Der Bastard von Tolosa / Roman
zusammengepressten Lippen, als ob meine Erzählung seine Vermutungen bestätige. Und Guilhem berichtete, man habe am Morgen wieder die Leichen dreier Provenzalen gefunden. An unterschiedlichen Stellen. Zwei mit durchschnittener Kehle und einer enthauptet. Es hieß, Graf Bertran sei außer sich und fordere, dass der hässliche Spuk endlich aufhöre.
»Ich hätte doch einen Reitertrupp aussenden sollen«, meinte ich nachdenklich. »Vielleicht hätten wir die Bande gefangen.«
Aber Hamid schüttelte den Kopf. »Sinnlos. Du kannst weder unseren Männern die Stadt verbieten noch alle Straßenecken gleichzeitig bewachen. Und vergiss nicht, sie haben vielleicht Unterstützung im Volk. In jedem Haus können sie sich verstecken. Wer kann sie von Unschuldigen unterscheiden.«
»Ist das der Beginn eines Aufstands?«, knurrte Arnaud.
»Wer weiß?« Hamids Gesicht war bitterernst. »Ich habe mich heute Morgen im Volk umgehört, und es sind, wie ich dachte, Krieger der
Haschischin!
«
»Was für ein Name ist das, zum Teufel?«, fragte Guilhem.
»Einer, der Schrecken verbreitet«, erwiderte Hamid. »Die Leute nehmen ihn nur flüsternd in den Mund. Man hat Angst, denn sie morden vornehmlich Muslime, wohlhabende Händler, die mit den Franken Geschäfte machen. Ich habe schon vor Jahren von ihnen gehört. Wusste nur nicht, dass sie nun auch hier ihr Unwesen treiben. Es sind Zeloten, Glaubenseiferer. Sie wollen die Herrschaft Gottes auf Erden errichten, nach der reinen Lehre und dem Vorbild des Propheten.«
»Die Herrschaft Gottes?«, fragte Arnaud. »Du meinst, alle Macht den Priestern? Der Papst würde gewiss eines seiner Eier dafür opfern.« Er lachte dreckig.
Hamid berichtete, es handele sich um eine sagenumwobene Kriegersekte der schiitischen Ismailiten, die in Persien seit etwa zwanzig Jahren von sich reden mache und die sunnitischen Türkenfürsten als Feinde betrachte. Auch wenn die Seldschuken sich zum Islam bekannten und in den Städten eingenistet hatten, so waren sie im Grunde Nomaden geblieben, raubten und unterdrückten, verteilten Ländereien an ihre Vasallen und befehdeten sich gegenseitig um Macht und Erbe. Keine Herrscher nach dem Vorbild der Kalifen.
»Ganz wie wir«, grinste Guilhem albern.
Ich warf ihm einen bösen Blick zu, so dass er schwieg. Hamid lächelte nur und zuckte mit den Achseln. Es sei den
Haschischin
in den letzten Jahren gelungen, sich in Nordsyrien festzusetzen, fuhr er fort. Seit dem Einfall der
militia
redeten sie von
dschihád
und fänden vermehrt Unterstützung in den eroberten Gebieten. Die Siege der Türken und der Christenheere seien vielen Muslimen wie die Strafe Allahs erschienen. Es sei an der Zeit, gottgefälliger zu leben und ein Kalifat zu errichten, in dem ein guter Muslim nach den Geboten des Korans leben könne, dachten viele.
»Da ist sicher auch Verbitterung über die Kriegsopfer«, meinte Roger.
»Krieg ist Krieg,
deable!
«, knurrte Guilhem ungehalten. »Wir haben ein paar Tausende in ihren Maurenhimmel geschickt. Na und?«
»Mehr als ein paar Tausende,
mon velh!
«, antwortete Arnaud ihm bissig. »Ganze Städte haben wir entvölkert. Wundert es dich, wenn sie uns hassen?«
»Was wissen wir von den Schlupflöchern dieser
Haschischin?
«, fragte Roger.
»Nichts. Nur, dass sie unter dem Schutz Ridwans, des Emirs von Aleppo, stehen«, erwiderte Hamid. »Es heißt, er habe sie vor sechs Jahren beim Versuch benutzt, seinen Bruder Duqaq zu ermorden.«
Stand Ridwan hinter den Anschlägen der schwarzen Krieger? Auf die Frage, was sie denn mit ihrer kleinen Zahl überhaupt ausrichten konnten, erklärte Hamid, dass ihre Krieger von so glühender Treue und blindem Gehorsam beseelt seien, dass sie sich mit Freuden für eine Aufgabe ihres Meisters opferten. Sie mordeten mit Vorliebe die Anführer ihrer Feinde, und es habe erfolgreiche Anschläge auf türkische Fürsten und Heerführer gegeben.
»Feiges Pack!«, murrte Guilhem.
»Das sind doch nur Nadelstiche«, mischte sich Arnaud ein. »Ohne ein Heer können sie nichts bewirken.«
»Ihre Auftritte sollen Schrecken verbreiten. Sie lassen keine eigenen Toten oder Verwundete zurück. Es soll aussehen, als seien sie die Geißel Gottes, die jene bestraft, die nicht auf dem rechten Pfad wandeln. Damit können sie mehr erreichen als mit tausend Mann.«
»Nicht bei uns Christen«, meinte Arnaud achselzuckend.
»Es genügt, wenn sie zum Aufruhr anstacheln«, erwiderte Hamid. »Und je mehr wir den Hass des Volkes auf uns ziehen,
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