Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
Vom Netzwerk:
Adern stocken ließ. »Hast du die Ergebnisse, die wir wollten?«
    »Weit mehr als das, was wir uns erhofft haben, Herr, weit mehr!«
    »Bitte keine Prahlerei, mein Freund.«
    »Der Mann, der gerade mein Haus verlassen hat, heißt Medes. Er steht im Dienst von Pharao Sesostris, für den er Erlasse und Bestimmungen verfasst. Er ist also eine der wichtigsten Persönlichkeiten am Hof, und ich habe ihn jetzt in der Hand! Er hat zwar ein bedeutendes Amt inne, aber das scheint ihm nicht zu genügen. Er möchte auch noch reich werden. Und eben dieser Mann ist jetzt mein Partner in dem Zedern- und Pinienholzgeschäft.«
    »Ausgezeichnete Arbeit«, lobte ihn der Prophet.
    »Medes weiß übrigens nicht, dass ich bereits in Erfahrung gebracht habe, wer er ist«, fuhr der Libanese fort. »Mich hat er allerdings genau überprüfen lassen und ist zu dem Schluss gekommen, dass meine Handelsverbindungen jedem Vergleich standhalten. Er hat mir jetzt auch eine erste Liste von Leuten genannt, die ich mit Holz bedienen soll.«
    »Du hast doch hoffentlich nicht etwa vergessen, deine Gewinnbeteiligung zu erhöhen?«
    »Ist denn das nicht selbstverständlich, Herr?«
    »Ich will dich nicht dafür tadeln. Dein Beitrag zu unserer Sache wächst mit Sicherheit dementsprechend.«
    »Daran besteht kein Zweifel.«
    »Du musst dir jetzt erst einmal das Vertrauen dieses Medes erschleichen«, empfahl der Prophet. »Dazu wirst du einige gute Geschäfte brauchen, die ihn zufrieden stellen.«
    »Ihr könnt Euch auf mich verlassen, schließlich verstehe ich etwas von meinem Beruf. Medes wird reich – und zwar schnell.«
    »Was ist mit dem Zwischenfall in Kahun?«
    »Der Schwätzer plaudert nicht mehr.«
    »Hatten ihn die Ordnungskräfte verhört?«
    »Nein, Herr. Aber der Schreiner Hobel hat angefangen, immer mehr die Nachbarschaft und seine Besucher voll zu schwatzen. Unser Spitzel war der Meinung, seine Geschichten könnten gefährlich werden, und hat die erforderlichen Schritte unternommen.«
    »Sehr gut, mein Freund. Arbeite weiter an deinem Verbindungsnetz und lasse nicht in deinen Anstrengungen nach.«
    »Das verspreche ich Euch, Herr!«
    »Und achte auf deine Figur. Zu viel Essen ist schlecht für das Nachdenken, zu viel Trinken ist schlecht für die Umsicht.«

 
60
     
     
     
    »Die Aufstellung ist fertig«, erklärte Iker.
    »Nach nur einer Woche? Da musst du ja Tag und Nacht gearbeitet haben!«, sagte Heremsaf erstaunt.
    Er prüfte die Papyrusrolle, die mit einer schnellen, aber gut lesbaren Schrift bedeckt war, und wusste sehr bald, dass es sich dabei um ausgezeichnete Arbeit handelte.
    »Der Kahlkopf hat sich beklagt, dass er wegen übermäßig vieler Überstunden krank geworden sei«, sagte Heremsaf mit Vorwurf in der Stimme.
    »Das tut mir Leid. Deshalb hatte ich ihm aber empfohlen, das Bett zu hüten, während ich mich um die letzten Kleinigkeiten gekümmert habe. War es dem Stadtvorsteher nicht eilig mit der Liste?«
    »Doch, doch, aber weder er noch ich hätten dir nur so wenig Zeit dafür gegeben.«
    »Ich hatte es so verstanden, dass…«
    »Gratuliere, mein Junge. Du hast der Stadt einen großen Dienst erwiesen. Nun müssen wir uns eine neue Aufgabe für dich ausdenken. Was würdest du denn am liebsten machen?«
    Dabei kannte Heremsaf die Antwort: in den Archiven arbeiten!
    Iker schien erst überlegen zu müssen. »Ich möchte gerne, dass man mich für den Anubis-Tempel einteilt«, sagte er schließlich.
    »Den ich verwalte?«
    »Ja, angesichts Eurer zahlreichen Verpflichtungen könnte ich mich dort nützlich machen.«
    Einen Moment lang argwöhnte Heremsaf, der junge Mann könnte sich über ihn lustig machen. Aber Iker sprach höflich und überlegt und benahm sich ehrerbietig wie immer.
    »Bist du etwa endlich vernünftig geworden, Iker? Ich sage es dir noch einmal: Vorausgesetzt, du vergisst die Vergangenheit mit all ihren Trugbildern, steht dir eine glänzende Laufbahn offen. Den Streit, den wir neulich hatten, habe ich für mein Teil bereits so gut wie vergessen.«
    »Dafür bin ich Euch sehr dankbar.«
    Heremsaf zweifelte zwar noch immer an Ikers Aufrichtigkeit, aber er machte doch einen sehr überzeugenden Eindruck auf ihn.
    »Der Anubis-Tempel ist gar keine schlechte Idee… Zumal die dortige Bibliothek dringend neu geordnet werden müsste. Der Bibliothekar ist vor einem Monat verstorben, und der Mann, der ihn zur Zeit vertritt, verfügt nicht über die Kenntnisse, die notwendig sind, um die Bedeutung alter Schriften zu

Weitere Kostenlose Bücher