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Der Bastard

Der Bastard

Titel: Der Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Sie brachte ihn auf den neuesten Stand der Ermittlungen. Als der Dr u cker das Ergebnis ausspuckte, verglichen sie es mit der DNA-Analyse, die von Jonathan gemacht worden war, und das Ergebnis war eindeutig.
    «Ich hatte recht», rief Pia. «Jonathan ist Heinrichs Sohn.»
    «Das bedeutet, dass Heinrich Sibelius und Ubunta ein gemeinsames Kind haben – Jonathan. Und dass deine Schwester und dieser Jonathan die Eltern von Henry sind. Ergo ist Henry der Enkel von Heinrich Sibelius.»
    Karl kratzte sich am Kopf.
    «Das ist doch alles ein einziger Wirrwarr. Was bedeutet das denn jetzt?»
    «Es bedeutet, dass Henry neben Maximilian der einzige Nachkomme der Familie Sibelius gewesen wäre. Und damit auch, nach Maximilian, der einzige Erbe.»
    «Er hätte nur Anspruch auf den Pflichtteil g e habt.»
    Pia schüttelte nachdenklich den Kopf.
    «Du hast den alten Sibelius noch nie über Familie reden gehört. Diese ganzen Eigen-Fleisch-und-Blut -A rgumente.»
    «Andere Möglichkeiten, an das eigene Fleisch und Blut zu übergeben, hat er doch nicht. Er hätte über Henrys Existenz glücklich sein müssen.»
    Diesem Argument hatte Pia nichts entgegenzusetzen.
    33
    A ls Ubunta die Missionsärztliche Klinik betrat, war die Nacht schon angebrochen. Die Klinikflure waren in helles Neonlicht getaucht. Sie fragte nach dem Weg zu Heinrichs Zimmer, und als sie aus dem Au f zug stieg und sich, wie ihr beschrieben worden war, nach links wandte, lief sie geradewegs auf Clara Sibelius zu. Clara stand vor Heinrichs Zimmer und diskutierte mit e i ner Schwester.
    «Es tut mir leid, Frau Sibelius, wir richten uns nach den Wünschen unserer Patienten, und Dr. Sib e lius hat ausdrücklich verlangt, dass er niemanden s e hen will, auch keine Familienangehörigen. Bitte haben Sie Verständnis und respektieren Sie den Wunsch Ihres Mannes.»
    Damit wandte sie sich um und entfernte sich.
    «Ich will Dr. Maurer sprechen. Sofort», rief Clara ihr hinterher. In diesem Moment sah sie Ubunta und blieb stehen.
    «Was wollen Sie denn hier?»
    Ubunta kam auf zwei Schritte heran.
    «Ich möchte zu Heinrich.»
    «Nun, da sind Sie umsonst gekommen. Mein Mann will niemanden sehen.»
    Ubunta lächelte.
    «Er hat mich herbitten lassen.»
    Sie ließ Clara stehen und ging zum Schwesternzimmer. Sie stellte sich vor und fragte nach Heinrich. Die gleiche Schwester, die kurz zuvor mit Clara gesprochen hatte, nickte und forderte sie auf mitzukommen. Sie führte Ubunta an einer fassungslosen Clara vorbei, schloss die Tür auf und bat Ubunta ei n zutreten, dann schloss sie hinter ihr die Tür wieder ab. An dem aufg e regten Wortwechsel, der ins Zimmer drang, konnte Ubunta erkennen, dass Clara noch nicht aufgegeben hatte.
    «Guten Abend, Heinrich.»
    Heinrich lächelte sie an und wies mit der Hand auf einen Stuhl, der neben seinem Bett stand.
    «Danke, dass du gekommen bist, Mary. Ich weiß, dass es dir nicht leichtfällt.»
    «So schlimm ist es nicht. Es ist alles schon sehr lange her. Es erschien mir unnötig, dass wir uns wiedersehen. Es gab keinen Anlass. Doch das hat sich ja jetzt geändert.»
    «Es tut mir leid.»
    «Was tut dir leid?»
    Heinrich machte eine hilflose Geste mit der Hand.
    «Wie alles gekommen ist. Ich wollte alles richtig machen. Aber es ist mir nicht gelungen. Ich dachte, ich hätte gut für Jonathan gesorgt.»
    Ubunta sah ihn unverwandt an.
    «Ich weiß nicht, was du von mir willst. Was Jonathan angeht, mache ich dir keine Vorwürfe. Daran tr a gen wir gemeinsam die Verantwortung. Mir wäre es lieber gewesen, Jonathan wäre in Afrika geblieben. Es war seine Entscheidung. Falls du also irgendeine Art von Absolution willst, kannst du sie haben. Was aber Henry angeht, werde ich dir nicht verzeihen. Wie auch immer du a n s einem Tod beteiligt warst. Damit musst du selbst fertigwerden.»
    «Er war auch mein Enkel.»
    Ubunta schüttelte langsam den Kopf.
    «Er kann gar nicht dein Enkel gewesen sein, weil Jonathan niemals dein Sohn sein durfte. Hättest du Jonathan als deinen Sohn anerkannt, hättest du auch einen Enkel gehabt, und wahrscheinlich wäre das alles nicht geschehen. Aber du hast dich um J o nathan gekümmert wie um ein Patenkind, das kle i ne arme Waisenkind aus Afrika, dem der große Dr. Sibelius alle Türen zu einer strahlenden Zukunft öffnet. Er durfte dein Vorzeigestudent, dein Lieblingsmitarbeiter und dein bester Gesprächspartner und Freund sein. Nur nicht dein Sohn. Und genau das war es, was er sein Leben lang wollte. Nur dein Sohn

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