Tal auskundschafteten, sich jedoch nicht in die Wälder trauten. Ich ließ es mir nicht anmerken, doch in Wahrheit war ich unruhig. Unser Hinterhalt hatte ihnen Respekt eingeflößt, aber wer weiß, wie lange sie sich abschrecken ließen. Halb erwartete ich die Warnung unserer Späher, dass Ricards
pezos
im Anmarsch waren. Oder wir verpassten Roberts Rückkehr und konnten nicht verhindern, dass beide Gruppen sich vereinten. Das war überhaupt meine Hauptsorge, denn es würde unsere Aufgabe bei weitem erschweren. Wie konnte ich das verhindern? Es war eine Sache, von unserer wiedererlangten Bewegungsfreiheit zu reden, aber eine andere Frage, was wir damit anfangen sollten, denn tatsächlich hatte ich noch keinen festen Plan.
    Nach einem bescheidenen Mittagsmahl bat ich Hamid, den Nachmittag mit Kampfübungen zu nutzen. Trotz der Einwände der Männer, sie seien müde und hätten für heute genug marschiert, ließ ich mich nicht erweichen, denn ein dumpfes Gefühl sagte mir, all unsere kriegerischen Fähigkeiten würden bald auf die Probe gestellt werden.
    »Ein richtiges kleines Heer«, lobte Guilhem. Wir beide saßen am Rand der Lichtung und sahen aufmerksam zu, um Schwächen auszumachen.
    »Sie bemühen sich«, brummte ich.
    »Sieht doch schon vielversprechend aus, Jaufré. Natürlich, ein paar Wochen mit Arnaud würden ihnen sicher guttun.«
    »Wie geht es Arnaud?«
    »Macht sich gut als
Castelan.
Ach, übrigens,
Coms
Bertran schickt dir seine Grüße.« Und dann schlug er sich vor die Stirn. »Ich Rindviech hab es ganz vergessen. Er hat mir einen Brief für dich mitgegeben.«
    »Einen Brief?«
    Er fasste ins Wams und zog ein zerknittertes Schriftstück aus der Innentasche und reichte es mir. Erstaunt erbrach ich das Siegel und entfaltete das Dokument. Es war auf Lateinisch aufgesetzt, so viel konnte ich ausmachen, und sorgfältig mit engliegenden Zeilen beschrieben. Guilhem musste es die ganze Reise über am Leib getragen haben, denn es hatte Schweißflecken, und hier und da war ein Buchstabe verwischt, aber im Ganzen noch gut lesbar. Ich schickte nach Jacobus.
    Der Prior kam herüber und betastete erstaunt das Schriftstück.
    »Das ist kein Pergament«, sagte er. »Was ist es?«
    »Papier«, antwortete ich. »Die Araber verwenden es. Leichter als Pergament und angeblich billiger in der Herstellung. Allerdings nicht so haltbar.«
    Das Papier

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