Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
Vom Netzwerk:
Goldenen Kreis von Abydos gestellt«, erinnerte sich General Sepi. »Bei einem Ritus mit Djehuti konnte er dessen Wirksamkeit erleben, ohne allerdings seinen wahren Sinn zu begreifen.«
    »Vermutlich ist dieser Junge der Verbündete des Verbrechers, der die Akazie von Osiris angreift«, vermutete Sobek. »Gibt es Verbindungen zwischen ihm und dem Fürsten Chnum-Hotep?«
    »Er kam aus seiner Provinz, wo er für ihn gearbeitet hatte«, sagte Djehuti.

 
58
     
     
     
    Ikers spärliche Habseligkeiten waren schnell zusammengepackt. Nach der heftigen Auseinandersetzung mit Heremsaf rechnete er damit, jeden Augenblick fristlos entlassen zu werden.
    Deshalb war er auch nicht weiter erstaunt, als ein bärtiger Schreiber erschien, der als Überbringer schlechter Nachrichten galt. Bestimmt kamen gleich noch Wachleute, die Iker aus Kahun bringen und ihm verbieten würden, je wieder zurückzukommen.
    »Ich bin so weit«, sagte der Bärtige.
    »Ich auch. Bist du allein?«
    »Heute ja, in der Stadtverwaltung haben sie zu viel zu tun. Morgen bekomme ich Unterstützung.«
    »Ich bekomme also einen Tag Aufschub!«
    Der Bärtige runzelte die Stirn. »Auch zehn, in einer Woche werden wir nicht fertig! Du hast sicher nicht so eine kurze Frist bekommen, das muss ein Irrtum sein. Angesichts des Arbeitsumfangs brauchen wir mindestens einen Monat, dann dürfen wir aber nicht viel rumtrödeln.«
    »Von welcher Arbeit redest du eigentlich?«
    »Also… na von der, die man dir anvertraut hat: die Auflistung des Mobiliars für die Lagerhäuser und die Beschreibung aller Gegenstände.«
    »Du bist also nicht gekommen, um mich aus Kahun wegzujagen?«
    »Ich soll dich wegjagen, Iker! Wie kommst du denn darauf? Ich weiß schon! Einer der Leute vom Stadtvorsteher hat dir einen bösen Streich gespielt. Ich gebe zu, in seiner Umgebung hat man ein bisschen Angst vor dir, besser gesagt ziemlich viel. Hüte dich vor diesem Umgang. Sei froh, dass du Heremsafs Unterstützung genießt.«
    Jetzt war Iker vollkommen verwirrt. Demnach hatten weder Heremsaf noch der Stadtvorsteher beschlossen, ihn aus der Stadt zu jagen. Was für ein Spiel spielten sie miteinander oder vielmehr gegeneinander?
    Da er sich diese Frage nicht beantworten konnte, besann sich Iker ganz auf seine Arbeit, wobei er von dem Bärtigen unterstützt wurde, der nicht an sein Tempo gewöhnt war. Er machte mehrmals in der Stunde Pause, um etwas Wasser zu trinken, eine frische Zwiebel zu verspeisen, sich den Schweiß von der Stirn zu wischen oder seine Notdurft zu verrichten. Gleichzeitig redete er ununterbrochen.
    Mit halbem Ohr hörte sich Iker seine entsetzlich langweiligen Familiengeschichten an. Als er damit fertig war, folgte eine Litanei an Klatsch über die Beamten der Stadtverwaltung, der sich von Halbwissen und vagen Gerüchten nährte.
    Als die Sonne unterging, räumte der Bärtige seine Sachen zusammen. »So, endlich ist der Tag zu Ende! Ich gebe dir einen guten Rat, Iker: Du musst viel weniger arbeiten, sonst bringst du unsere ganze Zunft gegen dich auf. Einige, und zwar nicht die Geringsten, werden verärgert sein, wenn nicht sogar beleidigt. Arbeite langsamer, dann gelangst du ganz schnell nach oben.«
    Iker ging nach Hause. Sekari war nicht da, hatte aber den Haushalt erledigt. Der junge Schreiber fütterte Nordwind, dann machte er sich auf den Weg zu Bina. Auch wenn er sich von dem Treffen nichts Bestimmtes erhoffte, wollte er doch in seiner augenblicklichen Lage seine einzige Verbündete nicht abweisen.
    Kein Mensch weit und breit.
    Leise betrat er das verlassene Haus. »Bina, bist du hier?«
    »Ja, im Hinterzimmer«, antwortete die junge Asiatin mit ihrer angenehmen Stimme.
    Iker stieg vorsichtig über Gipsschutt. Er entdeckte sie im Dunklen und setzte sich neben sie.
    »Na, was hast du denn für Ärger?«
    »Meinungsverschiedenheiten mit meinem Vorgesetzten.«
    »Ich glaube, es ist etwas Ernsteres.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Weil du ganz verändert bist. Dein Kummer sitzt so tief, dass ihn auch jemand, der völlig gefühllos ist, nicht übersehen könnte. Eine harmlose berufliche Schwierigkeit hätte dich nicht derart verwirrt.«
    »Du hast Recht, Bina.«
    »Du bist doch auch ein Opfer von Ungerechtigkeit, stimmt’s?
    Die Gewaltherrschaft verschont keinen in diesem Land, auch die nicht, die sich vor ihr sicher fühlen.«
    »Welche Tyrannei? Wen meinst du denn damit?«
    »Ich bin nur eine einfache Dienstmagd aus Asien. Ich werde verachtet, man erlaubt mir nicht,

Weitere Kostenlose Bücher