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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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lesen und schreiben zu lernen. Aber du bist gebildet und hast bereits einen wichtigen Posten. Trotzdem sind wir beide gleich elend dran, weil uns die Zukunft von diesem Sesostris verbaut wird, der das Land knebelt. Dieser Pharao ist ein schlechter Mensch. Als mein Volk ein bisschen Freiheit und Gerechtigkeit verlangt hat, hat er ihm seine Armee als Antwort geschickt. Es gab Tote und Verletzte, vergewaltigte Frauen, geschlagene Kinder und ganze Dörfer, die ins Elend gestürzt wurden, während es sich die Soldaten des Pharaos gut gehen lassen und sie sich betrinken. Sesostris ist ein Menschenfeind, er kennt nur Macht und Gewalt. Gerüchten zufolge führt er gerade einen erbitterten Kampf gegen die Provinzen, die es gewagt hatten, seine Allmacht anzuzweifeln. Dieses Raubtier wird nicht zögern, das Blut von Ägyptern zu vergießen.«
    Iker musste an Chnum-Hotep und Djehuti denken, zwei Provinzfürsten, die ihm geholfen hatten. Der Bürgerkrieg und die Zurückeroberung von ganz Ägypten durch einen Monarchen, der zu allem fähig war, wenn es um die Errichtung seiner Oberhoheit ging: War das vielleicht der Schlüssel zu dem Geheimnis? War er, Iker, nicht ein Hindernis auf Sesostris’ Weg?
    »Wenn dieser Herrscher dein Feind ist, dann ist er auch meiner«, gestand er Bina. »Er hat Befehl gegeben, mich zu töten.«
    »Warum denn das?«
    »Das weiß ich noch nicht, aber ich finde es heraus. Ich will beweisen, dass er daran schuld ist, und Gerechtigkeit verlangen.«
    »Du träumst ja, mein armer Iker. Das Einzige, was man tun kann, ist, alle Unterdrückten zu versammeln, um dann gemeinsam gegen ihn zu kämpfen.«
    »Hast du dabei nicht seine Soldaten vergessen?«
    »Natürlich nicht, es gibt andere Möglichkeiten, ihn zu schlagen.«
    »Woran denkst du dabei?«
    »An dich, Iker.«
    »Das musst du mir erklären, Bina.«
    »Du bist ein ausgezeichneter Schreiber, den der Stadtvorsteher von Kahun, der Lieblingsstadt des Pharaos, schätzt. Hör auf, dich wie ein aufmüpfiger Jüngling zu benehmen, der hinter einem Trugbild herjagt. Leiste öffentlich Abbitte, ordne dich ein und sei beruflich erfolgreich.«
    »Eine erfolgreiche Laufbahn ist kein Ersatz für die Wahrheit!«
    »Diese Wahrheit kennst du doch schon: Sesostris will deinen Tod. Er ist ein Zerstörer und Mörder, der das Leben von Tausenden mit den Füßen tritt. Es gibt nur eine einzige Lösung: Du musst ein hochrangiger Schreiber werden, damit du ihm vorgestellt wirst.«
    »Zu welchem Zweck?«
    »Um ihn zu töten«, sagte Bina leise.
    Entsetzt versuchte Iker, sich diese Möglichkeit auszumalen. »Das ist ausgeschlossen! Er wird bewacht, ich könnte gar nichts unternehmen.«
    »Eine Tat dieser Tragweite muss genauestens geplant sein. Fraglos können trotzdem ungeahnte Gefahren vor dir auftauchen, und du kannst scheitern. Deshalb musst du die Bewacher ausschalten, die dieses Ungeheuer schützen, damit du sicher triffst.«
    »Siehst du uns beide, dich und mich, diese Wahnsinnstat vollbringen?«
    »Nein, du bist allein, ich habe Verbündete.«
    »Welche denn?«
    »Unterdrückte wie wir, die ihrer Freiheit beraubt sind und bereit, ihr Leben zu opfern, um sich von diesem Gewaltherrscher zu befreien und ihr Volk wieder glücklich zu machen. Eine schönere Bestimmung kann es nicht geben, Iker, und du könntest ihr besonderes Werkzeug sein.«
    Bina kam näher, als sie aber spürte, dass er innerlich vollkommen aufgewühlt war, beließ sie es dabei.
    »Das ist Wahnsinn, Bina!«
    »Mag sein, aber wie benehmen sich vernünftige Leute? Sie buckeln und verschließen Augen, Mund und Ohren in der Hoffnung, dass es nur den Nachbarn trifft. Sesostris hat das sehr wohl verstanden: Er weiß, wie einfach es ist, Feiglinge zu beherrschen! Solltest du auch zu dieser Sorte gehören, brauchen wir uns nicht mehr zu sehen, Iker.«
     
     
    Wieder zu Hause, war Ikers Kehle so ausgedörrt, dass er gierig einen großen Krug Wasser trank. Weil er sich nicht beruhigen konnte, nahm er den Messergriff zur Hand, auf dem der Name Gefährte des Windes stand. Mit einer langen, scharfen Klinge wäre das eine Furcht erregende Waffe!
    Rache war gerechtfertigt, und Ägypten von einem unbarmherzigen Unterdrücker zu befreien, wurde eines seiner vornehmsten Ziele. Iker vergaß sein eigenes Schicksal und dachte nur noch an das Los seines Landes und das der Unglücklichen, die Sesostris unterjocht hatte.
    Wenn es ihm gelänge, den Pharao zu töten, bräche ein neues Zeitalter an. Aber war er überhaupt in der

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