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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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erst mal die Barren weg. Dann sehen wir weiter.«
    Die Schlacke schwamm an der Oberfläche, während sich das Kupfer am Boden des Ofens absetzte, von dort durch Gräben abfloss, aus denen man das Rohmetall gewann, noch mal in einer Wanne schmolz und dann in Hohlformen goss und unter Hammerschlägen erkalten ließ. Schließlich wurde das Kupfer zu Barren geformt und für den späteren Transport nach Ägypten eingelagert und nummeriert.
    Einen Monat später lagerte Iker noch immer Kupferbarren ein. Schiefmaul hatte ihn kein einziges Mal zurechtgewiesen.
    »Sehr seltsam«, stellte Sekari fest und kaute an einer Feige. »Sonst ist er eigentlich nicht so entgegenkommend.«
    »Ich gehorche und bin still: Das muss ihm reichen. Außerdem hast du mir eben sehr wirksame Amulette gegeben.«
    »Na ja, schön für dich, aber sei trotzdem vorsichtig.«
    »Sag mal, Sekari, hast du vielleicht schon mal von zwei Seeleuten gehört, die Schildkröten-Auge und Messerklinge heißen?«
    Sekari dachte nach. »Nein, die Namen sagen mir nichts.«
    »Könntest du vielleicht mal die anderen Gefangenen danach fragen?«
    »Wenn du willst. Sind sie deine Freunde?«
    »Ich habe sie aus den Augen verloren, außerdem würde ich gern wissen, woher sie kommen. Und dann will ich auch noch den falschen Wachmann wiederfinden, der mich beinahe totgeschlagen hätte.«
    »Ein falscher Wachmann? Bist du sicher, dass…«
    Iker beschrieb den Mann.
    »Meinetwegen, ich werd mich drum kümmern. Aber ich kann dir nichts versprechen.«
    Sekaris Bemühungen erwiesen sich als fruchtlos. Keiner der Sträflinge hatte ihm auch nur den kleinsten Hinweis geben können.
    Iker versuchte, seine Enttäuschung zu verwinden, und kümmerte sich wieder ganz um seine Arbeit, die wirklich sehr hart war.
    »Ganze Arbeit, mein Kleiner«, sagte Schiefmaul anerkennend, ja beinahe freundlich. »Eigentlich hast du was Besseres verdient. Also – damit du wenigstens irgendwas von der Zeit hier hast: Du wirst alles über das Kupfer lernen, angefangen bei den Öfen. Morgen machen wir sie zusammen sauber. Ich hoffe, du weißt, dass das ein verdammtes Vorrecht ist. Ich erlaube es dir, weil du in der Lage bist, bei der Sache zu bleiben. Das schaffen nicht viele, und so etwas muss belohnt werden.«
    Dann schlurfte Schiefmaul davon. Er konnte diesen Kerl einfach nicht mehr aushalten, der ganz offensichtlich ein Spitzel war, den man hier abgesetzt hatte um herauszufinden, wie die Hierarchie unter den Gefangenen funktionierte.
    Und wen sie dabei vor allem im Auge hatten, das war er höchstpersönlich, Schiefmaul!
    Dieser Iker würde ihn bestimmt anschwärzen, und dann würde er wieder in einen Bergwerksstollen versetzt. Da gab es nur einen einzigen Ausweg: Er musste ihm den Kopf in einem Ofen grillen und das Ganze so aussehen lassen, als wäre es ein Unfall.
     
     
    Die Sonne ging auf.
    Sekari streckte sich und gähnte. »Heute muss ich in der Küche helfen«, sagte er. »Und was machst du?«
    »Ich soll mit Schiefmaul die Öfen putzen«, antwortete Iker.
    »Na, der scheint’s ja wirklich gut mit dir zu meinen! Das schaut ja fast so aus, als wollte er dich zu seinem Nachfolger machen.«
    Als Iker und Sekari ihre Hütte verließen, stießen sie auf den Vorarbeiter und einen Trupp Wachmannschaften.
    »Ihr beide, Schiefmaul und drei weitere Gefangene werdet verlegt«, teilte man ihnen mit.
    »Wohin denn?«, fragte Sekari.
    »In die Türkisminen der Göttin Hathor.«
    »Und warum das?«
    »Befehl von oben.«
    »Aber wir haben uns doch gut aufgeführt, es gibt keine Klagen, wir…«
    »In den Türkisminen werden dringend mehr Leute gebraucht. Wenn ihr gehorsam seid und hart arbeitet, müsst ihr nicht wieder hierher zurück, und ich verspreche euch bevorzugte Behandlung.«

 
18
     
     
     
    Alle Wege nach Abydos wurden von Soldaten überwacht, die keinen passieren ließen. Die einzige Möglichkeit, ins Reich des Osiris zu gelangen, führte über die Anlegestelle für Boote, die unter strengster Bewachung stand. Angeführt vom Schiff des Pharaos, legte hier ein Verband kleinerer Kriegsschiffe an.
    Unter seiner persönlichen Aufsicht entluden die Männer Steinblöcke, Sockel für Säulen und Pflastersteine. Dann verließ der Trupp der Handwerker aus dem Schlangengau das Boot, unter ihnen ein Baumeister, Bildhauer und Zimmerleute. Sie alle hatten geschworen, über ihren Auftrag Stillschweigen zu wahren. Sie wussten auch, dass sie erst wieder zurück zu ihren Familien durften, wenn sie ihr Vorhaben

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