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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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geschworen«, sagte Sesostris, »und wenn man sein Wort gibt, darf man es nicht brechen. Ich will, dass du Herr über diese Gegend bleibst und entsprechend der Anweisungen des Großen Schatzmeisters Senânkh für ihr Wohlergehen sorgst. Deine Soldaten werden dem Oberbefehl von General Nesmontu unterstellt. Ab sofort ist das Wohl deiner Untertanen deine einzige Sorge. Erhebe dich und nimm die Zeichen deiner Würde wieder zur Hand.«
    »Lang lebe Sesostris!«, rief ein Soldat, und es dauerte nicht lange, bis viele seiner Kameraden einstimmten.
    Und unter diesen Beifallsrufen betraten der Pharao und der Provinzherr den Palast.
    »Niemals hätte ich gedacht, dass Ihr den Schakal Upuaut in Eurer Macht habt, Majestät!«
    »Du weißt wohl nicht, dass er zu den Mächten gehört, die an den Mysterien des Osiris teilnehmen, die der Pharao feiert. Du hast seinen Schutz genossen, ohne seine wahre Natur zu kennen: Bist du vielleicht auch derjenige, der die Akazie des großen Gottes zu zerstören versucht?«
    Der Provinzfürst war so entsetzt über diese Frage, dass Sesostris keinen Zweifel an seiner Aufrichtigkeit hatte.
    »Wer ein derartiges Verbrechen begeht, Majestät, dessen Name soll für immer ausgelöscht werden! Ich wünsche mir aber, dass mein Name für immer in meiner ewigen Ruhestätte bestehen wird, damit ich, den Riten sei Dank, ein Osiris werden kann. Ich weiß, dass seine Akazie Zeichen für die Wiederauferstehung ist, nach der alle Gerechten streben. Ich schwöre in Eurem und im Namen aller meiner Vorfahren, die keine Lüge ungestraft lassen würden, dass ich unschuldig bin!«
     
     
    Bei dem Festmahl zur Feier der Rückkehr von Upuauts Provinz in den Schoß von Sesostris’ Ägypten war die Stimmung umso ausgelassener, weil viele mit einer blutigen Auseinandersetzung gerechnet hatten. Zusammen mit zahlreichen anderen armen Bauern war auch der magere Viehhirte eingeladen und tat sich an Speisen gütlich, von denen er bisher nicht einmal zu träumen gewagt hatte.
    »Wie ist das Verhältnis zu deinem Nachbarn, dem Provinzfürsten Uakha?«, fragte der Pharao seinen neuen Diener.
    »Sehr schlecht, Majestät. Wir teilen uns zwar ein Gebiet, das den gleichen Namen trägt – Sykomorengau –, aber es ist uns bislang nicht gelungen, uns über die Zusammenlegung unserer Verwaltung und unserer Truppen zu verständigen. Jeder wacht eifersüchtig über seinen Herrschaftsbereich, und wir hätten uns bereits an die tausend Mal beinahe gegenseitig angegriffen.«
    »Meinst du, er ist zu der Einsicht fähig, die du bewiesen hast?«
    »Mit Sicherheit nicht, Majestät! Uakha ist stolz und stur. Und um ehrlich zu sein, möchte ich nicht, dass meine Soldaten in einen Kampf gegen seine verwickelt werden. Da gäbe es Tote, viele Tote!«
    »Ich bemühe mich, dass es nicht dazu kommt, aber ich muss das Land weiter vereinen. Nur unsere Uneinigkeit hat es dieser verfluchten Kraft erlaubt, Osiris’ Akazie anzugreifen. Sobald wieder alle Provinzen in Eintracht und Frieden leben, steigen unsere Chancen im Kampf gegen die finsteren Mächte beträchtlich.«
    Upuaut senkte den Kopf.
    »Kein Vortrag, keine Rede hätten mich von der Stichhaltigkeit Eures Vorgehens überzeugen können, Majestät. Das ist Euch nur gelungen, weil Ihr die geheimen Wege kennt, die der Schakal uns zeigt. Wie auch bislang ich, hält sich Uakha für den Größten und hängt sehr an seinen Pfründen.«
    »Der Pharao trägt auch den Beinamen ›Biene‹«, erinnerte Sesostris. »Er darf nie vergessen, dass jeder Einzelne zählt und seine eigene Rolle bei der Herstellung des flüssigen Goldes spielt. Aber er soll auch immer daran denken, dass der Bienenstock wichtiger als die einzelne Biene ist. Ohne ihn, ohne das Große Haus, in dem jeder Ägypter Platz findet, könnten weder Körper noch Geist leben.«
    General Nesmontu war verblüfft. Upuauts Soldaten gehorchten ihm aufs Wort, so als wäre er schon immer ihr Herr gewesen. Es gab keinen einzigen Fall von Ungehorsam oder Widerspruch. Sie machten ihre Sache sehr gut, waren froh über den fähigen Kommandanten und wollten ihn zufrieden stellen.
    Als er sich zu der Beratung einfand, die auf dem Schiff des Pharaos abgehalten wurde, fragte sich der alte Soldat, ob wohl die waghalsige Irrfahrt, die der Herrscher verlangt hatte, bald zu Ende sein würde.
    »Sollten wir nicht die Neuigkeit von Upuauts Unterwerfung verbreiten?«, fragte Sehotep. »Mir ist bekannt, dass dies eigentlich Medes’ Aufgabe wäre, der nach Memphis

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