Der Bastard von Tolosa / Roman
Eifer geredet und sprach nicht mehr im Flüsterton. »Der Graf hat sich erboten, Land zur Selbstversorgung des Klosters und das nötige Baumaterial zu stiften.« Seine Stimme bebte fast vor Ehrfurcht.
»Ich beglückwünsche Euch«, erwiderte ich trocken.
»Wartet,
Castelan!
Es kommt noch besser.« Seine Stimme senkte sich, als ob er mir eine äußerst freudige, aber vertrauliche Botschaft verkünden wolle. »Ich habe letztes Jahr an eine Abtei unserer Heiligen Frau in der Grafschaft Tolosa geschrieben, und man hat mir versichert, eine Gruppe von mutigen Nonnen habe sich bereits zu uns auf den Weg gemacht. Sie müssten bald eintreffen.«
»Vorausgesetzt, den heiligen Frauen gelingt es, unversehrt bis hierher zu gelangen. Aber, Ihr habt meine volle Unterstützung.«
»Ich wusste es, mein Guter.« Er rieb sich die Hände.
»Nur, was hat das mit meiner Tochter zu tun?«
Er holte tief Luft und lächelte gewinnend. »Sehr viel, mein Lieber. Wenn wir das Kloster eingerichtet haben, und ich hoffe, das wird nicht lange auf sich warten lassen, dann solltet Ihr das Kind als Novizin unter die Obhut der Mutter Priorin geben.«
»Was redet Ihr da? Sie ist doch viel zu jung.«
»Ein bisschen schon. Aber was macht das? Bei den frommen Frauen wird sie redlich erzogen und lernen, Gottes Werk zu tun. Ihr reitet für den Grafen und habt keine Zeit für ein Kind. Soll sie ohne Mutter in dieser Festung aufwachsen, verwahrlost und den geilen Blicken dieser
fornicatores
ausgesetzt? Denkt darüber nach, Montalban, es wäre das Beste für sie. Jetzt ist sie noch jung. Aber bald wird die Sache schwierig für Euch werden. Ihr könnt sie nicht den ganzen Tag bewachen.«
Mit dem letzten Satz hatte er ins Schwarze getroffen. Ich kaute auf der Unterlippe und ließ ihn noch eine Weile weiterreden, während ich nachdachte. Vielleicht hatte er recht. Es war zu überlegen. Adela hätte ein behütetes Dasein, wäre gut versorgt, und ich müsste mir keine Sorgen um sie machen. Natürlich ist es bei Personen von Stand üblich, dem Kloster als Unterhalt eine würdige Schenkung zukommen zu lassen. Land, Äcker oder einen ganzen Bauernhof. Auch ich würde eine hübsche Summe Gold als Mitgift zahlen müssen. Aber ich konnte es mir leisten, denn aus den vielen Beutezügen über die Jahre hatte sich ein kleines Vermögen angesammelt, und das wusste
Paire
d’Aguiliers. Plötzlich durchschaute ich seine unerwartete Anteilnahme. Weitere Geldmittel waren vonnöten, und der Pater erhoffte sich einen fetten Beitrag von mir. Dass er aus unserem Unglück Vorteil ziehen wollte, erregte meinen Unmut.
»Jetzt ist nicht der Zeitpunkt für solche Überlegungen«, sagte ich unwirsch. »Habt Dank, aber ich muss gehen. Meine Tochter wartet.«
»Möge Gott Euch erleuchten und den rechten Weg weisen, mein Sohn.« Er machte das Zeichen des Kreuzes und segnete mich, woraufhin ich mich kurz verbeugte. Dann fiel die Kapellentür hinter mir ins Schloss.
Das Gespräch hatte mich in eine üble Stimmung versetzt. Ich war nicht bereit, mein Kind in einem Kloster zu vergraben oder mein Gold den Pfaffen zu schenken. Was stellte der Mann sich vor? Andererseits, vielleicht war der Gedanke nicht völlig von der Hand zu weisen.
Adela war dabei, Steine von der Burgmauer zu werfen.
»Lass das«, rief ich gereizt. »Du könntest jemanden verletzen.«
Nun machte sie ein beleidigtes Gesicht und starrte stumm auf ihre Schuhspitzen. Die angespannte Körperhaltung und ihr zusammengekniffener Mund zeugten von Ärger und unterdrücktem Widerspruch.
»Ich bringe dich jetzt zu Euthalia.«
Sie wandte sich ohne ein Wort zum Gehen. Ich hielt sie am Arm fest. »Hiergeblieben,
filheta!
Was ist eigentlich los mit dir?« Mein Ton war schärfer als beabsichtigt gewesen.
Sie starrte mich herausfordernd an. Dann stieß sie hervor: »Was willst du? Dir bin ich doch gleichgültig.«
»Was redest du für dummes Zeug?«, fragte ich eher bestürzt als ärgerlich. Sie wandte trotzig ihr Gesicht ab, als plötzlich Alexis auftauchte.
»Herr. Ein Bote des Grafen. Er will Euch sofort sprechen.«
»Hat er einen Grund genannt?«
»Nein, Herr.«
»Dann geh sofort meinen Rappen satteln.«
Bei diesen Worten verzog Adela die Mundwinkel und warf mir einen zornigen Blick zu, bevor sie auf dem Absatz kehrtmachte und die Stiege hinunter zum Innenhof verschwand. Alexis und ich sahen uns ratlos an. Ich war wütend. Was war nur mit dem Kind los? Wahrscheinlich war sie durch das Erlebte noch zu verstört und
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