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Der Bastard

Der Bastard

Titel: Der Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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alle wü r den von ihr erwarten, dass sie sich freiwillig aus dem Fall heraushielt. Doch wenn es einen Fall gab, in dem sie unter alle n U mständen aktiv dabei sein wollte, dann war es dieser. Sie musste sich zusammenreißen, um die Tränen zurückzuhalten.
    Sie gingen durch den kleinen Vorgarten, an einem Teich vorbei. Kilian murmelte etwas von Kleinbürgerlichkeit und Spießern.
    «Mein Gott, sie haben zwei Kinder», entfuhr es Pia.
    «Und? Was hat das damit zu tun?»
    Pia stöhnte genervt. «Man zieht keine glücklichen Kinder in der Enge einer Wohnung auf, wenn man es irgendwie vermeiden kann.»
    «Soll das heißen, du willst jetzt ein Häuschen im Grünen? Vielleicht in Kleinrinderfeld?» Kilian war stehen geblieben.
    «Im Moment will ich einfach nur ein wenig R u he.»
    Pia ging unbeirrt weiter und klingelte.
    Heinleins Sohn Thomas öffnete. Er gab Pia und auch Kilian die Hand. Damit war sein Repertoire an Höflichkeiten erschöpft.
    «Die Alten sind hinten im Garten. Papa versucht seit einer halben Stunde, den Grill in Gang zu bri n gen, und Mama kann sich nicht entscheiden, ob es die grünen oder doch die gelben Servietten sein so l len.»
    Er wies ins Innere des Hauses und begab sich in Richtung oberes Stockwerk, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Pia und Kilian kannten den Weg. Sie durchquerten das geräumige Wohnzimmer und konnten an der Dekoration feststellen, dass Claudia gerade eine südamerikanische Phase hatte. Als sie sich der Terrassentür näherten, hörten sie Heinleins und Claudias Stimmen.
    «Das ist eine Schnapsidee, und du behältst sie be s se r f ür dich», sagte Heinlein ungehalten, Claudia antwortete ruhig, aber bestimmt.
    «Was regst du dich auf, es wäre doch die ideale Lösung. Für uns alle.»
    Sie verstummten, als Pia und Kilian auf die Te r rasse traten.
    Es gab eine ausführliche Begrüßung, bei der vor allem Claudia sprach. Sie platzierte die beiden am Tisch und hatte sich offensichtlich für orangefarbene Servietten entschieden, mit mexikanisch anmute n dem Muster.
    Heinleins Bemühungen zeigten Erfolg. Vom Grill stieg Rauch auf, und er kümmerte sich um die Getränke. Wasser für Pia und Wein für die anderen.
    Nachdem alle einen Schluck getrunken hatten, zog Claudia Pia sanft ins Innere des Hauses. Dort präsentierte sie ihr stolz die Ausbeute ihres Streifzugs durch den Keller. Es war wirklich fast alles da.
    «Nur um einen Autositz müsst ihr euch noch kümmern. Und der Babyschlafsack war nicht mehr zu gebrauchen, aber bei Tchibo gab es letzte Woche Babysachen, da habe ich dir gleich einen mitgenommen. Und Söckchen und noch drei Bodys, davon kann man am Anfang gar nicht genug haben.»
    Als sie vor einem Jahr gemeinsam nach Rom gefahren waren, um Kilian ausfindig zu machen, hatte Pia die praktisch veranlagte Claudia schätzen g e lernt, und es hatte sich so etwas wie eine Freundschaft zwischen den beiden sehr unterschiedlichen Frauen entwickelt. Dennoch fühlte sich Pia von Claudia oft überfahren und bemuttert, um nicht zu sagen bevormundet. So auch jetzt. Pia verdiente nicht schlecht, und sie hätte gern für ihr Kind eing e kauft , alles mit Ruhe und Liebe ausgesucht, um die Ankunft des Kindes vorzubereiten. Es bereitete ihr Freude, die kleinen Kleidungsstücke in die Hand zu nehmen und die Miniaturmöbel gedan k lich im zukünftigen Zimmer zu platzieren. Andererseits wollte sie Claudias Engagement nicht ablehnen. Es war gutgemeint. Sie schluckte ihren aufkeimenden Ärger hinunter. Im Moment hatte sie andere Sorgen, als sich mit Claudia über Prinzipien auseinanderzuse t zen. Und es war auch ganz nett, einige Sachen im fünfzehn Jahre alten Retrolook zu besitzen. Sie b e dankte sich.
    Als sie wieder nach draußen kamen, brutzelten schon die ersten Fleischstücke auf dem Grill. Kilian und Heinlein standen im hinteren Teil des kleinen, zugewachsenen Gartens unter dem Apfelbaum und lieferten sich ein heftiges Wortgefecht. Als sie die beiden Frauen sahen, verstummten sie jedoch und standen u n schlüssig herum.
    Claudia gab Pia noch ein Kissen für den Rücken und drückte sie in einen Gartenstuhl. Die Männer gesellten sich dazu, und Schorsch bot die erste Runde Gegrilltes an.
    Nachdem alle das Fleisch gebührend gelobt hatten, wandte sich Schorsch an Pia.
    «Ist es ganz sicher, dass die Tote aus Schweinfurt nicht die Mutter unseres Wassermannes ist?»
    «Definitiv.» Und du hast keine Ahnung, wie sehr mich das betrübt, dachte Pia. «Die mitochondriale DNA-Analyse ist

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