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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Lage, jemand zu töten? Schließlich war er Schreiber geworden, um Gewalt und Willkür zu entgehen. Töten war ihm ein Gräuel.
    Am besten wäre es, er würde Ägypten verlassen. Außerhalb des Landes würde Iker die Dämonen vergessen können, die ihn quälten. Aufgrund seiner Fähigkeiten, war es ihm ein Leichtes, eine Stelle als Verwalter in der Landwirtschaft zu finden und sich ein neues Leben aufzubauen.
    Weil er früh am Morgen aufbrechen wollte, packte Iker seine Sachen. Doch als er gerade seine Pinsel in ein Behältnis legen wollte, erschien sie ihm: Ihr Gesicht war so strahlend wie ernst. In ihren Augen las Iker ihre Botschaft: »Lauf nicht davon. Bleibe in Ägypten und kämpfe, damit Maat, Gerechtigkeit herrscht.«
    Dann verschwand die schöne Priesterin im flackernden Lichtschein der Öllampe.
    Völlig am Ende legte sich der Schreiber schlafen. Ehe er sich auf seinem Bett ausstreckte, suchte er nach dem Talisman, den er wie immer auf seine Brust legen wollte, damit er ruhig schlafen konnte. Doch die magische Elfenbeinfigur war unauffindbar.
    Iker durchsuchte das Haus vom Keller bis zur Terrasse – ohne Erfolg. Jemand hatte den wertvollen Gegenstand gestohlen.
     
     
    Von einem allerletzten Albtraum gepeinigt, fuhr der Schreiber hoch, ohne zu wissen, wo er war. Ganz allmählich kam er wieder zu sich und durchsuchte noch einmal das ganze Haus, wieder ohne Erfolg.
    Plötzlich hörte er jemand schnarchen.
    Vor der Tür lag Sekari mit angezogenen Beinen, die Arme dienten ihm als Kopfkissen, und er schlief tief und fest.
    Iker schüttelte ihn.
    »Was ist los… Ach so, du bist es.«
    »Liegst du schon lange hier?«
    »Nein, eigentlich nicht… Ich war heute Abend und heute Nacht ziemlich beschäftigt, wenn du verstehst, was ich meine. Das war eine wahre Furie, die mich nicht mehr loslassen wollte! Nachdem sie meine Hütte kennt, konnte ich dort nicht hin. Die einzige Möglichkeit, ihr zu entkommen, war dieser Platz hier. Wenn du willst, dass ich gehe…«
    »Nein, komm rein. Im Haus schläft es sich besser.«
    Sekari gähnte und streckte sich. »Du siehst aber auch nicht gerade viel ausgeschlafener aus als ich!«
    »Man hat mich bestohlen.«
    »Was hat man dir denn gestohlen?«
    »Einen Talisman aus Elfenbein, der mir sehr wichtig ist.«
    »Für so etwas gibt es viele Liebhaber, diese Dinger kann man teuer verkaufen.«
    »Entschuldige mich, bitte, Sekari, ich habe schlecht geschlafen…«
    »Warum fragst du mich denn nicht, ob ich der Dieb bin? Nein, bin ich nicht, sonst hätte ich es nicht mehr gewagt, dir vor die Augen zu treten. Aber du hast schon Recht, man darf keinem trauen. Meiner Meinung nach sollte dieses Haus besser vor ungebetenen Gästen geschützt werden. Ein richtiges Schloss wäre nicht verkehrt. Außerdem werde ich sehen, ob ich etwas über dieses Amulett in Erfahrung bringen kann, vielleicht wird es auf dem Markt angeboten. Wie sieht es denn aus?«
    Iker beschrieb es ihm genau.
    »Und du hast keinen Verdacht?«
    »Nein.«
    »Hoffentlich kriegen meine großen Ohren etwas mit. Bist du ganz sicher, dass dir niemand schaden will?«
    »Was hältst du denn von einem ausgiebigen Frühstück?«, fragte ihn Iker.
    »Oh, ich fürchte, deine Küche ist noch leer. Ich gehe schnell alles Nötige holen.«
    Und während sich Sekari auf den Weg machte, dachte Iker über seinen Ratschlag nach: Man darf keinem trauen.

 
59
     
     
     
    Der Libanese wirkte nur so ruhig und entspannt. Um diesen Schein zu wahren, verschlang er zweimal so viel Kuchen wie sonst. Eines Tages würde er sich wohl darum kümmern müssen, ein bisschen abzuspecken.
    Aus Kahun gab es eine gute Nachricht: Wie für den Notfall geplant, hatte sein Handlanger einen alten Schreiner beseitigt, der zu geschwätzig gewesen war. Das Geschäft, das ihm zu einer Schlüsselposition in der Oberschicht von Memphis verhelfen sollte, verzögerte sich dagegen, und zwar wegen unbrauchbarer Mittelsmänner, die er unverzüglich austauschen musste.
    Eine Schiffsladung Zedernholz aus dem Libanon war unbeschadet im Hafen von Memphis gelandet. Jetzt musste man nur noch herausfinden, ob sie dem Zoll verdächtig vorkam oder nicht.
    Der Libanese benutzte bereits zum dritten Mal an diesem Vormittag sein Duftwasser. In Kürze würde sich herausstellen, ob sein ägyptischer Geschäftspartner ein Freund oder ein Feind war.
    Falls es sich bei der ganzen Sache um eine Falle handeln sollte, war sein Schicksal besiegelt: Zwangsarbeit bis ans Ende seiner Tage. Diese

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