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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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herum.
    »Und wenn du es mir heimlich beibringen würdest?«
    »Man hat mir verboten, dich zu treffen. Wir könnten jeden Augenblick ertappt und verraten werden.«
    »Und wenn wir es dennoch wagten!«
    »Für dich wären die Folgen schrecklich. Der Stadtvorsteher würde dich aus Kahun verjagen, wahrscheinlich müsstest du sogar Ägypten verlassen.«
    »Also, ich würde dich schon sehr gern Wiedersehen. Du mich nicht?«
    »Doch, ja, aber…«
    »Jedenfalls kann dir keiner verbieten, dass du an dem Haus vorbeigehst, in dem ich arbeite! Ich finde schon irgendein Fleckchen, an dem wir ungestört sind, und werde es dich irgendwie wissen lassen. Bis bald, Iker.«
    Bina hob den Korb mit dem Kuchen wieder auf ihren Kopf und ging vergnügt davon.
     
     
    Die Unmengen von Gegenständen aufzulisten, die in diesen riesigen, verlassenen Gebäuden gelagert waren, bedeutete wirklich keine Kleinigkeit. Zunächst einmal hatte Iker Fenster öffnen lassen, damit er genug Licht bekam, um arbeiten zu können. Nachdem die Gebäude dann ausgeräuchert und gereinigt waren, machte sich Iker in Begleitung von Nordwind, der wie immer sein Schreibzeug trug, an die Arbeit und begann zu sichten, aufzulisten und zu beschreiben.
    Da fanden sich landwirtschaftliche Gerätschaften wie Hacken, Rechen, Sicheln oder Schaufeln, Maurerwerkzeug, Ziegelformen, Tischleräxte, Geschirr aus Bronze, Stein oder Keramik, Messer, Scheren, Körbe, Gefäße und sogar Holzspielzeug… All diese Dinge lieferten ein ziemlich genaues Abbild vom Alltag in Kahun. Und vieles davon war es durchaus noch wert, gerichtet und wieder benutzt zu werden.
    Als Iker zum letzten Mal an diesem Tag zu sortieren begann, entdeckte er ein Messer mit gebrochener Klinge. Jemand hatte etwas ungeschickt in den Holzgriff geschnitzt, aber die Buchstaben waren noch leserlich. Und sie bildeten ein Wort: Gefährte des Windes!
    Iker war wie vor den Kopf geschlagen. Egal ob dieses Messer Messerklinge gehört hatte oder nicht, die Spur konnte nur von dem Schiff stammen, das Iker auf die Fahrt nach Punt mitgenommen hatte.

 
53
     
     
     
    »Majestät, wir sind gleich in Sichtweite der Stadt Assiut«, kündigte General Nesmontu mit ernster Miene an. »Jetzt könnten wir uns noch wieder zurückziehen.«
    Die dreizehnte Provinz von Oberägypten, deren Zeichen eine Sykomore mit einer Bergviper darunter war, stand unter dem besonderen Schutz des Schakals, der die Reisenden durch die gefährliche endlose Weite der Wüste führt, die an das Ackerland grenzte. An dieser Stelle wurde das Tal so eng, dass es eine richtige Schlüsselstelle bildete. Wer Ägypten beherrschen wollte, musste diese strategische Position in der Hand haben, die von steilen Felswänden überragt wurde, in die die Gräber der verstorbenen Würdenträger gemeißelt waren. Assiut war außerdem ein wichtiger Handelsort, weil es am Ende der Verbindungswege lag, über die die Karawanen aus den Oasen Dachla und Charga kamen. Indem er seine Untertanen mit unverantwortlich hohen Steuern belegte, konnte Provinzfürst Upuaut seine Soldaten bezahlen.
    »Der Pharao muss in Sicherheit gebracht werden«, fand Sehotep, der Träger des Siegels. »Ich ersuche ihn deshalb dringend um die Erlaubnis, die Verhandlungen allein führen zu dürfen.«
    Viele Schiffe begleiteten inzwischen den Schiffsverband des Herrschers. Die einen versperrten ihm die Weiterfahrt, andere hinderten ihn daran, womöglich umzukehren, wieder andere zwangen ihn anzulegen.
    Sesostris stand am Bug seines Schiffes und hatte das Kopftuch des Nemes auf, einen sehr alten Haarschmuck, der die Gedanken des Pharaos von allen räumlichen Zwängen befreien sollte. Außerdem trug er einen Brustschild mit seltsamen Figuren.
    Sobek der Beschützer trat auf ihn zu. »Das kommt einer Festnahme gleich, Majestät!«, sagte er.
    »Falls dieser Aufrührer Upuaut es wagen sollte, Hand an den Pharao zu legen, schlage ich ihm den Schädel ein«, versprach Nesmontu.
    »Ich gehe allein an Land«, entschied Sesostris. »Wenn ich nicht zurückkomme, oder wenn man euch angreift, versucht euch aus dieser misslichen Lage zu befreien.«
    Die Truppen, die überall auf der Hafenmauer in Stellung gegangen waren, sahen erstaunt zu, wie der Riese über den Landungssteg schritt.
    Einige verneigten sich, und die Reihen teilten sich, um ihm den Weg freizumachen. Keiner der Offiziere, die den Auftrag hatten, Sesostris festzunehmen und in den Palast des Provinzherrn zu bringen, wagte es einzugreifen.
    Upuaut hatte

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