Der Bastard
Gerichtsmedizin besucht, und Pia hatte ihr demonstriert, wie eine DNA-Analyse durchgeführt und das Ergebnis interpretiert wurde. Es gab in dem Ordner sogar die Ergebnisse m i tochondrialer DNA-Analysen, die sie von ihrer Mutter, Anna und sich selbst gemacht hatte.
Das Telefon riss sie aus ihren Gedanken. Es war Sabine.
«Wir sind fündig geworden. Du bekommst gleich Proben rein.»
Pia musste kurz ihre Gedanken ordnen, um zu verstehen, worum es ging. «Wessen Proben?»
«Letzte Woche gab es in Schweinfurt einen Verkehrsunfall, bei dem eine etwa 30 -jährige Frau schwarzer Hautfarbe ums Leben kam.»
Pia schrieb auf einem Notizzettel mit. Sie runzelte die Stirn.
«Und wieso hat niemand der Polizei gesagt, dass sie einen Sohn hatte?»
«Weil die Frau keine Ausweispapiere dabeihatte, bis heute nicht als vermisst gemeldet wurde und die Polize i d avon ausgeht, dass sie sich illegal in Deutschland aufgehalten hat.»
Pia stöhnte. «Das heißt, selbst wenn wir festste l len, dass sie die Mutter des Jungen war, sind wir keinen Schritt weiter. »
«Zumindest wissen wir dann, warum niemand den Jungen vermisst.»
Sie beendeten das Gespräch, und Pia ging ins L a bor, um auf die Proben zu warten.
11
D ie beiden Jugendlichen, die Heinlein und Kilian ha t ten schnappen können, waren nach Aussage eines Sozialarbeiters der Stadt Russlanddeutsche, Herkunftsland Kasachstan. In ihren neuen deutschen Pässen standen die Namen Eugen Stumpf und Johannes Haberle, Ersterer siebzehn, Letzterer sec h zehn Jahre alt. Untereinander sprachen sie sich aber noch immer mit ihren alten russischen Namen Je v genij und Ivan an.
Seite an Seite saßen sie im Befragungszimmer an einem Tisch, ihnen gegenüber Kilian, der die Rauf e rei ohne Blessuren überstanden hatte. Heinlein jedoch kühlte eine Beule an der Stirn mit einem Ei s beutel. Er war sichtlich wütend, was Jevgenij als Sieg für sich und seine Gang wertete.
Kilian hatte Mühe, die Gemüter auf beiden Seiten zu dämpfen. Er wiederholte, was Jevgenij und Ivan in der letzten Stunde zu Protokoll gegeben hatten. «Ihr habt euch gestern Abend in den Büschen versteckt, bis jemand kam, mit dem ihr eure Spielchen treiben konntet.»
«Hab ich doch schon gesagt», antwortete Jevgenij patzig, «seid ihr hier in Deutschland alle begriffsstutzig?»
Heinlein nahm den Eisbeutel von der Stirn. «Noch so ’ ne freche Antwort, und es setzt was, du Rotzlö f fel.»
«Selber Rotz», antwortete Ivan.
«Beruhigt euch», schritt Kilian ein. «Wie lange habt ihr euch in den Büschen aufgehalten?»
«Einen Kasten lang», sagte Jevgenij.
Barsch fragte Heinlein: «Was heißt das, Kasten?»
Jevgenij wandte sich zu Kilian. «Ich glaub, dein Partner ist nicht ganz auf der Höhe. Vielleicht braucht er noch eine Flasche gegen seinen Schädel, damit er endlich aufwacht.»
Bevor Heinlein reagierte, antwortete Kilian: «Du kannst gleich eine von mir bekommen, wenn dir danach ist.»
«Wollt ihr uns auch totprügeln wie den Affen in Köln?», fragte Ivan. «Da habt ihr endlich mal euer wahres Gesicht gezeigt.»
Auch Kilian wurde es langsam zu bunt. «Der Affe war ein Schwarzer, also ein Mensch, und die beteiligten Beamten wurden dafür zur Rechenschaft gez o gen.»
«Negerklatschen hat Tradition», höhnte Jevgenij. «Insoweit verstehen wir uns doch.»
«Uns beide verbindet weit weniger, als du dir vorstellen kannst. Zurück zu gestern Abend. Ihr habt euch also in den Büschen verkrochen und euch volllaufen lassen.»
«Ist das verboten?», fragte Jevgenij.
«Nein, aber einen schwarzen Jungen zu Tode zu prügeln.»
Kilian nahm aus der Akte ein Bild und schob es hinüber. Er verschwieg, dass der Junge ertrunken war. «Wir reden hier nicht von einer Prügelei, sondern mindestens von schwerer Körperverletzung mit Todesfolge. Das bringt euch einige Jahre Knast ein.»
Jevgenij und Ivan schauten auf das Bild. Sie schiene n i hn zu erkennen, gemessen an ihrer Reaktion. «Wir haben ihn nicht totgemacht», sagte Ivan kleinlaut.
«O doch», schaltete sich Heinlein ein, «zuerst halb totgeschlagen und dann in den Main geschmissen.»
«Wieso Main?», fragte Jevgenij.
«Wir haben ihn heute Morgen tot aus dem Main gefischt.»
«Damit haben wir nichts zu tun», wehrte Jevgenij ab . « Okay, wir haben ein wenig mit ihm gespielt. Er hat ein paar auf die Nuss bekommen, aber das war ’ s dann.»
«Blödsinn», widersprach Heinlein. «Wir haben einen Zeugen, der beobachtet hat, wie ihr den Jungen verprügelt
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