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Der Bastard

Der Bastard

Titel: Der Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Afrika gar nicht.»
    Das durfte einfach nicht wahr sein. Sie hätte am Tag nach der Tat bereits wissen können, wer Henrys Mörder war.
    «Du dumme, unprofessionelle Gans», schimpfte sie laut vor sich hin. Sie warf die inzwischen fast vö l lig nasse Akte auf den Boden und griff nach dem Wannenrand, um aufzustehen. Doch mitten in der Bewegung erstarrte sie.
    Die Badezimmertür öffnete sich, und nur einen Augenblick später erblickte Pia Clara Sibelius.
    «Wo ist es?»
    «Clara, wie bist du hereingekommen?»
    Pia wollte sich erheben, doch Clara war mit ein i gen Schritten bei ihr und drückte sie zurück ins Wa s ser.
    «Ich will dir nicht wehtun. Sag mir einfach, wo du das Testament hast. Ich nehme es und gehe.»
    «Und wenn nicht?»
    «Dann muss ich dich dazu zwingen.»
    Pia wusste, dass sie Clara körperlich überlegen war, auch in schwangerem Zustand. Doch nicht in diese r P osition. Sie musste versuchen, aus der Wanne herauszukommen.
    «Clara, lass mich aufstehen und uns einen Tee kochen. Wir reden in Ruhe darüber.»
    Clara schüttelte den Kopf.
    «Erst, wenn du es mir gesagt hast.»
    «Willst du mich umbringen? So wie Henry? Willst du meinen Kopf unter Wasser drücken?»
    «Wenn es sein muss.»
    «Clara, es nützt nichts. Ich habe einen Beweis gefunden. Er reicht aus, dass die Polizei in eurem Haus eine Durchsuchung vornimmt. Du magst an Henry keine Spuren hinterlassen haben. Er war in eurem Haus, hat bei euch gegessen. Wir werden e i ne Spur von ihm finden, ein Haar, eine Faser, Hautpartikel.»
    Clara lachte höhnisch.
    «Was soll das für ein Beweis sein? Die Polizei ist jedenfalls noch nicht aufgetaucht. Kann es sein, dass du dir das gerade ausdenkst, um Zeit zu gewinnen?»
    Pia schüttelte den Kopf. Sie versuchte, ruhig zu bleiben.
    «Es ist ein Beweis, der im Obduktionsbericht steht. Der Mageninhalt verrät, was er gegessen hat. Und das führt zu dir. Es beweist, dass Henry nur ganz kurze Zeit vor seinem Tod bei dir gegessen hat.»
    «Wer außer dir weiß das? Ich fürchte, deine Erkenntnisse werden dir nicht helfen. Zumal du sie wohl gerade eben erst hattest.» Clara wies auf die Akte, die vor ihren Füßen lag. Pia musste Zeit gewinnen.
    «Warum?»
    «Erwartest du eine Beichte?»
    «Du warst in Kenia. Du hast in Annas Haus auf sie gewartet. War der Plan schon fertig in deinem Kopf?»
    Clara lachte, und Pia fuhr fort: «Du hättest Gewehr und Wasser im Wagen lassen sollen, dann hätte ich nichts gemerkt.»
    «Was meinst du damit?»
    «Das wirst du erfahren, wenn dich die Polizei befragt.»
    Clara zuckte mit den Schultern. «Alles nur Vermutungen.»
    Pia wollte, dass Clara redete. Doch dazu musste sie eine Schwachstelle finden, etwas, das Clara ihre Vorsicht vergessen ließ. Sie konnte nur raten, aber sie musste es versuchen.
    «Warum hast du eigentlich einen Arzt geheiratet, anstatt selber Medizin zu studieren?»
    Clara schwieg.
    «Es gab auch zu deiner Zeit Ärztinnen. Franziska Tiburtius, Rahel Hirsch. Hielt dein Vater dich nicht für geeignet?»
    Pia erkannte, dass sie die richtige Frage gestellt hatte. Claras Blick war starr geworden.
    «Mein Bruder war Arzt. Er ist im Krieg gefallen.»
    «Hast du Anna beneidet? Weil sie das sein durfte, was dir nicht erlaubt war?»
    «Deine Schwester hat sich nicht wie eine Frau benommen. Sie ist wie eine Wilde durch den Busch gerannt. Hat Medizinmänner befragt. Als ob es von denen etwas zu lernen gäbe.»
    «Du hast sie kaltblütig ermordet, weil du sie beneidet hast.»
    «Du glaubst, die Wahrheit zu kennen, aber du weißt gar nichts.»
    «Ich weiß, dass dein Gepäck verlorengegangen ist. Du hast von Annas Haus aus mit der Lufthansa telefoniert.»
    Clara sah sie ungläubig an, dann lachte sie wieder.
    «Wenn du es unbedingt wissen willst: Ich wollte Anna nur zur Vernunft bringen. Sie sollte das Kind zur Adoption freigeben. Ich wusste nicht, dass es Jonathans Kind war. Ich habe zufällig mitgehört, als Hei n rich mit ihr telefonierte.
    Ich habe sie einige Zeit später angerufen, um sicherzugehen, dass sie das Kind abgetrieben hat. Aber deine Schwester war starrköpfig. Ich bin zu ihr geflogen. Wir haben uns gestritten, da hat sie mir gesagt, dass sie Maximilian mit einem Schwarzen betrogen hat. Unser Streit wurde heftiger, und sie ist gefallen. Sie hat am Kopf geblutet und war ohnmächtig.
    Als sie zu sich kam, hat sie geflüstert, sie würde mich anzeigen. Sie war sehr benommen. Ich bin in Panik geraten, habe sie gefesselt und bin in den Busch gefahren. Dort

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